75. Filmfestspiele von Venedig 2018
»Hey Vincent!« |
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Der geniale Künstler in der Natur: At Eternity’s Gate ist überhöhtes Biopic | ||
(Foto: DCM Filmdistribution) |
»Es gibt ja viele Spielfilme über Künstler und Maler. Meistens wird da der Schaffensprozess als etwas unglaublich Leidenschaftliches dargestellt. Am besten, der Künstler schneidet sich ein Ohr ab und malt mit dem Blut des Ohrs dann gleich das Bild! Ich hatte immer das Gefühl, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht.«
Florian Henckel von Donnersmarck; im Spiegel-Interview vom 25.08.18
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Bleierne Langeweile senkte sich über den Lido: Der Montagmorgen war Julian-Schnabel-Tag und der überschätze amerikanische Hipster-Regisseur unterbot noch alle bescheidenen Erwartungen: At Eternity’s Gate heißt sein Film. Wieder einmal ein Künstlerportrait von Schnabel, wieder einmal ein Van-Gogh-Film. Van Gogh ist wohl das Symbol des »genialen Menschen« in der Moderne, der »enigmatische Künstler« schlechthin.
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»Am Tor der Ewigkeit« – auch wenn das der englische Titel eines Gemäldes von Vincent van Goghs ist: drunter geht’s wohl nicht. Willem Dafoe war in der Rolle des Genies zu sehen – wer sonst? Schließlich hat der Mann schon Jesus gespielt, was bleibt da noch? wer könnte besser solche Schnabel-Sätze sprechen, wie: »Gott machte mich zum Maler für jene Menschen, die heute noch nicht geboren sind.« Und Dafoe hat die blauesten Augen der Filmszene, so schrillblau wie der Himmel
über Van Goghs Sonnenblumen. Er war nicht der einzige outrierende Darsteller in dieser Kitsch- und Klischeeorgie, die das Schlimmste im Gegenwartskino zusammenbringt: Ein chicer amerikanischer Künstler und ein Haufen nicht ganz wichtiger Schauspieler, die es toll finden, bei diesem Superkünstler einen Gastauftritt zu haben: Oscar Isaac, Emmanuelle Seigner, Mads Mikkelsen (als Priester!! hihi), Rupert Friend.
Man kann sich das leider nur zu gut vorstellen: Amerikaner, die
unter nichts weniger leiden, als unter mangelndem Selbstbewusstsein, und es für tiefsinnige Kunst halten, wenn Van Gogh dann irgendwann nackt auf der Wiese tanzt und dabei die Arme nach oben gerichtet hat, als erlebe er gerade sein persönliches Pfingstwunder. Und Oscar Isaac, der natürlich Gauguin spielt – Yeah, who else?
Man ahnt es schon, wenn man das Statement des Regisseurs liest: »This is not a forensic biography about the painter. It is about what it is to be an artist.
It is fiction, and in the act of pursuing our goal, if we lean towards the divine light, we might even stumble onto the truth. The only way to describe a work of art is to make a work of art.«
Wie bescheiden! So von Künstler zu Künstler: »Hey Vincent!« Es geht also eigentlich um Schnabel selbst.
Wahrscheinlich ist auch Julien Schnabel von Gott zur Erde gesandt worden, um Kino für Menschen zu machen, die noch nicht geboren sind.
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»In der Türkei haben wir für solche Filme einen speziellen Ausdruck«, sagt Nil nach dem Film, und muss lachen: »I did it, therefore it’s great.«
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Offenbar haben jetzt die Tage der Künstlerportraits begonnen. Als nächstes erzählt Florian Henckel von Donnersmack das Leben Gerhard Richters. Und dann erzählt Brady Corbet von Starruhm, mit Natalie Portman und Jude Law. Dieser letztgenannte, Vox Lux ist für mich einer der am gespanntesten erwarteten Filme der Mostra.
(to be continued)