20.02.2019
69. Berlinale 2019

Berlinale-Bashing? Von wegen!

Holy Beasts
Udo Kier in »Holy Beasts«, Sektion Panorama
(Foto: Batu Films / Berlinale)

Verteidigung der Kritik – was Cinephilie tatsächlich bedeutet; Berlinale-Tagebuch, Folge 12

Von Rüdiger Suchsland

»Coming to the Berlinale for the last 18 years is like visiting someone you once were in love with dying of cancer.«
Ein wohl­be­kannter briti­scher Film­kri­tiker, 2019 im Gespräch.

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An den letzten Tagen haben sich die Kollegen des Perlen­tau­cher richtig Sorgen um mich gemacht: »An der Grenze zum Herz­an­fall« sah mich Thomas Groh, vor lauter Ärger, wie sehr mich die Berlinale zum Griesgram macht. Aber alles über­standen, danke übrigens, lieber Perlen­tau­cher fürs häufige Verlinken. Nur eine Anmerkung sei erlaubt: Man hätte außer der Haltung des Ärgers über die eigene Stimmung auch noch ein paar der vielen Argumente zitieren dürfen, die es in dem Text ja auch gab. Aber egal, jetzt müssen die Leute halt vom Perlen­tau­cher weg wieder auf Artechock klicken, denn hier kann man das ja alles nachlesen, genau wie unsere leider unver­linkte prägnante Gegen­stimme zur allge­meinen Schanelec-Lobhu­delei.
Ansonsten: Ja, mir geht’s gut – im Gegensatz zu allen, die letzte Woche von Fieber und Grippe des Berlinale-Virus gepackt wurden, der ange­mes­senen körper­li­chen Antwort auf dieses Festival in seiner jetzigen Gestalt, und die jetzt noch tagelang abhusten müssen, bin ich nicht krank geworden.

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Das gibt Gele­gen­heit, nochmal ein paar andere Dinge zurecht­zu­rü­cken: Allgemein gibt es manche, die meine Texte hier und ande­ren­orts als »Berlinale-Bashing« miss­ver­stehen, oder es für Miese­pe­terei halten, Gries­grä­mig­keit, oder derglei­chen Vorur­teile, die immer dann gegen Kritik ins Feld geführt werden, wenn man nicht argu­men­tieren will. Es bleibt ein großes Miss­ver­s­tändnis, von dem auch Kollegen nicht verschont werden.
Denn Kritik zu üben, hat mit schlechter Laune nichts zu tun, sondern eher mit enttäuschter Liebe – denn eben weil ich Film­fes­ti­vals so liebe, besonders die Berlinale, die mir 1997, 98, 99, 2000, 2001 (erst dann fuhr ich erstmals nach Venedig) die Augen geöffnet hat, was ein Film­fes­tival sein kann, eben weil ich so opti­mis­tisch bin, dass ich überzeugt bin, dass eine viel bessere Berlinale möglich ist, gerade deshalb finde ich es halt sehr schade, dass nur in Deutsch­land manche immer noch nicht begriffen haben, was für ein Zyniker und egozen­tri­scher Macht­mensch Kosslick ist, und wie sehr seine Entourage aus Höflingen die Berlinale ruiniert haben. Nur darum empört es mich, lässt es mich eben nicht kalt, zu erleben, dass jetzt nicht nur von der Berlinale-Propa­gan­da­ab­tei­lung so getan wird, als hätte es vor Kosslick keine Berlinale gegeben, und als wäre nach ihm keine möglich.
Als Optimist und wohl­wol­lender, anti­mie­se­pe­triger Charakter blicke ich dagegen voller Vorfreude auf die Berlinale der Zukunft unter Carlo Chatrian und Mariette Rissen­beek – das kann nur viel besser werden. Und schlechter ginge es nur, wenn Donald Trump neuer Berlinale-Direktor würde!

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Das ganze Rumgeduze, das »Danke, Dieter!«, das »Du bist ein unnach­ahm­li­cher, herz­li­cher, authen­ti­scher, liebens­wür­diger Festi­val­leiter! Unver­gess­lich! Du wirst immer ein Teil der Berlinale sein.« ist nicht njr voll­kommen über­trie­bener Quatsch, es ist geschmack­loser Stil­ver­fall, Geschmacks­ver­ir­rung, besten­falls Fantum, und hat mit Film­kritik wie immer man sie verstehen will, nichts zu tun.
Die Filmwelt kommt nach Berlin, weil Dieter Kosslick das gewisse Etwas hat; »Dieter Kosslick hat die Berlinale zu einem der wich­tigsten Festivals der Welt gemacht.« – nur zwei Zitate aus der ober­pein­li­chen Abschluss­gala vom Samstag – sie zeigen: Die Berlinale allein ist nicht das Problem; wir brauchen in den nächsten Jahren eine Entkoss­li­cki­sie­rung des deutschen Films.

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Klar, dass es dann auch – glück­li­cher­weise nur wenige einzelne – Stimmen gibt, denen nicht anderes einfällt, als dass sie glauben, das Lob der kommenden Leiter diene dazu, »mich anzu­bie­dern, indem ich Vorgänger diskre­di­tiere«.
Das verrät sowieso nur etwas über das Denken derje­nigen, die so argu­men­tiert. Zudem: wer kriti­siert, diskre­di­tiert nicht. Kritik ist ein Zeichen von Respekt – das hat sich in manchen Kreisen noch nicht herum­ge­spro­chen.

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Vor einem Jahr schrieb an dieser Stelle die Kollegin Dunja Bialas: »'Die Berlinale ist Scheiße!', schleu­dert mir ein Berliner Kollege entgegen. Hm, denke ich mir, die Berlinale ist alles mögliche, aber bestimmt nicht Scheiße. In manchen Kreisen aber ist es sinnlos geworden, ein Gespräch über die Berlinale zu beginnen. Hass und Wut kommen einem entgegen, wenn man nachfragt. In einer öffent­li­chen Diskus­si­ons­runde, die während der Berlinale abge­halten wurde, pole­mi­siert ein Filme­ma­cher, das Programm der Berlinale, so wie es ist, könnten auch Affen zusam­men­stellen....
Nur in Berlin, so habe ich den Eindruck, können Debatten derart hoch kochen. Das wirkt dann auch mal provin­ziell. Stichwort: die Besetzung der dffb-Leitung. Stichwort: die Volks­bühne und Chris Dercon. Stichwort: Kosslick und die Berlinale.«

Das ist mir eine zu läppische Erklärung. Mit Berliner Provin­zia­lität (die dann von der Münchner urbanen Gelas­sen­heit durch­schaut wird??) hat das überhaupt nichts zu tun.
Auch Bürger der Provinz­städte London, New York, Paris, Wien und Istanbul sehen die Berlinale ähnlich.

Und auch Bialas musste dann zugeben: »Noch wird Berlin als europäi­sches A-Festival in einem Atemzug mit Cannes und Venedig genannt. Doch es verliert an Renommee, zu unbe­deu­tend, zu divers sind die program­mierten Filme.«

Also! Darum geht es doch.

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»Gerade mag ich diesen Warte­zu­stand ganz gern, bringt etwas Ruhe. Ich habe selten eine Berlinale weniger herbei­ge­sehnt wie die dies­jäh­rige. Hat auch was.« – ein Freund hat im Vorjahr am Tag vor der Eröffnung für sich seine Stimmung so auf den Punkt gebracht, und damit auch meinen eigenen Geis­tes­zu­stand.
Wir schleppen uns hier nur noch hin, weil wir halt als Jour­na­listen Geld verdienen müssen, und weil zu viele immer noch auf die Berlinale herein­fallen, oder halt glauben, sie müssen berichten.
Man könnte diesem ganzen Berli­na­le­quatsch, dem popu­lis­ti­schen Gesülze von »Publi­kums­fes­tival« sofort ein Ende setzen, wenn man einfach mal gar nicht berichten würde. Einfach nix, auch keine Verrisse. Aufmerk­sam­keits­stop. Narziss­mus­stop. Und Schluss­strich, und dann Neustart dieses theo­re­tisch so tollen Festvals.

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Man würde der Film­kultur in Deutsch­land damit einen großen Dienst erweisen. Statt­dessen sollte man ausführ­lich von Graz und der Diagonale berichten, von Kopen­hagen, von BAFICI, von Belgrad, von Film­fes­ti­vals also, wo mit ungleich gerin­geren Mitteln tatsäch­lich Film­kultur zele­briert wird, nicht Filmun­kultur, wie in Berlin.
Das ist natürlich ein Wunsch­traum, der einer bleiben wird.

Das wäre Cine­philie.

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Cine­philie ist nicht Wohl­fühl­kultur. Ist nicht heitere Versöhn­lich­keit. Ist nicht »wir sind alle in einem Boot«. Ist aber auch nicht sich abschotten und mit der »Kampf­gruppe Schanelec« in den Unter­grund gehen.

Es ist Streit. Thekla Dannen­berg schrieb im Perlen­tau­cher hinreißend pathe­tisch und ange­messen über Rob Garvers »What She Said« über Pauline Kael: »Pauline Kael schrieb in einer Zeit, als die wich­tigsten intel­lek­tu­ellen Debatten über Kunst, Ethik und Ästhetik in Film­kri­tiken und mit exis­ten­zi­eller Dring­lich­keit ausge­tragen wurden, als Film­kri­tiker wichtige Gäste in den Talkshows der Fern­seh­sender waren. André Bazin, Manny Farber und der unver­gleich­liche Robert Warshow hatten bewiesen, dass Kritiken nicht Leser­ser­vice sind, sondern Essays von höchstem intel­lek­tu­ellen Rang. Jean-Luc Godard und François Truffaut, Ingmar Bergman und Akira Kurosawa hatten gezeigt, dass Filme kein Eska­pismus sind, sondern Kunst. Und alle waren überzeugt, dass es ohne Kritik keinen Fort­schritt im Film geben könne. Tempi passati.«

Nur der Quie­tismus des letzten Satzes ist Ideologie. Wenn diese Zeiten vergangen sein sollten, dann müssen wir den Lauf der Zeit eben umkehren. Re-Evolution heißt: Rückkehr zur natür­li­chen Entwick­lung.

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Wir aber haben keine Streit­kultur bei uns. Zur Zeit. Im letzten Jahr kniff Chris­tiane Peitz, mit mir im Radio über die Berlinale zu disku­tieren, weil sie weiß, dass ich die Dinge, auch ihre Inter­essen und die ihres Verlags beim Namen nennen könnte.

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Immerhin sind sich alle einig, dass der dies­jäh­rige Jahrgang »äußerst dünn« war (so Andreas Busche im »Tages­spiegel«: »So ereignis- und höhe­punktarm war lange kein Wett­be­werb mehr«, ohne »neue Impulse oder eine Neugier an aufre­genden Kino­bil­dern«).

Nur das Panorama war über­ra­schend gut: Über Laura Amelias Holy Beasts mit Geraldine Chaplin und Udo Kier schrieb Barbara Wurm in der taz: »große Auteur-Kunst ... Unauf­dring­lich perfekt die Perspek­tiven und Winkel der Kame­rafüh­rung Cárdenas, subtil die Nähe zu den Charak­teren, hoch­kom­plex die Drama­turgie. ... Weit weit weg von MeToo & Co. Sexy, intel­li­gent cinema. Soll es geben.«

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Ein Film­kri­tiker aus der Türkei (ich schreibe hier keine Namen, weil die betref­fenden Menschen dann nur Ärger mit der Pres­se­ab­tei­lung der Berlinale kriegen): »Als ob er die Berlinale groß gemacht hätte, als ob er den deutschen Film groß gemacht hätte – lächer­liche Lügen und Propa­ganda!«

Jonathan Romney im »Guardian« resümiert: »If film festivals were banquets, the signature dish of a vintage Cannes would be a rich, piquant bouil­la­baisse; of a good Sundance, a juicy burger dripping with relish. In Berlin, however, we‘ve learned to expect something more like a tofu bratwurst with extra broccoli. This festival tends to be stodgy and not obviously appe­ti­sing, but you generally hope that it will at least be good for you. This year it was barely that, and the broccoli was decidedly wilted.«
Best docu­men­tary: 'What She Said: The Art of Pauline Kael', Rob Garver‘s portrait of the influ­en­tial, combative film critic, maker of repu­ta­tions and ruthless scourge of medio­crity. She would not have been amused by this year‘s Berlinale.

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Von den Kollegen des Radio erfahre ich: BBC ist dieses Jahr nicht gekommen. Radio France macht seine übliche Sonder­sen­dung nicht mehr. Die Schweden sind weg. Ein inter­na­tio­naler Publizist erzählt weiter: Die New York Times ist nicht da. Aus anderen Ländern kommt nur die Hälfte oder ein Drittel der üblichen Jour­na­listen.
Mit Pres­sesterben hat das nichts zu tun. Denn nach Cannes und Venedig kommen alle. Dies ist Berli­na­lesterben.

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Es sind nicht nur Film­kri­tiker, die es satt haben: »Ein Hohn, er hat sie ruiniert die ganze Berlinale« sagt ein deutscher Filme­ma­cher, der auch schon da zu Gast war. Und es stimmt: Die Berlinale ist ruinös und ruiniert von diesem Suppen­kasper, den sie als »Mister Berlinale« feiern, blödes Pfeifen im Wald.
Ein anderer Regisseur, auch überaus regel­mäßiger Berlinale-Betei­ligter, schreibt: »Zu dem Thema der immer wieder mantra-artig wieder­holten ›Publi­kums­fes­tival‹-Behaup­tung: ›Wenn das wirklich so wäre, dann müsste es ja unter den Filmen viele Filme geben, die heiße Ware für Verleiher, TV-Sender und Home Ent-Anbieter oder Lizenz­ware für die VOD-Platt­formen wären.
Aber genau das fehlt auf der Berlinale. Es gibt laut den Verlei­hern und Buyern, mit denen ich sprach (auch deutsche Indies, die Dieter immer vertei­digten) genau eben KEINE Ware, die man unbedingt haben muss und kaufen will. Man will eben auch im offi­zi­ellen Programm Sachen haben, die heiß bespro­chen werden, die alle auch nach der Berlinale noch sehen wollen, in welcher Nische oder Plattform auch immer..., die man aber eben unbedingt kaufen will... Genau das fehlt diesem Festival. Politisch korrekte Ware kann nur beim Festival hoch­jazzen... Und genau die hier fehlenden Filme gibt es auf den anderen Festivals, die angeblich so elitär wären, wie Cannes, da findet man diese »Ware«, die man kaufen kann und dann zum Publikum in aller Welt findet...‹«

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Der Markt übrigens lief in diesem Jahr auch schlecht. »Der Sonntag fühlte sich an wie sonst der Mittwoch« erzählte eine Teil­neh­merin. Das lag auch daran, dass die Berlinale nichts Besseres zu tun hat, als Akkre­di­tierten nach Jahren plötzlich den Markt­zu­gang zu verwei­gern.

Die Gespräche mit Markt­men­schen sind härter, klarer im Urteil, auch über die Berlinale.

Auf der Chile­ni­schen Party tummeln sich alle Latinos. Der argen­ti­ni­sche Regisseur Martin Rejtman fühlt sich an das »Abasto«-Viertel in Buenos Aires erinnert, wo das BAFICI ein paar Jahre unglück­lich resi­dierte. »Als ich das letzte Mal hier war, war das Festival noch an einem anderen Platz – gott­sei­dank wohne ich in Neukölln.«

Als ich zum Auftakt davon erzählte, dass mir der Potsdamer Platz inzwi­schen wie ein einziges Schwarzes Loch vorkommt, hatte ich in meiner Aufzäh­lung ersatzlos geschlos­sener Ort noch nicht bemerkt, dass auch das »Lutter & Wegener« im Weinhaus Huth zu ist. Die Deutsche Bank-Filiale übrigens auch.

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Miserabel ist auch die Pres­se­be­treuung: Dabei ist die Akkre­di­tie­rungs­ge­bühr für Jour­na­listen in Berlin inzwi­schen so hoch, wie nirgendwo sonst. In den letzten Jahren wurden aber immer mehr Pres­se­vor­füh­rungen gestri­chen. Ebenso gestri­chen wurde mehreren Kollegen das »T« für die Vorfüh­rungen für Tages­presse. Denn nicht nur Cannes kennt Hier­ar­chien innerhalb der akkre­di­tierten Jour­na­listen.

Auf meine Nachfrage bekomme ich folgende Info: »vielen Dank für deine Nachricht. Tagesak­kre­di­tie­rungen (T) sind für die Print-Jour­na­listen vorge­sehen, die aufgrund ihrer print-deadline die vorge­zo­genen Pres­se­vor­füh­rungen besuchen müssen.«
Diese Auskunft der Pres­se­ab­tei­lung ist schlicht unwahr: Denn Radio-Kollegen wie Knut Elster­mann oder Moritz Hohl­felder oder sämtliche TV-Kollegen vom BR haben ein »T« ohne Print­be­richt­erstatter zu sein.
Zumindest eine wahre Auskunft wird man sich aber doch erhoffen dürfen.
Im Berlinale-Programm­heft führt man keine Herkunfts­länder mehr auf. Aus Versehen, oder aus Absicht?

Im CX 7 war am Samstag um 14 Uhr ein Film zuende. Erst um 19 Uhr beginnt die nächste Vorstel­lung. Fünf Stunden steht das größte Kino im Cinemaxx einfach mal leer. In Venedig und Cannes gäbe es Akkre­di­tierten-Einlass. Eine Pres­se­vor­stel­lung, Wieder­ho­lung irgend­eines Renners, oder notfalls des Schanelec-Films, den auch nicht alle gesehen hatten.

Schon seit Jahren gibt es keinen Katalog mehr. Auch hier ist die Berlinale das einziges Festivals das sich das erlaubt. Angeb­li­cher Umwelt­schutz – die armen Bäume – ist reiner Vorwand. Man will Geld sparen. Einen Katalog könnte es auch als pdf geben, oder nur gegen hohen Aufpreis für die die ein Erin­ne­rungs­stück auf Papier wollen.
Erstmals gibt es nun auch kein zuam­men­fas­sendes Programm­heft mehr. Statt­dessen ein einziges Durch­ein­ander, Kraut und Rüben, Verein­ze­lung der Sektionen in kleinen Schlab­ber­heften. Cine­ple­xie­rung der Berlinale: Wer eine Karte für X nicht bekommt, kauft Y, am Ende ist auch Z ausver­kauft.
Im Netz auf dem Smart­phone muss man wissen, was man sucht, man gibt dann Mexiko oder Panorama oder Christian Petzold ein.

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Am Montag gibt es vor einer Pres­se­vor­füh­rung Gele­gen­heit zum Gespräch mit Shane Danielsen, der mal das Edinburgh-Film­fes­tival geleitet hat und mit Nick James, Chef­re­dak­teur von »Sight & Sound«, der Kosslicks Arbeit noch viel länger verrissen hat, als jeder andere im Raum, bis er dann irgend­wann in die Jury geladen wurde. »Es war ein nicht so schlechtes Jahr, wie diesmal.« Beide erzählen wenig schmei­chel­hafte Anekdoten über den ausge­schie­denen Direktor. Aber die behalten wir für uns, so lustig sie sind, ist es dafür zu spät.

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Man muss nicht mehr alles schreiben. Wenn aber wie bei so vielen Kollegen, Serio­sität vornehmes Schweigen heißen soll, dann sollen andere seriös sein, dann bin ich gerne unseriös.

(to be continued)