77. Filmfestspiele von Venedig 2020
Venedig On Speed 02: GRETA |
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GRETA von Nathan Grossman | ||
(Foto: BIENNALE CINEMA 2020 Press Service) |
Dieser Film war von Anfang an dabei. Schon an einem der ersten Tage im August 2018, als Greta Thunberg ihren Schulstreik fürs Klima begann – die Kamera zeigt sie von fern, aber ein Mikrophon lauscht ganz nahe mit, als Greta sich mit einer älteren Dame unterhält, die ihr rät, doch besser in der Schule zu lernen, als zu streiken.
Kurz darauf sieht man ein anderes, besonders schönes Bild: Sie sitzt da wirklich allein auf den Straßen Stockholms, und winkt einem kleinen Mädchen zu, das
sie anguckt.
Diese beiden Momente der frühen Greta zeigen die Ambivalenz, die diesen guten, sehr interessanten Dokumentarfilm durchzieht: Einerseits lernt man hier eine Greta kennen, die man bisher nicht kannte: Nämlich ein fröhliches Kind, wirklich ein Mädchen von gerade 15 Jahren, das ihre Hunde liebt, das in freien Minuten gern tanzt, das sehr viel lacht und ausgelassen sein kann, und auch ihrer medialen Präsenz und der öffentlichen Greta gegenüber ironische Distanz wahrt.
Die andere
Seite ist die des Medienbewusstseins und der medialen Inszenierung. Denn auch wenn die beschriebene Seite Gretas ganz authentisch sein mag, so sind diese »privaten« Momente eben nicht privat, sondern immer von einer Kamera begleitet, von Greta und ihren Eltern für die globale Öffentlichkeit freigegeben. Das mag ohne böse Absicht geschehen sein – aber bestimmt nicht zufällig. Wir lernen gerade in diesem Film, wie intelligent Greta ist, wie wach und selbstbewusst. Sie selbst
beschreibt ihre Auftritte in der UNO und den anderen Orten sehr schnell als Rollenspiel, als »role-playing game« und als »fake«. Sie durchschaut die Mechanismen der Öffentlichkeit.
Und das offenbar von Anfang an. Denn das Mikrophon und die Kamera waren schon an den ersten Tagen dabei.