Verrückte Hunde |
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Rumhängen mit Baby ist nicht immer so easy wie hier auf dem Bild: Baby Blues |
Von Dunja Bialas
Die Polen, und das sage ich jetzt nicht, weil mein Urgroßvater aus Breslau stammt, sind ein zutiefst sympathisches Volk. Sie haben eine gute Portion Verrücktheit, die sich mit melancholischer Tiefe paart. Vom »Club der polnischen Versager« in Berlin bis hin zu den augenzwinkernden Dokumentarfilmen Stanislaw Muchas haben sie bewiesen, dass Spaß und Ernst keine Gegensätze sein müssen, sondern eine wichtige Liaison für das Leben überhaupt.
Ganz im Sinne dieser polnischen, tieftraurigen Fröhlichkeit findet noch bis zum 1. Dezember zum dritten Mal »Film Polska« statt. Es bezeichnet sich selbst als »rebellisches« Filmfestival, und führt seit diesem Jahr als Maskottchen »den verrückten Hund«, was wiederum bezeichnend für die polnische Selbstironie ist: Mit ihm wird auf den hochprozentigen polnischen Party-Kracher Wsciekly Pies angespielt, der, wenn er nach allen Regeln der Kunst aus Wodka und Grenadine gemixt wird, die polnische Nationalflagge auf dem Glasboden erscheint. Na zdrowie!
Verrücktheiten aller Art lassen sich auch im diesjährigen Programm finden, das polnische Nachwuchsregisseure vorstellt und ausdrücklich zum Kulturaustausch einlädt. Filmgespräche mit angereisten Regisseuren und eine Festivalparty im Strom-Club (Fr., 29.11., ab 22 Uhr) sollen das Gesellige der deutsch-polnischen Freundschaft fördern.
Autismus ist eine Entwicklungsstörung, der man – zumindest wenn sie auf der Leinwand gezeigt wird – viel Sympathie entgegenbringen kann. The Girl from the Wardrobe (Dziewczyna z szafy), in dem Autist Tomek der mysteriösen Magda begegnet, ist mit einem coolen Soundtrack versehen und findet absurde Bildmomente, die von einem bestimmten jugendlichen Leichtsinn zeugen. (Do., 28.11., 19 Uhr)
Drei Schwestern fallen über den 35-jährigen geistig behinderten Robert her, der mit ihnen sein ganzes Leben in der gemeinsamen Wohnung verbracht hat. Abgedreht und mit einer ausgefeilten Farbdramaturgie erzählt Three Sisters T (Trzy Siostry T) von einem bestialischen Geheimnis, das die Familie teil. (Fr., 29.11., 21:30 Uhr)
Ganz heißes Eisen fasst In the Name of... (W imie....) an. Ein Pater übernimmt ein kleine Gemeinde in der polnischen Provinz. Dort begegnet er einem exzentrischen jungen Mann, der in ihm unterdrückte Sehnsüchte zum Vorschein bringt. Der Film war auf der diesjährigen Berlinale für den Teddy Award nominiert. (Sa., 30.11., 19 Uhr)
Nicht nur Pater können anders ticken als es die Tätigkeitsbeschreibung erfordert, auch Mütter finden es bisweilen schwer, sich auf ihre Mutterrolle einzulassen. Natalia ist jung und hat doch schon ein Kind. Zwischen Partyterminen stöckelt sie mit dem Kinderwagen meist missmutig durch die Gegend, auf der Suche nach dem nächsten Abstellplatz für Sohn Antek. Baby Blues (Bejbi blues) erzählt von der Schwierigkeit, sich mit den Tatsachen des Lebens anzufreunden, wenn das Erwachsensein zu früh angefangen hat. (Sa., 30.11., 21:30 Uhr)
Das 3. Film Polska München findet statt vom 27.11.-01.12. im Monopol in München.