71. Berlinale 2021
In der Welt der erwachsenen Kinder |
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Bester Film im Wettbewerb Generation Kplus: Han Nan Xia Ri (Sommerflirren) | ||
(Foto: Berlinale Presseservice) |
Von Christel Strobel & Axel Timo Purr
Insgesamt acht Langfilme Kplus waren für den diesjährigen Wettbewerb von Generation ausgewählt worden, die nun – je nach Ausstattung, insbesondere was das Format betrifft – am heimischen Bildschirm gesichtet werden konnten.
Obwohl die Erinnerung an die Kinosäle voller quirliger und begeisterter Kinder vom vorigen Jahr noch mal lebendig wurde und ein bisschen wehmütig machte, wurde die tägliche Online-Sichtung schließlich zur Routine, ebenso wie der kollegiale
Austausch per Telefon.
Any Day Now (Ensilum / Erster Schnee, Finnland 2020), das Langfilmdebüt des finnisch-iranischen Regisseurs Hamy Ramezan, basiert auf seinen eigenen Erfahrungen als Flüchtlingskind. Hier ist es der 13-jährige Ramin Mehdipour, der mit seinen Eltern und der kleinen Schwester schon lange in einer Flüchtlingsunterkunft in Finnland lebt. Die Familie hält zusammen, geht liebevoll miteinander um und trifft sich auch gerne mit anderen iranischen Bewohnern in unbeschwerter Stimmung, aber auch mit solidarischer Unterstützung. Die Ablehnung ihres Asylantrags aber ist für die Familie Mehdipour ein herber Schlag, ihnen bleibt noch ein letzter Einspruch. Währenddessen beginnt für Ramin ein weiteres Schuljahr mit neuen, aufregenden Erlebnissen, zum Beispiel im Tanzkurs. Als mitten im Unterricht zwei Polizisten an der Tür erscheinen, um Ramin zu holen, reagiert die Klasse mit Entsetzen und Tränen. Mit dieser stillen wie beklemmenden Szene endet der emotional berührende Film und bietet damit auch eine Menge Gesprächsstoff, u.a. über die Praxis der Abschiebung von Asylbewerbern, die inzwischen gut integriert in ihrer neuen Umgebung sind, ein Thema, das auch für Kinder in unserer Gesellschaft kein Tabu ist.
Hamy Ramezan, 1974 in Teheran geboren, musste als Siebenjähriger mit seiner Familie – um dem Iran-Irak-Krieg zu entkommen – seine Heimat verlassen. Über Stationen in Istanbul und Flüchtlingslager in Jugoslawien landeten sie schließlich in Finnland. Sein Filmprojekt »war ein harter Job, Fakten und Fiktion unter einen Hut zu bringen. … Man kann nicht Szene für Szene seine eigene erlebte 'Wahrheit' aneinanderreihen. Das Kino ist eine Welt mit eigenen Regeln. Der Film hat einen ausgewogenen Umgang mit Fakten und ist emotional, filmisch, nah an der Wahrheit.«
Mit Beans (Kanada 2020) war ein weiterer auf den eigenen Kindheitserfahrungen beruhender Film im Programm von Generation Kplus zu sehen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 12-jährige Tekehentahkhwa von den Mohawks, einer indigenen Gruppe im Gebiet von Québec, genannt wird sie aber immer mit ihrem Spitznamen »Beans«. Sie lebt mit ihrer Familie im Mohawk-Reservat, hält sich von den wilden Kindern in der Nachbarschaft fern und kümmert sich rührend um ihre jüngere Schwester. Ihr Vater allerdings erzieht sie hart, weil er Beans Sensibilität als Schwäche deutet, aber ihre Mutter setzt große Hoffnungen in sie, und das führt immer wieder zu Auseinandersetzungen der Eltern. Diese familiäre Diskussion tritt in den Hintergrund, als ein friedlicher Protest im benachbarten Reservat in eine bewaffnete Auseinandersetzung ausartet. Grund dafür ist eine Grabstätte, die einem Golfplatz weichen soll, den die Stadt Oka, die nicht zum Gebiet der Mohawks gehört, dort errichten will. Innerhalb kürzester Zeit sind sie im Reservat von der Außenwelt isoliert, die Anfeindungen werden handgreiflich und eskalieren. Da sucht Beans Kontakt zu dem stärksten Mädchen aus der Gruppe, die sie vorher gemieden hat, und kämpft mit ungewohnter Härte. Doch auf die rassistische Gewalt der Bewohner von Oka ist Beans nicht vorbereitet, steigert sich aber in eine große Wut. Erst als sie bemerkt, wie sie mit ihren unüberlegten spontanen Handlungen die Menschen, die ihr nahe und wichtig sind, gefährdet, kommt sie zur Besinnung.
Die Regisseurin Tracey Deer notierte zu diesem Projekt: »Ich war 'Bohne'. Ich war 12 Jahre alt und erlebte eine bewaffnete Pattsituation zwischen meinem Volk und der Regierung von Québec und Kanada, bekannt als die Oka-Krise. (11. Juli bis 26. September 1990.) Die Mohawk-Nation von Kanesatake und Kahnawà:ke stellte sich gegen einen gewaltigen Tyrannen – und gewann. In jenem Sommer wusste ich, dass ich Filmemacherin werden wollte und schwor mir, eines Tages diese Geschichte zu erzählen.« Tracey Deer, deren engagierte und vielseitige Medienarbeit schon mehrfach mit Preisen gewürdigt wurde, hat mit Beans ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das ein hierzulande eher unbekanntes Ereignis authentisch vermittelt – ein wichtiger Film fürs junge Publikum.
Auf ganz anderem Terrain ist Mission Ulja Funk unterwegs, der einzige deutsche Beitrag (in Koproduktion mit Polen und Luxemburg) bei Generation. Der Debütfilm der vormaligen Softwareentwicklerin und jetzigen Medienproduzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Kronenberg entstand im Rahmen der Initiative Der besondere Kinderfilm, dessen Besonderheit darin liegt, dass es keine der gängigen Bestseller-Kinderbuchverfilmungen, sondern ein Film nach einem Originaldrehbuch ist. Eine weitere Besonderheit der »Mission« ist das Milieu, in dem sich Ulja Funk bewegt, nämlich in einer russlanddeutschen Familie und darüber hinaus Gemeinde, was ja eher nicht vorkommt im deutschen Film. Und dort, an einem Sonntag in der Freikirchlichen Gemeinde, beginnt der Film: Ulja, 12 Jahre und begeisterte Forscherin, widmet sich intensiv dem Weltall und hat soeben einen kleinen Asteroiden entdeckt, der auf dem Flug zur Erde in ein paar Tagen in Belarus aufschlagen wird. Aber die Sonntagsgemeinde in ihrem Nest interessiert sich so gut wie gar nicht für Uljas Forschungsergebnis. Kurzerhand macht sie sich mit ihrem Schulfreund Henk am Steuer des »geliehenen« Leichenwagens ihrer Eltern auf die Strecke. Natürlich wird es immer wieder mal knapp im Abstand zu dem Kleinbus, mit dem die Freikirchlichen sie schon bald verfolgen, und besonders Uljas Oma Olga hat es sich zum Ziel gesetzt, die Enkelin auf den rechten Glaubens-Weg zurückzubringen – Asteroid hin oder her.
Dieses Roadmovie – mit Ecken und Kanten – ist so rasant wie schräg, dass ich ihm bedingungslos gefolgt bin, auch wenn die Jungforscherin mit ihren strengen Ansagen nicht so sympathisch wirken mag. Im Kino – der Film hat bereits einen Verleih und sitzt sozusagen in den Startlöchern – wird er sein Publikum finden.
Eine Überraschung war der Große Preis der internationalen Jury für den Besten Film im Wettbewerb Generation Kplus (dotiert mit 7.500 Euro gestiftet vom Deutschen Kinderhilfswerk) an den chinesischen Film Han Nan Xia Ri (Sommerflirren).
Han Shuai, Regisseurin und Drehbuchautorin, macht in ihrem Spielfilm-Debüt mit feinem Gespür, gleichwohl unbestechlichem Blick die schwierige Phase der Pubertät einer Dreizehnjährigen, die im Wesentlichen
auf sich allein gestellt ist, sichtbar. Guo, das unangepasste Mädchen, wurde von ihrer Mutter zu Beginn der Sommerferien zu Verwandten nach Wuhan geschickt, während sie selbst sich in Shanghai ein neues Leben einrichtet. Von der Tante, streng und verhärmt, erfährt Guo keine Zuwendung oder gar Hilfe. Auch Zhao You, ein etwa gleichaltriger Junge, der das Mädchen gern sieht, dessen Blicke aber auch irritierend auf sie wirken, trägt unbewusst zu Guos Unsicherheit bei. Als sie endlich die
Möglichkeit hat, mit Tante und Cousine nach Shanghai zu fahren, hat Guos Mutter keine Zeit für ihre Tochter. Der streckenweise sehr düstere, bedrückende Film kann auch symbolhaft für die gegenwärtige Atmosphäre dieses Landes gesehen werden.
Aus der Jury-Begründung: … In diesem Sommermärchen, das immer wieder in einen Alptraum abzugleiten droht, ist in jeder Sekunde die Hitze spürbar, die schwüle Luft und der Druck, der auf der Hauptfigur lastet. Dabei bleibt der Fokus stets auf den Gefühlen und Wahrnehmungen der Kinder, wodurch sich der Schmerz, der die Suche nach sich selbst und dem eigenen Weg begleitet, nachempfinden lässt.
Der Drehort Wuhan weckt unwillkürlich den aktuellen Bezug und Han Shuai sagt hierzu: »Als wir an dem Buch arbeiteten, brach in Wuhan die Covid-19-Epidemie aus, und das starke Gefühl des Schicksals, der Aufopferung und der Angst, in einer isolierten Stadt gefangen zu sein, löste einige starke Reaktionen aus. Am Ende haben wir uns entschieden, den ursprünglichen einfachen Ausdruck des Films beizubehalten, aber die Stimmung, die während des Schnitts von der Realität beeinflusst wurde, ist bis zu einem gewissen Grad in den Stil des Films eingegangen.«
Eine Lobende Erwähnung der Fachjury ging an den argentinischen Film Una Escuela en Cerro Huesco (Eine Schule in Cerro Huesco), was insofern nicht ganz verständlich ist, als es sich hier um einen Film handelt, der eindeutig die Sicht der Erwachsenen vermittelt. Es geht um Julia und Antonio, beide Biologen, deren sechsjährige Tochter Ema aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung nicht spricht. Auf der Suche nach einer geeigneten Schule haben die Eltern bereits 17 Fehlversuche hinter sich, als schließlich die Schule in Cerro Huesco die Anmeldung für Ema entgegennimmt, was aber auch einen Umzug der Familie bedeutet. Die Regisseurin Betania Cappato begleitet in diesem fiktionalen Spielfilm mit behutsamer Anteilnahme die Eltern, deren ganze Sorge und Aufmerksamkeit ihrer zerbrechlich wirkenden Tochter gilt. Ema selbst macht kaum sichtbare Fortschritte, man sieht sie zwischendurch immer wieder allein und in einem fast unbemerkten Augenblick einen Laut formen. Aus der Begründung der Jury: »Durch diese wunderschöne, herzerwärmende und starke filmische Vision werden die Zuschauer*innen zu einer eindringlichen spirituellen Reise eingeladen. Ein intimer und persönlicher Film, der Raum lässt und Raum schafft, nach Gemeinsamkeiten sucht, nicht nach Unterschieden.«
Festzustellen bleibt für diesen Generation Kplus-Jahrgang, dass noch weniger Filme zu sehen sind oder wohl auch nicht verfügbar waren, die sich mit ihren Geschichten und Protagonisten an die jüngeren Kinder richten. Hat sich die Zielgruppe schon so verändert, dass es keine »Kinderfilme im besten Sinne« mehr gibt? Wenn Filme auch ein Spiegel der Gesellschaft sind, stellt sich die Frage nach dem Bild, das Erwachsene von der Kindheit bekommen, und ob das ein Trend infolge eines beschleunigten Erwachsenwerdens ist und deshalb die Filme vermehrt Themen wie Pubertät, gesellschaftliches Engagement, Flucht etc. behandeln. Vielleicht ist es an der Zeit, dass aufgrund veränderter Bedingungen der Kindheit eine grundsätzliche Diskussion der Kriterien eines »guten« bzw. adäquaten Kinderfilms für Sechs- bis Achtjährige in Gang kommt.
Ein Manko der diesjährigen Zweiteilung der Berlinale in Branche (1.-5.März) und Publikum (9.-20.Juni) ist es, die Filme von Generation, vor allem Kplus, nicht zusammen mit der Zielgruppe im Kino sehen zu können. Denn diese spontanen und absolut authentischen Reaktionen sind wohl der ehrlichste Gradmesser. Das zumindest ist eine Reise nach Berlin im Juni wert!
- Christel Strobel
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Die im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte reduzierte Filmauswahl der Sektion Generation 14plus mag im ersten Moment schmerzen, doch mehr noch als im letzten Jahr zeigt die auf sieben Wettbewerbsfilme geschrumpfte Liste, was der Jugendfilm vermag und wofür er steht: ein realistisches, anregendes, aber auch beunruhigendes Abbild unserer Gegenwart zu zeichnen, das junge wie erwachsene Zuschauer nicht nur in den Bann zieht und vor allem neugierig macht, unsere komplexe Welt nicht nur zu verstehen, sondern über das Verstehen auch zu einem handelnden Individuum zu werden.
Diese Voraussetzungen erfüllen im Grunde alle diesjährigen Filme. Fast schon klassisch mutet der dänische Beitrag From the Wild Sea (DK 2021, R: Robin Petré) an, der zu Anfang ein wenig nach Greenpeace-Werbe-Film aussieht, dann aber über eine ruhige und besonnene, manchmal fast lyrische Bestandsaufnahme führt, die so dokumentarisch wie eindringlich zeigt, was der Klimawandel von unseren Meeren und ihren Bewohnern fordert, und dass es leider nicht immer hilft, zu helfen. Im Hintergrund pulsiert die beunruhigende, aber umso wichtigere Frage: Wer soll nur den Menschen helfen, wenn sie in naher Zukunft selbst stranden?
Eine prekäre, unbedingt reformbedürftige Zukunft deutet auch der kanadisch-bosnische Film Tabija (CAN/BIH 2021, R: Igor Drljača) an. Endlich wird zwar der »Unort« Sarajewo erzählerisch neu besetzt – mit klugen und kargen, politischen und poetischen, immer wieder überraschenden Assoziationen und einem dichten jugendlichen Drama um Liebe und Tod, reich und arm. Doch gleichzeitig wird deutlich, dass die traumatisierte Nation nicht erst durch den Bürgerkrieg zu einem »Failed State« geworden ist, sondern bereits im Zweiten Weltkrieg die Wurzeln der Misere gelegt wurden, die, wie in traumatisierten Familien, von einer Generation an die nächste weitergereicht wird.
Die prekären familiären Verhältnisse im armen Bosnien finden sich allerdings auch im reichen Südkorea von Fighter (KOR 2020, R: Jéro Yun) wieder, in dem das Rocky-Genre neu variiert wird. Die junge, von Nord- nach Südkorea geflohene Jina boxt allerdings nicht nur gegen die Traumata von Flucht und disparaten Familienverhältnissen an, sondern auch gegen Diskriminierung und für die Liebe. Ein Film, der durch Stille mehr erklärt als jede laute Politik und allein schon wegen der dunklen Stimme der Hauptdarstellerin unbedingt sehens- und hörenswert ist.
Eine großartige Hauptdarstellerin bietet auch der norwegische Beitrag Ninjababy (NOR 2021, R: Yngvild Sve Flikke) auf, eine Perle in der Generation 14plus-Sektion, die man sich unbedingt im Double-Feature mit Eliza Hittmans Niemals Selten Manchmal Immer ansehen sollte. Denn in Ninjababy ist alles anders als bei Hittman, auch wenn hier ebenfalls eine junge Frau überraschend schwanger ist und es eigentlich nicht sein will. Doch die Frauen in Flikkes Film leben nun einmal nicht im puritanischen Bible-Belt der USA, sind alles andere als traumatisiert, sind selbstbewusst und handeln auch so. Ein Film, der endlich einmal überzeugend klarstellt, dass nicht nur Familie, sondern auch Liebe immer Patchwork ist und mehr noch: frau auch Frau sein darf, ohne Mutter sein zu müssen.
Die Relativität und Suche der jungen Jahre, die sich eigentlich auf das ganze Leben ausweiten sollte, aber es leider nur allzu selten tut, zeigt der ukrainische Sektionen-Beitrag Stop-Zemlia (UKR 2021, R: Kateryna Gornostai) eindrucksvoll: Ganz nah dran sind wir hier beim Warten auf das Leben, erkennen die Poesie der Trabantenstädte und sind Teil vom Leiden am Leben und der so widersprüchlichen wie komplexen Ethnografie. Ein Regiedebüt, das mit überraschenden Alltagsmotiven auch zeigt, dass Jugend immer universell und Identität nicht angeboren ist und von »Ethnografie« im klassischen Sinn eigentlich nicht mehr die Rede sein kann.
Überraschend auf fast allen Ebenen ist auch Cryptozoo (USA 2021, R: Dash Shaw), ein Animationsfilm, der nicht nur durch seine umwerfenden Zeichnungen und Montagen mit gewohnten Pattern bricht, sondern auch durch seine Handlung: ein psychedelischer Trip in und für das Anderssein, in dem Albträume abgesaugt werden, Tarot, Mother Earth, griechische Mythologie und ein sehr gegenwärtiger militanter Kapitalismus aufeinandertreffen und bei aller Ambiguität auch niemand wirklich den Sieg davonträgt. Ein Drogenrausch, der auch Kopfzerbrechen bereitet und dafür eine lobende Erwähnung im Wettbewerb Generation 14plus erhalten hat.
Weit weg von einem psychedelischen Trip ist der Gewinner des Großen Preis der Internationalen Jury für den Besten Film im Wettbewerb 14plus, La Mif (F 2021, R: Fred Bailli), den man auch mit »Pflicht oder Wahrheit oder auf der Suche nach einem moralischen Kompass« übertiteln könnte. Denn das macht eine »La Mif« (franz. Slang für Familie) ja letztendlich aus, die sich hier in einem französischen Mädchenheim als ernüchternder Spiegel unserer zerrissenen Gesellschaft zusammenfindet und auch nicht davor zurückschreckt, über semi-dokumentarische Spielelemente Ernst zu machen. Wir sehen gebrochene Lebenslinien auf allen Seiten: auf Elternseite, auf Erzieherseite und auf Seite der Jugendlichen. Der Film stellt dennoch nicht die Systemfrage, wozu er alles Recht hätte.
Gleichzeitig wird gerade durch die hervorragende Zusammenstellung der diesjährigen Filme deutlich, dass die Systemfrage im Grunde weltweit gestellt werden müsste, ähneln sich die versehrten Biografien in Tabija, Fighter, Stop-Zemlia und La Mif doch nur allzu frappierend, sehen wir immer wieder »erwachsene« Kinder mit »kindlichen« Erwachsenen kollidieren. Das mag ein illusorisches Unterfangen sein, aber immerhin gibt es ja diese Filme, die zumindest ein Anfang sind und beste Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollten.
- Axel Timo Purr