77. Filmfestspiele von Venedig 2020
Venedig On Speed 03: THE FURNACE |
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THE FURNACE von Roderick MacKay | ||
(Foto: BIENNALE CINEMA 2020 Press Service) |
Ein Western aus Australien. In mancher Hinsicht ist alles hier noch deprimierender und materialistischer als im Wilden Westen Amerikas. Aber im Prinzip scheint es keinen großen Unterschied zu geben.
Der wirklich interessante, für mich etwas vollkommen neue historische Hintergrund dieses 1897 spielenden Films ist die Tatsache, dass es im 19. Jahrhundert in Australien – damals noch ganz unter der Herrschaft der britischen Krone – eine ganze Menge Menschen gab, die durch das Empire aus Asien nach Australien gekommen waren. Vor allem gab es einen regelrechten Transportdienst mit Kamelen, die, wie man sich vorstellen kann, besonders wüstentauglich und insofern für Australien geeignet waren. Bis heute gibt es Sikh- und indische Namen unter den Stämmen der Aborigines, die sich mit diesen anderen ebenfalls nicht-weißen Bürgern offenbar am besten arrangiert hatten.
Der Film erzählt uns die Geschichte eines dieser Männer. Wäre alles ein bisschen weniger individuell, ein bisschen weniger ausgedacht und würde ein bisschen mehr Kultur- und Sozialgeschichte transportieren, dann wäre es für mich interessanter gewesen. Aber das ist vielleicht auch nur eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Ansonsten hat dieser Film alle Bestandteile eines richtigen Westerns. Es gibt sogar eine Art Kavallerie: Blau uniformierte königliche Polizisten, die
einer Handvoll Goldräuber hinterherjagen. Diese Räuber sind aber schon längst umgebracht worden, übrig blieb nur einer, schwer verwundet, aber mit dem Gold.
Auffallend an diesem Film ist das Multikulti-Element: Es gibt die weißen Australier, dann die Aborigines, dazu die verschiedenen asiatischen Transport-Truppen, die sich wiederum in sich sehr stark voneinander unterscheiden: Hindus, Sikhs, Sunniten, Schiiten, Inder, Perser, Afghanen. Und dann sind da die Chinesen...
Was bleibt jenseits dieser bemerkenswerten Rahmeninformationen, ist allerdings ein nicht sonderlich bemerkenswerter, stinknormaler Durchschnittswestern. Immerhin.