Zum X-ten Mal: Wie geht’s ihm denn jetzt dem deutschen Film?
Befindet er sich wirklich im Aufwind, bäumt er sich noch einmal auf
vor dem endgültigen dahinschniachteln, dämmert er bloß weiter oder
ist er gar in die Siebziger-Jahre zurückgefallen? Kann uns das
alles wurscht sein oder sollen wir uns doch noch ein paar Gedanken
machen? Das einzige was man mit Sicherheit gemeinsam konstatieren
kann, ist: Der deutsche Film ist verkrampft, nicht zuletzt aufgrund
der vielen Fragen.
Alle Mitwirkenden an bisherigen Erfolgfsfilmen werden derzeit in
immer neuen Projekten durcheinandergemischt und neu kombiniert, auf
daß der nächste Hit entstehe, neuen Ruhm und frische Kohle
einzufahren.. Als Regisseure gibt es da den Trend-König Wortmann,
die Mitläufer Kaufmann und leider nun auch Buck, dann ist da die
Nervensäge Vilsmaier und einige umstrittene, aber immerhin um
Haltung bemühte Damen und Herren wie Dany Levy oder Lars Becker.
Die weiblichen Hauptrollen werden gerne mit den zu lobenden
Barbara Auer und Maria Schrader, ansonsten mit Anica Dobra und der
NDW-Gallionsfigur Katja Riemann besetzt, aber auch mit Gerüchten
wie Veronica Ferres oder irgendwelchen zufällig des Weges kommenden
Schönheiten. Bei der Vergabe der Männerrollen herrscht ein
undurchschaubares Rotationssytem, vielleicht entscheidet auch das
Los, jedenfalls muß grundsätzlich immer entweder Peter Lohmayer,
Richy Müller, Thomas Heinze, Kai Wiesinger, Heiner Lauterbach oder
Til Schweiger dabei sein. Am Liebsten aber alle gleichzeitig, denn
die Filmproduzenten halten diese Burschen für Publikumsmagneten,
was ein Mißverständnis sein muß; denn wer bitteschön geht denn
wirklich extra ins Kino, um Kai Wiesinger zu sehen. Gerade
Wiesinger und Heinze fungieren lediglich als Signalfiguren für ihre
Zunft der vorhersehbaren, unanstrengenden Unterhaltung,
gewißermaßen der Peter Alexander und der Gunter Philipp der
Neunziger Jahre. Und wo Heinze draufstand, war bisher ja nur Heinze
drin. In ernsten Rollen werden diese beiden auch in Zukunft
floppen.
So ist ein weiterer Anstieg der deutschen Filmerfolgskurve nicht
zu erwarten, zu sehr stecken die Hauptprotagonisten des bisherigen
Erfolgs in der Sommerkomödien-Einbahnstraße fest, der Katja
Riemann-Krimi war ja auch nicht halb so ertragreich wie die
Katja-Riemann-Komödien. Das heißt ja nicht, daß Komödien der
leichtere Weg wären, im Gegenteil, man könnte ja dafür sorgen, daß
die deutschen Filmemacher sich weltweit als Komikspezialisten
verdient machen , hahaha, doch statt einer qualitativen
Weiterentwicklung im Komödiengenre haben zum Beispiel Wortmann und
Buck ihr Niveau in letzter Zeit nur gesenkt.
Nuntja, auf dem Münchner Filmfest hatte man Gelegenheit, ein
paar neue Ansätze auszukundschaften. Und manche versuchen's
wirklich, sie geben sich Mühe, sie denken sogar nach, aber das
Wenigste kommt von Herzen:
Beispiel 1: Greenhorn
Beispiel 2: Rache
, Zonen-Western Beipiel 3: Landgang für Ringo
Beipiel 4: Sexy Sadie
Beispiel 5: Workaholik , -
Komödie Beispiel 6:
Jenseits der Stille , - Sozialdrama
Fazit: Will mir bei dem Qualitätsdurcheinander grade mal
keins einfallen.
Richard Oehmann
PS: Wer noch mehr lesen will, kann sich bei der Zeit-Online
weiterbilden: "Ein allerletzter Versuch, die deutsche Komödie zu
verstehen"
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