Kein One-Night Stand |
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Mein Kater und ich: Kater des Österreichers Klaus Händl gewann dieses Jahr den Teddy Award – Queer High Light |
Von Felicitas Hübner
Das noch ganze junge Queerfilmfestival München will noch vor seiner ersten Ausgabe im Herbst gleich ganz groß hinaus und lässt sich in dem Nachbarhaus der bewährten Mongay-Spielstätte und zentralen Kino-Anlaufstelle für alles Queere in der Stadt, dem City-Kino in der Sonnenstraße, nieder. Und zwar bereits zum zweiten Vorspiel, dem QUEER NIGHT STAND.
Ludwig Sporrer, der als »Verantwortlicher im Sinne des Presserechts« zeichnet, sich aber die Leitungsfunktion (noch) nicht auf die Fahnen geschrieben hat, stellte am 24. März in einer Kennenlern- und Vernetzungsrunde queerfeministisch aktiver Gruppen, dem »meet & greet« des Queerkafes im Kafe Marat (ehemals Tröpferlbad) das neue Münchner Festival vor. Er saß dabei auf dem Podium neben der queeren Jungmeute, bestehend aus Vertreter/innen/x der queeren Hochschulpolitik, der hetero-homo-bi-sexuellen Communities, der polyamorösen und BDSM-Gefilden und der transidenten Gemeinde. Der Abend drehte sich um die Selbstbestimmung bezüglich Sexualität, Geschlecht und Beziehungsformen. Dabei ging es um das Analysieren von »Normalitäten«, um Dekonstruktion von Vertrautem, um gegenseitigen Respekt und Achtung.
Und genau darum geht es natürlich auch in den queeren Festivalfilmen. »50 Shades of Regenbogen-Bunt« könnte das Motto lauten. Mindestens!
Nach dem großen Erfolg des ersten Vorspiels zum Festival, den QUEER SHOTS im Dezember 2015, werden am zweiten April-Wochenende die City-Kinos beim QUEER NIGHT STAND wieder in allen erdenklichen Farben erstrahlen. Bereits am kommenden Mittwoch wird es im Harry Klein im Rahmen der Partyreihe »Garry Klein« einen szenigen Auftakt zum Kinoevent
geben. Gezeigt wird um 22:30 Uhr der Dokumentarfilm-Klassiker Paris Is Burning über die New Yorker Ballroom-Szene in den 1980er-Jahren. Danach wird gefeiert. Der Eintritt ist bis Mitternacht frei.
Am Freitag, 8.3., geht es um 22:30 Uhr im City 1 erst mal mit der Party-Stimmung weiter, wenn sich die Queer-Community mit einer Auswahl preisgekrönter Kurzfilme ins Filmvergnügen stürzt. Das Festivalteam hat für die Queer Shots zwölf deutsche und internationale Kurzfilm-Highlights ausgewählt. Der Schweizer Regisseur und HFF-Student Simon Pfister wird seinen in München gedrehten Film Sunset zum Thema Homophobie vorstellen. Die Filme werden von den Zuschauer/innen bewertet. Darunter ist der gerade auf der Berlinale mit dem Kurzfilm-Teddy prämierte schwedische Claymation-Film Moms on Fire.
Viel Preisgekröntes bekommen die Besucher/innen von QUEER NIGHT STAND ab Samstagnachmittag zu sehen: Bei den Teddy Awards 2015 und auf den Lesbisch-Schwulen Filmtagen Hamburg jeweils mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde Stories of our Lives (Atelier 1, 14:30 Uhr). Die Kurzfilm-Anthologie des kenianischen Künstlerkollektivs »The Nest« thematisiert den Alltag von jungen LGBTs (LesbianGayBisexuelTransgender) in dem von massiver Repression gezeichneten afrikanischen Land.
Ebenfalls am Nachmittag läuft die niederländische Komödie Chez Nous – Queen of Amsterdam von Tim Oliehoek, die mittels einer charmanten Gaunergeschichte mitreißende Travestie-Musiknummern mit einer augenzwinkernden Hommage ans Heistmovie- und Actiongenre kombiniert (Atelier 1, 16:00 Uhr).
Als Preview vor dem Kinostart am 5. Mai präsentiert QUEER NIGHT STAND La belle saison – Eine Sommerliebe mit Cécile de France. Das im Frankreich der 1970er Jahre angesiedelte Drama erzählt von der stürmischen Affaire zweier unterschiedlich sozialisierter Frauen (Atelier 1, 18:00 Uhr).
Das Highlight des QUEER NIGHT STAND, der diesjährige Gewinner des Teddy Award, Kater, läuft am Samstag zur Primetime um 20 Uhr im City 1. Der österreichische Regisseur Klaus Händl und Hauptdarsteller Lukas Turtur werden das Beziehungsdrama vorstellen und dem Publikum Rede und Antwort stehen.
Den Abschluss des QUEER NIGHT STAND in der Spätvorstellung am selben Abend markiert schließlich Desire Will Set You Free von und mit Yony Leyser. Der Film folgt einem jungen Amerikaner palästinensisch-israelischer Herkunft auf seinem Streifzug durch die berüchtigte Berliner Clubszene. Vor dem Hintergrund der Originalschauplätze wartet Desire Will Set You Free mit Gastauftritten zahlreicher Berliner Szene-Größen auf, darunter Peaches, Nina Hagen, Blixa Bargeld und Rosa von Praunheim.
Nach dem QUEER NIGHT STAND im April wird es im Herbst mit der eigentlichen Ausgabe des Queerfilmfestival München queer und bunt weitergehen. Festival is coming out.
QUEER NIGHT STAND – Queer Film Festival München, 6. bis 10. April 2016 – City-Kinos, Sonnenstraße 2. Eintritt: 9,50 Euro.