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geschichten des augenblicks

Eine Ausstellung im Lenbachhaus Kunstbau,
bis 13. Juni 1999

 

 

Wer’s gerade eilig hat, sollte diese Ausstellung meiden. Wer es immer eilig hat, sollte sie eiligst aufsuchen.
Also, schnell, schnell Annabell ..., sonst ist diese Ausstellung, die uns die Langsamkeit lehrt, flugs wieder vorbei.

Stockfinster ist es, wenn man den Raum betritt. Man achte also auf seinen sonst so behenden Schritt und bewege sich, um abrupte unliebsame Begegnungen zu vermeiden, nur langsam auf die Projektionswände und Bildschirme zu. Im Dunkeln ist nicht nur gut munkeln, so hat uns vor kurzem in München schon eine andere Ausstellung zur „Nacht“ im Haus der Kunst gezeigt. Das Dunkel schärft die Sinne. Wir müssen ganz genau hinschauen - hier im Raum, in der die Zeit stillsteht, horchen und uns vorantasten.

Wer viel Zeit mitbringt, kann sich zunächst dem schier endlosen, von Douglas Gordon auf 24 Stunden gedehnten Nervenkitzel von Hitchcocks „Psycho“ hingeben. Kaum noch eine Erzählung im dramaturgischen Sinne, sondern eine Abfolge von Bildern, die - jedes für sich - ganz neue Geschichten erzählen. Bilder, die sich unserem Gedächtnis schon lange eingebrannt haben. Die Dusche, der Schrei und der Anblick der Mutter. Wer schon immer wegschauen mußte, hat jetzt die einmalige Gelegenheit sich an die Schreckensbilder förmlich zu gewöhnen. Eine Nachtöffnung des Kunstbaus würde den ununterbrochenen Genuß dieser Darbietung sicherlich steigern.

Steve McQueen zeigt die Begegnung zweier Schwarzer, die sich nähern, nackt, wie zu einem kultischen Ringkampf, dann wieder Abstand nehmen, um den anderen zu beobachten, so wie wir als Betrachter uns ein Bild von dem Ganzen zu machen versuchen, das hier in Einzelteile zerfällt: Ist es eine feindliche oder eine freundschaftliche Begegnung. Am Ende scheint alles ein Spiel gewesen zu sein oder vielleicht doch eine Versöhnung? Wir haben ja Zeit, unendlich viel Zeit Geschichten auszumalen, wir schweifen ab und lesen diese Filme wie Bücher oder wie ein Gemälde oder wie beides zugleich.

Auch Bill Viola mit seinem Video „The Greeting“ ist hier nicht gerade von der schnellen Truppe. Er konfrontiert uns stundenlang, so scheint es, mit der Begegnung dreier Frauen in einer imaginären Gasse irgendeiner Altstadt. Vielleicht italienisch - so lassen zumindest die wallenden, zeitlos „antikisierenden“ Gewändern vermuten. Auch dies ein Video, das uns weniger gefangennimmt, als daß es uns zu einem unbeteiligten, aber durchaus neugierigen Beobachter macht. Woher kommen sie, wohin gehen sie, worüber reden sie. Fragen über Fragen...

Eilet hin, aber mit Weile!

Zu sehen ferner: James Coleman, La Tache Aveugle, 1978-90; Tacita Dean, Gellért, 1998; Stan Douglas, Nu°tka°, 1996; Bruce Naumann, Art Make-Up, No. 1-4: White, Pink, Green, Black, 1967/68; Rosemarie Trockel, Mutter, Mutter, 1992 und Ei-Dorado, 1993.

Imke Bösch

 

 
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roni horn, pi


Die Staatsgalerie Moderner Kunst zeigt noch bis zum 27. Juni eine Ausstellung der New Yorker Künstlerin Roni Horn. In der Raumisntallation PI hält Horn fotografische Wahrnehmungen von Island fest. Die 45-teilige Fotoarbeit zeigt Bilder der Insel, Wasser, Vögel, Kleintiere, Bewohner, aber auch Fernsehstills des örtlichen Lokalsender. Der Künstlerin geht es dabei um eine spezifische Wahrnehmung, die einerseits sie selbst von dem Ort erhalten aht, andererseits auch dem Betrachter zugänglich gemacht wird durch die unterschiedlichen, ohne Wertung nebeneinander gehängten Bilder. Der Titel dieser Arbeit verrät dabei eines der wesentlichen Anliegen von Horn; PI bedeutet neben dem mathematischen Begriff der Kreiszahl PI auch identity und place und weist damit auf ein natürliches menschliches Phänomen hin, sich durch und mit einem Ort zu identifizieren.
christine walter

   
photoschauder



Daß es dem Fotomuseum gelungen ist, die Bisson Frères-Ausstellung nach München zu holen, ist hoch anzurechnen. Enno Kaufhold beklagt in der Photonews (4/99) zurecht, daß diese Photographien in der Geschichtsschreibung bisher marginal behandelt wurden. Denn was sich zunächst spröde anhört - ein photographisches französisches Unternehmen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts -, fasziniert durch unprätentiöse, dabei durch absolute Qualität bestechende, Aufnahmen. Berühmt geworden sind die Brüder durch Architekturaufnahmen europäischer Kulturdenkmäler der Romanik und Gotik. Den Bauten versuchten sie dabei ein veritables Äquivalent zu schaffen, durch die Größe der Aufnahmen und durch die unglaubliche Präzision. Es handelt sich schließlich um Kontaktabzüge von riesigen Glasplatten. Doch damit nicht genug. Die ersten Bilder von der Begehung des Montblancs zu liefern, dem galt der Ergeiz der Lichtbildner. Unter ungeheuer schwierigen Bedingungen, wie man in der Ausstellung dank eines zeitgenössischen Berichts nachlesen kann: Zum Entwickeln mußte Schnee geschmolzen werden, doch aufgrund der Höhenluft kämpfte die gesamte Belegschaft mit Ohnmacht. Wie bescheiden sich daneben weitere Aspekte ausnehmen, jedoch kaum weniger reizvoll. Anatomisch-ethnologische Daguerrotypien beispielsweise. Besieht man sich die Frontalaufnahmen der Totenschädel aus der Nähe, spiegelt sich der Kopf des Betrachters deckungsgleich darin und der photographische Schauder holt ihn ein.
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