66. Berlinale 2016
Im Bikini-Atoll des deutschen Kinos |
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»schlafwandelnde göttin trifft letzten der großen liebhaber diesseits der alpen.« |
»Berlinale ist für Leute, die allein gelassen werden wollen mit dem, was sie nicht haben. Mal was anderes als diesen ewigen Euromüll. ...hoffentlich verlöschen bald wieder auch die letzten Berlinale-Grablichter – und wir tappen endlich wieder im Dunkeln.«
Lemke, 2016
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»Schlafwandelnde göttin trifft letzten der großen liebhaber diesseits der alpen.« – Das ist der Stoff, aus dem Kinoparadiese sind. Einen Splitter dieses Paradieses, manchmal auch größere Brocken, enthalten die Filme von Klaus Lemke. Der hat 2015 den Film Unterwäschelügen gedreht, mit Mela Feigenbaum und Henning Gronkowski.
Der Regisseur selbst beschreibt sein Werk so: »Unterwäschelügen – eine halbschwarze komödie aus
den privaten darkrooms der künstler und banditen im umkreis der schwabinger Akademie der Schönen Künste. Kann Genie noch alles? Oder ist nur im Bösen jede Lust zu finden? Ist das geheime verlangen aller – nur die Sehnsucht nach Spießigkeit? Kommt Film überhaupt noch ran an die verbotenen früchte? on location juli/august 2015 in muc Film Lemke abgedreht.«
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Die Berlinale hat ihn abgelehnt, was sie meiner bescheidenen Ansicht nach besser nicht getan hätte, was für den Regisseur aber fast schon einem Ritterschlag gleichkommt. »Attakke! NGM! No Government Movies! Fuck Berlinale! Lemke.« – solche Text- und Netz-Botschaften schickt er dann in die Welt heraus.
DADA wird 100, Klaus Lemke erst 75. Bombe!
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»Bye Bye Berlinale!! Wie museal darf die Berlinale noch sein? Vollsubventioniert wie das deutsche Theater? Verbeamtet wie ein Rundfunkorchester? Längst sind fast beliebige US-Serien unendlich spannender als jedes Produkt des feudalistischen deutschen förderwahns. Das ganze system film in Deutschland ist ein Fußtritt in jedewede Kreativität. Lemke
Der deutsche Film ist in den Sechzigern auf klassenfahrt hängengeblien, als die Oberhausener Minister Höcherl wg
Subvention für das Kulturgut Film angingen. Das war de facto der Anschluss an das Staatskino der DDR.
Wir haben die schönsten Frauen. Wir bauen die feinsten Autos. Aber unsere Filme sind seitdem wie Grabsteine. Brav. Banal. Begütigend. Frigide. Käuflich und selber schuld. Lemke«
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Man sollte diese Beiträge zum deutschen Kino nicht unterschätzen. Lemke ist lässig, aber obwohl er es nicht sein will, wäre er auch ein guter Coach, ein Antreiber, und einer der allen im deutschen Kino den Spiegel vorhält, egal, ob sie sich in ihm wiedererkennen können und wollen, oder nicht.
»Nur deutsche filme versuchen noch die geballte Irrationalität des Lebens auf ein Kreuzworträtsel runterzurechnen, bei dem zum Schluss alles zusammenpassen muss. Dabei lassen selbst
US-Blockbuster die Welt immer noch etwas unerklärbarer zurück als sie die Welt vorgefunden haben.«
»aber: wenn er nicht gewollt hätte, das sie geschoren werden – hätte der liebe gott deutsche filmregisseure nicht zu schafen gemacht. Der deutsche Film ist in den Sechzigern auf klassenfahrt hängengeblien, als die Oberhausener Minister Höcherl wg Subvention für das Kulturgut Film angingen. Das war de facto der Anschluss an das Staatskino der DDR.
Wir haben die schönsten Frauen.
Wir bauen die feinsten Autos.
Aber unsere Filme sind seitdem wie Grabsteine. Brav.
Banal. Begütigend. Frigide. Käuflich und selber schuld. Lemke«
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Lemke ist auch ein guter Zeuge jener Zeit, als das deutsche Kino mal jung war. Ich glaube, dass diese Beschreibung zum Beispiel recht exakt ist: »...letzte Woche auf die Frage eines bloggers: ob Warhol oder Godard in den Sechzigern für uns wichtiger war? In den Sechzigern waren wir alle in dasselbe verliebt: In uns. Und dass uns das Leben vor lauter Begeisterung aus der Hand fressen müsste, wenn wir nur immer so weitermachen. Bis wir dann in den 80ern selbst zum Futter wurden.
DAMALS waren Warhol und Godard bestenfalls Statisten. Niemand konnte sich eine Welt vorstellen, in der wir nicht selbst die Größten waren.«
Da versteht man erst, wie blöd diese heute beliebte, aber eben auch biedere Frage nach Vorbildern, nach Leuten, die wichtig sind, den Jungen von damals vorkommen muss, wie alt wir alle im Vergleich sind.
»Ganz früher haben sich Regisseure für Film und Mädchen interessiert. Ab den 80ern nur noch für Filmtechnik und Catering. Heute exklusiv nur
noch für den artgerechten Einbau von Wandschränken und die neuen Gartenmöbel.«
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Jetzt dreht er gerade wieder in Spanien, auf Fuerteventura: »A Story from Hell... mal nicht cool und gekonnt, aber mit fiebrig-schäbiger eleganz mörderisch verantwortungslos korrupt anstrengend und geil. er ist ein hochexplosiver Mix aus deutsch, geld irrational, suicide.maniac – den die blacks als reinkarnation eines brutalen Vodoomonsters sehen. Aber auch daz ALLES zählt nicht bei dieser eve-of-destruction: diese Venus killt das Monster. Er wird mumifiziert. Von den
Blacks als Gott angebetet. Als Gespenst verfolgt er weiter seine unerreichbare Geliebte.«
Wer möchte diesen Film nicht sehen?
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»Hingelümmelt aufs sprungbrett ins nirvana: sollte man 75 öfters mal die eigene meinung komplett ratzfatz ignorieren. nicht nur immer die anderen. man muss film umarmen. und dann plündern wie die päpste die kirche. Mit fiebrig-schäbiger Eleganz. Besitos, K«
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Wer sie einmal kennengelernt hat, vergisst sie nicht. Safia. Mal unter dem Namen Safia de Monney als Schauspielerin aktiv, jetzt als Safia Al Bagdadi Buchautorin. Kennengelernt haben wir uns, als wir beide noch für Filmfest München arbeiteten, also vor langer langer Zeit, was man Safia nicht anmerkt. Sie ist jung geblieben. Jetzt haben wir’s nach Berlin geschafft, und am
Dienstagabend gibt es den ultimativen Lesungstermin:
16. Februar, 19h30 in der Buchhandlung »Uslar & Rai«, Schönhauser Allee 43, 10435 Berlin.
Es lesen auch die Autoren Sven Stricker und Tom Liehr aus Ihren Romanen, die humorvoll und absolut hörenswert sind!
Das ist der allerbeste Berlinale-Ausweichtermin für die, die sowas nötig haben. Dieter Kosslick hat sich angeblich angemeldet.