72. Filmfestspiele Cannes 2019
Cannes On Speed 01: Die Untoten des Kinos |
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Jarmuschs The Dead Don’t Die eröffnete Cannes | ||
(Foto: Universal Pictures) |
Zombies, wir wissen das, sind die Untoten des Kinos. Und so liegt es nahe, in der Entscheidung des Filmfestivals von Cannes, diesen Film zur diesjährigen Eröffnung zu programmieren, auch so etwas, wie einen ironischen Kommentar zum eigenen Programm zu sehen. Besteht der Wettbewerb doch in nicht geringem Maß aus Kino-Zombies, in Ehren ergrauten Regisseuren von Gestern, die trotzdem immer noch irgendwie nicht gehen wollen, sondern immer wieder kommen. Jim Jarmusch ist einer von
ihnen.
Der neue Film von Jarmusch erzählt von »Centerville« einer all-american-Kleinstadt mit Motel, Diner, Tankstelle, einer Polizeistation und 736 Einwohnern – eine Zahl die allerdings nicht lange konstant bleiben wird.
Eines Tages wird es nicht mehr dunkel, und es regen sich die Toten, steigen aus den Gräber und massakrieren alles, was lebt im Dorf.
Die Tiere sind klüger als die Menschen, von denen ein paar den Kampf aufnehmen – mit zweifelhaftem
Erfolg.
»This isn’t gonna end well«, sagt der junge, von Adam Driver gespielte Dorfpolizist Ronnie Peterson regelmäßig zu seinem kurz vor der Rente stehenden Kollegen Cliff Robertson, den Bill Murray spielt wird. Die Älteren erinnern sich, dass Ronnie Peterson der Name eines der berühmtesten Formel-1-Piloten der 70er Jahre war. Er starb nach einem Unfall in Monza am 11.September 1978. Cliff Robertson war ein Schauspieler, der am 10.September 2011 starb, und in drei Spiderman-Verfilmungen Bill Parker spielte, in John Carpenters Flucht aus L.A. den Präsidenten.
Alles also keine zufällig gewählten Namen. Wer jetzt allerdings hofft, dass diese Bezügen im Film irgendeinen echten Sinn machen würden, wird enttäuscht. Es sind eher folgenlose Gags, so wie die Tatsache, dass auf einem der Grabsteine etwas zu demonstrativ ins Bild gerückt
»Samuel Fuller« steht, allerdings mit vollkommen falschen Geburts- und Todesdaten.
Überhaupt ist dies ein folgenloser Film. Nicht unsympathisch, aber doch mit nur mäßigem Humor – was für eine Komödie kein Kompliment sein kann. Die besten drei Witze werden schon im Trailer verfeuert. Adam Driver ist der engagierteste Schauspieler, Selena Gomez und Tilda Swinton halten noch mit, der Rest leistet sonambule Routinearbeit.
Die Art von Kino, die am nächsten Morgen schon halb
vergessen ist. Für Cannes ist das nicht genug.