28. DOK.fest München 2013
Are You Listening! |
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Schiffbruch ohne Zuschauer: Are you listening! | ||
(Foto: Journeyman Pictures) |
Von Natascha Gerold
Ein Stock mit beweglichen Rädchen aus Plastikabfall – das neue Spielzeug für den kleinen Protim ist fertig. Der will jetzt los. »Wo liegt Dein Zuhause?«, fragt er den Mann hinter der Kamera. Der Befragte weist ihm die Richtung, in die Protim wie ein geölter Blitz mit seinem neuen Gefährt davonrennt. »Nix wie weg« wird wohl sein Lebensmotto.
Ein Deich, auf den sich die ehemaligen Bewohner des Dorfes Sutorkhali retten konnten, ist der Schauplatz von Are
you listening! von Kamar Ahmad Simon. Mit dem Fokus auf eine Kleinfamilie zeigt er, wie die Menschen ihr gemeinsames Leben und Überleben bewältigen, nachdem ihre Häuser und fruchtbaren Felder am Küstengürtel vom Bangladesch von den Flutwellen 2009 zerstört wurden: Organisationsprobleme bei der Zuteilung von Hilfsgütern, Unterricht für die Kinder, die Errichtung großer Schutzwälle und weitere Vorkehrungen, die vor der nächsten Flut getroffen werden müssen, die schon
wieder droht – mit keinem Wort wird der Klimawandel erwähnt. Doch jedes Bild, jede Szene zeigt eine andere seiner weitreichenden Folgen für die Menschen in Bangladesch auf sehr klare und eindringliche Weise. Klimawandel – das bedeutet Temperaturanstieg, höherer Meeresspiegel, heftigere Niederschläge während der Monsunzeit in noch kürzeren Abständen, während das Meerwasser in die Flüsse drückt und fruchtbares Land für immer vernichtet.
Welche Chancen gibt es noch für dieses Land, das mit am schlimmsten unter den Problemen leidet, die andere verursacht haben? Die Frage nach Verantwortung stellt nicht der Film, sie ist die logische Konsequenz des Gezeigten. Umso mehr, wenn vor dem geistigen Auge des Zuschauers dann auch noch die aktuellen Bilder der eingestürzten Textilfabriken von Dhakar auftauchen.
Are you listening! So., 12.05., 18:00 Uhr, Völkerkundemuseum
www.dokfest-muenchen.de