08.03.2012

Gestatten: OSS 117

OSS 117
Kennen Sie diesen Herrn?
Es ist Jean Dujardin alias Agent OSS 117

Die Agentenparodien von Oscar-Abräumer Michel Hazanavicius (The Artist) sind jetzt im Münchner Werkstattkino zu sehen

Von Dunja Bialas

Norma­ler­weise geben wir ja nicht so viel auf die Oscars. Aber diesmal war es schon etwas Beson­deres: The Artist räumte ab und erhielt fünf Trophäen, unter anderem in der Kategorie »Bester Film«, »Beste Regie« und »Bester Haupt­dar­steller«. Dass ein Stummfilm im Jahr 2012 derartige Begeis­te­rungs­stürme hervor­rufen kann, ist schon erstaun­lich. Das kann nicht allein mit dem Hinweis auf die neue Retro-Welle um Hugo Cabret und My Week with Marilyn begründet werden. The Artist ist mit einem überaus attrak­tiven Acces­soire-Charakter ausge­stattet: elegantes Schwarz­weiß, Golden-Twenities-Frisuren, strah­lendes Zahn­weißla­chen, flotte Tänze. Unter seiner glanz­vollen Ober­fläche birgt The Artist aber auch ein Geheimnis des Unwi­der­steh­li­chen, eine Anzie­hungs­kraft, der man sich kaum wider­setzen kann.

Regisseur Michel Hazana­vicius hat vor The Artist nur drei Filme gemacht, zwei davon sind Agen­ten­par­odien mit dem charis­ma­ti­schen Jean Dujardin als Agent OSS 117. Er spielt den Geheim­agenten Hubert Bonisseur de la Bath, eine Figur, die sich der Schrift­steller Jean Bruce ausge­dacht hat. De la Bath steht im Dienste des histo­ri­schen »OSS«, dem Office of Strategic Services, dem US-Nach­rich­ten­dienst der letzten Kriegs­jahre, wo er mit trick­rei­chen Mitteln Spionage abwehrt und Sabotage verhin­dert. Es gab zahl­reiche Folgen der Roman­serie, die Bruce 1949 begonnen hat und die so erfolg­reich war, dass nach seinem Tod zuerst seine Frau und später seine Kinder sich weitere Heraus­for­de­rungen für den Super-Agenten ausdachten. Erst 1996 erschien das letzte als Buch veröf­fent­lichte Agenten-Abenteuer.

Es gab auch eine intensive Zeit der Verfil­mungen. Ab 1956 entstanden die ersten Filme mit Agent OSS 117 – die James-Bond-Filme, an die die OSS-117-Reihe natürlich erinnert, entstanden übrigens erst ab 1962 (Agent 007 selbst erblickte das Licht der Welt 1952, drei Jahre später als Agent OSS 117). Die OSS-117-Filme waren so beliebt, dass bis in die 70er Jahre hinein fast jedes Jahr ein neues Agen­ten­aben­teuer in die Kinos kam, von Cinéma-de-Papa-Regis­seuren wie Jean Sacha (1957), Michel Boisrond (1966), André Hunebelle (1968) oder Pierre Kalfon (1970), die eine Vorliebe für runde Kurven, flotte Sprüche und finstere Spione teilten.

Hazana­vicius brachte 2006, also zehn Jahre nach dem Erscheinen des letzten Romans, seine erste Agent­par­odie in die fran­zö­si­schen Kinos, drei Jahre später folgte der zweite Film. Seinen Filmen ist die große Lust anzu­merken, mit der er sich der Aufgabe stellt, eine vergan­gene Zeit nach­zu­emp­finden. In Ausstat­tung, Mimik, Gestik und Dialogen ahmt er bis in die letzte Nuance die Zeit nach, in der die Handlung spielt. Dies zieht sich bis in die Film­ge­stalt hinein, wie das grobe Schwarz­weiß, wenn es um die Kriegs­jahre der 40er geht, oder die Farben von East­man­color für die 50er Jahre.

Hinzu­kommt ein unglaub­li­cher Sinn für einen Witz, bei dem aus jeder Neben­säch­lich­keit ein Running Gag werden kann. In den besten Momenten erinnern die schlag­fer­tigen, immer zur Pointe kommenden Dialoge an Lubitsch. Hazana­vicius, das zeigen seine Agen­ten­filme, ist ein Meister in Sachen Retro-Touch, Nach­ah­mung und Über­trei­bung, und nicht erst seit The Artist.

Das Münchner Werk­statt­kino bietet nun die Gele­gen­heit, beide Agen­ten­par­odien zu sehen, im fran­zö­si­schen Original mit deutschen Unter­ti­teln:

Do., 8. – So., 11.3., 20.30 Uhr:OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (Le Caire, nid d’espions)

Mo., 12. – Mi., 14.3., 20.30 Uhr:OSS 117 – Er selbst ist sich genug (Rio ne répond plus)