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Der Filmfreund rät...

  16.03.2000
 
 
 
 

Also, bevor wir loslegen - den müssen wir Ihnen unbedingt erzählen: Offenbar angesichts der weniger als berauschenden Besucherzahlen am Startwochenende für dem Vilsmaier Sepp seine MARLENE (die unserseins mal wieder die flüchtige und naive Hoffnung geben, dass Filmkritik immerhin noch nicht gänzlich machtlos geworden ist gegenüber Werbebudgets), hat das liebe (und dem Vilsmaier Sepp in persönlicher Freundschaft verbundene) Filmtheater am Sendlinger Tor zu einem trotzigen Gegenschlag ausgeholt. "Für alle mit eigener Urteilskraft!" steht da als Text zur Kinoanzeige (man beachte das anklagende Ausrufezeichen). Gut, gell?
Aber fürwahr - wenn Sie am eigenen Leibe erfahren wollen, wie scheiße das Ding denn nun wirklich ist, dann müssen Sie halt rein und urteilen. Da hilft nichts. Aber wirklich nur dann. Sonst beim besten Willen nicht. Es gibt Sachen, die darf man sich ersparen.

Wozu auf keinen Fall (oh, welche Überleitung!) folgende drei Filme gehören: (Äh, Moment noch, bevor wir loslegen: Wir sollten erstmal eingestehen, dass wir selbst keinen der Filme bisher gesehen haben. Das macht in diesem Fall aber nichts, weil wir uns da ganz sicher sind, dass die alle zumindest eminent wichtig sind.)
- Film der Erste: SWALLOWTAIL, auf Deutsch auch YENTOWN genannt (fragen Sie uns jetzt nicht warum, wir sind da auch eher ratlos...). So richtig sicher sind wir uns da auch nicht, was einem da genau erwartet - von Pop-Oper, Melodram, gewalttätigem Gangsterfilm, karnevaleskem Epos, wilder Mixtur haben die Kollegen geschrieben, und von avantgardistischer Kraft. Auf jeden Fall ist's ein durchgeknallter japanischer Film, und damit kann man praktisch nie was falsch machen. Fast völlig ausgeschlossen, dass man in so einen reingeht und gänzlich unberührt wieder rauskommt - erfahrungsgemäß ist man im (extrem seltenen) schlechtesten Fall in den Grundfesten des Geschmacks und des Weltbildes unangenehm verletzt, im besten ist man für Tage high und hat den Glauben an's Kino und das Leben wieder. In vorliegenden Fall halten wir Letzteres für gar nicht unwahrscheinlich. So oder so aber - eine echte Erfahrung dürfte es allemal werden. Denn, um's an dieser Stelle zum wiederholten Male zu sagen: Das asiatische Kino ist derzeit das aufregendste der Welt. Punkt.
(YENTOWN (SWALLOWTAIL) (OmU): Werkstattkino, tgl. außer Do. 20:15)
- Film der Zweite: THINGS TO COME (auf Deutsch unbekannt als WAS KOMMEN WIRD). Weil wir schon immer sehen wollten, wie's 1970 so aussah auf der Erde, wo alles vom Zweiten Weltkrieg noch in Ruinen lag und despotische Herrscher die geknechteten Leute in ihrem Unglück gefangen hielten. Na ja, so hat sich H.G. Wells das 1936 halt vorgestellt, als der Film gemacht wurde. Und so ganz falsch lag er nicht mal: Es gibt da dann auch junge Leute, die für Frieden und Liebe kämpfen und das mit bewußtseinsverändernden Substanzen tun. Könnte somit sein, dass die Szenen, die 2036 spielen, uns schon mal ein bißchen Vorgeschmack geben. Und wenn nicht - Hauptsache großartiges Production Design von Vincent Korda, toll in Szene gesetzt von William Cameron Menzies gibt's zu sehen. Wir wissen ja nicht, wie's Ihnen geht - aber wir stehen ganz ungemein auf solche Retro-Futures, solche utopischen und durchdesignt totalitären Science-Fiction Entwürfe von Gesellschaft und Architektur. Jawoll.
(THINGS TO COME (OF): FILMMUSEUM, Fr./Sa. 18:00)
- Film der Dritte: SATURDAY NIGHT FEVER (auf Deutsch weniger spektakulär als NUR SAMSTAG NACHT gelaufen). Müssen wir dazu wirklich was sagen? (Und bevor Rückfragen kommen: Nein, wir haben ihn tatsächlich noch nicht gesehen.) Ja, so sah's in den späten 70ern aus auf der Erde, als der Traum von Frieden und Liebe hin und vorüber war und der zynische Hedonismus die Herrschaft übernahm. Travolta tanzt, die Bee Gees singen. Das ist Pflicht, da können wir auch nichts für. Ist halt so. Und bei der Vorführung im Filmmuseum am Montag ist Nik Cohn, Autor der literarischen Vorlage, auch anwesend und hat hoffentlich was Interessantes zu erzählen. Wir jedenfalls gehen hin. Yeah!
(SATURDAY NIGHT FEVER (OF): Filmmuseum, Mo. 19:00)

Und dann sei noch kurz ein Film erwähnt, den wir selbstverständlich schon etliche Male gesehen haben: Mit NORTH BY NORTHWEST (dessen deutscher Titel DER UNSICHTBARE DRITTE die beunruhigende Frage aufwirft, wer denn bitteschön der - wohl sichtbare? - Zweite sei) als Vorboten (möglicherweise in der leicht suspekten, neu restaurierten Fassung?) beginnt die große Hitchcock-Retrospektive im Filmmuseum. Die ihre Verspätung durch vorbildliche Vollständigkeit wettzumachen verspricht. Aber dazu gibt's dann nächstes Mal noch viel zu sagen, wenn's so richtig losgeht.
(NORTH BY NORTHWEST (OmU): Filmmuseum, Fr.-So. 20:30)

Im Gegensatz zu den bekannten Worten des Herrn Oehmann (schon wieder so eine Traum-Überleitung, hach!), zu denen wir diese Woche einmal gar nichts sagen. Sollen sie doch für sich selbst sprechen:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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