UNDERDOX feiert »Halbzeit«! |
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Anna McCarthys Glasgow: A True And Love Story |
Von Dunja Bialas
Nach dem Festival ist vor dem Festival: Genau ein halbes Jahr liegt die letzte UNDERDOX-Edition zurück. Und genau ein halbes Jahr ist es noch hin, bis im Oktober zum dritten Mal »Dokumente und Experimente« auf der Münchner Kinoleinwand zu sehen sind, von internationalen experimentellen Dokumentarfilmen bis hin zu Münchner Künstlervideos.
Wir UNDERDOX-Macher haben jetzt »Halbzeit« ausgerufen. Deutlich soll dabei werden, dass wir das Festivalmachen als work in progress verstehen, in dem nichts abgeschlossen oder unversucht bleibt, und in dem sich das Festival sich in einem fortwährenden Umwandlungsprozess befindet. Zur »Halbzeit« gönnen wir uns eine kleine Arbeitspause und treten mit zwei Programmen an die Öffentlichkeit. Hier wird Rückblick, Einblick und Ausblick auf das gegeben, was UNDERDOX war (mit einer kleinen Retrospektive), was UNDERDOX hätte sein können (mit dem Nachholen eines Films, der in der letzten Ausgabe ausfallen musste) und was UNDERDOX sein wird (mit einem brandneuen Künstlervideo).
Rückblick: Im UNDERDOX-Salon präsentieren wir in einem gebündelten Programm noch einmal (fast) alle Künstlervideos der letztjährigen Edition. Zu sehen sind Arbeiten von Jutta Burkhardt, Shirin Damerji, Sil Egger, Evi Europa, Angela Fechter & Christian Seidel, Isabel Haase, Daniel Kalafat-Müller, Anna McCarthy, Cora Piantoni, Oliver Pietsch und Gisbert Stach. Zusätzlich gibt es einen kleinen Bonustrack zu sehen.
Der UNDERDOX-Salon findet statt im
Werkstattkino am Samstag, 12. April, um 22:30 Uhr.
Einblick: Nichts ist so schlimm für ein Festival wie ein Film, der sich am Tag seiner Vorstellung plötzlich als schadhaft erweist, geradezu von innen heraus zersetzt erscheint, obwohl er ein paar Wochen vorher noch problemlos abspielbar war. Wenn das dann ausgerechnet der Eröffnungsfilm ist, also der Film, der am stärksten exponiert ist und vielleicht mit der größten Lust ins Programm gehoben wurde, der sogar Kraft haben mag, um als Statement für das Festival zu wirken,
dann ist so ein kaputter Film nicht mehr nur eine Panne, sondern Katastrophe und Alptraum zugleich, von dem man sich lange nicht erholt. Aber wir geben unserem Eröffnungsfilm eine zweite Chance und zeigen zur »Halbzeit« endlich Meng You (Dream Walking) von Huang Wenhai, auf dem vertraueneinflößenden Format
einer Mini-DV. MENG YOU dokumentiert im direct style und in düsterem Schwarz-Weiß eine Künstlerkommune in der Provinz Henan, die sich selbst »behaviour artists« nennt, und Kunst als praktische Anwendung versteht, die in allen Lebenslagen passieren kann. Nächtelang reden und trinken die Künstler, diskutieren ihre Ideen, und stellen sich immer wieder auf den Kopf, vielleicht um wieder das Blut ins Gehirn fließen zu lassen, vermutlich aber eher, um sich spontanen Ausdruck für
ihre Kunst zu verschaffen. MENG YOU ist der zweite Teil der »Trilogie der Massen über das Überleben in einer absurden Welt« (Huang Wenhai), die Menschen in China porträtiert, die es nach offizieller staatlicher Verlautbarung gar nicht geben sollte: Undergroud und Lebenskünstler, Taugenichtse und Tagediebe. Der chinesische Produzent Zhu Rikun, der in Peking seit zwei Jahren ein Independent-Dokumentarfilmfestival mitbetreibt, wollte aus diesem Grund zur letzten
UNDERDOX-Edition auch keine Beta-Kassette des Films schicken; er hatte Angst, dass diese am Zoll abgefangen werden könnte. So schickte er eine selbstgebrannte DVD, die sich sich leider in dem Zustand der Zersetzung befand wie wohl die chinesische Gesellschaft insgesamt, wenn man nur hinsehen kann.
Meng You läuft in der »Halbzeit« im Filmmuseum am Donnerstag, 10.04. um 19
Uhr.
Ausblick: Anna McCarthy ist eine bekannte Größe in der Münchner Musik- und Videoszene. Sie ist dies aber auch in Glasgow, ihrer zweiten Heimatstadt. Zur »Halbzeit« präsentiert sie Glasgow: A True And Love Story, eine filmische Liebeserklärung an die größte Stadt Schottlands, die sie mit »schlechten Aufnahmen«, wie sie sagt, mit Handys oder digitalen Fotokameras abgedreht hat. McCarthy vermischt diesen visuellen Trash mit durchdachten,
malerischen Bildern und dokumentiert »auf liebevolle, sehr persönliche und abstrahierte Art das Leben mehrerer Musiker und Künstler in Glasgow und deren Umgebung« (Anna McCarthy). Glasgow ist genau zur »Halbzeit« fertiggestellt worden, er ist also eine exklusive Weltpremiere und repräsentiert in seiner Neuheit auch das, was kommen wird. Was kommen wird: UNDERDOX 03 natürlich, vom 2.-8. Oktober 2008.
Glasgow: A True And Love
Story wird in Anwesenheit der Künstlerin ebenfalls zur »Halbzeit« im Filmmuseum am Donnerstag, 10.4. um 19 Uhr präsentiert.