Die Lieblingskinos zeigen… |
Regelmäßige Jour fixe sind was Schönes im Leben. Sie geben Struktur, Rhythmus und Verlässlichkeit, außerdem lässt sich ein Thema intensiv verfolgen – und womöglich trifft man in einer Art Stammtischgefühl immer wieder die gleichen Leute oder Kreise. Die »Lieblingskinos« der Arena Filmtheater BetriebsGmbH haben gleich mehrere laufen, die immer wieder Anlass für schöne Tipps geben.
Beim Babykino im Maxim gehen natürlich nicht die Babys alleine ins Kino, um sich »Teletubbies« reinzuziehen. Väter und Mütter, die mal rauskommen wollen, treffen sich vormittags, um bei gedimmtem Licht und gedämpfter Lautstärke zielgruppenrelevante Filme anzugucken. Zum Beispiel: Maria Montessori oder Barbie. Da gucken auch die Kleinen groß. Am 27.08. ist um 10:30 Uhr Aaron Arens' Sonnenplätze zu sehen (hier unsere Besprechung). Motto: Sich schon mal auf eine dysfunktionale Familie vorbereiten (Babys) bzw. sich darauf gefasst machen, dass der Nachwuchs widerspricht (Eltern). Weiter geht es am 10.09. um 10:30 Uhr mit Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen! Das richtet sich natürlich an alle, die am Morgen ins Maxim kommen, ist aber vor allem ein toller Film über die Politikerinnen der DDR (Teil 2, nach den bundesrepublikanischen Frauen). Eine Art Politstammtisch. Instruktiv und toll!
In der Arena Cinémathèque können alle, die Filme der jüngsten und älteren Kinogeschichte verpasst haben, einmal im Monat Filme nachholen. Zum Beispiel Lola rennt am 18.09. um 20:30 Uhr, der beste und fast einzig gute Film (Tödliche Maria, du bist natürlich nicht gemeint…) von Tom Tykwer, mit der er deutsche Filmgeschichte geschrieben hat. Heute ist die Trophäe des Deutschen Filmpreises nach seiner rennenden Hauptfigur benannt. Weiter geht es mit Die Mörder sind unter uns (15.10.) und Die Blechtrommel mit dem nervtötenden, aber unhintergehbaren Oskar Matzerath (20.11.).
Das Kiezkino im Arena Kino verspricht »Subkultur auf der Leinwand« und ein lässiges Freibier in die Hand. Der nächste Film ist Gaspard Noés Climax, der zu einem kollektiven Höllentrip einlädt (25.09.). Weitere Filme der Reihe: Style Wars über die HipHop-Szene New Yorks (27.11.) und der irische Kneecap, der den Wiederaufstieg der irischen Musik und der irischen Sprache mit den Mitteln des HipHops feiert. Der Film ist am 17.12. als Preview zu sehen.
Auch der Tschechische Filmabend ist im Arena eine Institution. Am 04.09. wird Brutální Vedro (Brutal Heat) gezeigt, in dem ein Sonnenfragment auf die Erde zurast. Falls es Anfang September noch heiß sein sollte, gilt diesmal nicht: Im Kino kann man sich abkühlen.
In the mood for love. Verlässlichkeit lässt sich auch mit nur einem einzigen Film schaffen: Das Arena zeigt von nun an Monat für Monat Wong Kar-Wais elegisch-schönen In the Mood for Love. Schauen wir mal, wie lange es durchhält. Den bisherigen 1-Film-Rekord halten die Museum Lichtspiele, ebenfalls in München, mit dem nicht totzukriegenden The Rocky Horror Picture Show, der ohne Unterbrechung schon im 47. Jahr läuft. Wer den noch nicht gesehen hat: Schnell ein Ticket sichern! (Bevor er am Ende dann doch weg ist, man weiß ja nie!)
Best of Cinema: So heißt der feste Platz für Meisterwerke des Kinos im Monopol an der Schleißheimer Straße. Das nächste Meisterwerk liefert Paul Verhoeven mit RoboCop, der im Director’s Cut gezeigt wird. Der Titel sagt auch schon, worum es geht. Immerhin sind wir der Zukunft ein gutes Stück nähergekommen im Vergleich zu 1988, wo der Film entstand und das alles noch sehr utopisch (oder dystopisch) anmutete (03.09.). Weitere Filme: Good Bye, Lenin! (01.10.), Der große Diktator (05.11.). Das Screening darf dann hoffentlich sehr ironisch die lange Nacht der U.S.-Wahlen einläuten – hoffentlich nicht hellsichtig. Zur Nervenabkühlung kommt dann noch La La Land (03.12.).
Die Screenshots zeigen zu aktuell anlaufenden Filmen einen älteren Begleitfilm. Eine super Idee! Denn genau das trifft uns alle, plötzlich hat man Lust, den einen oder anderen älteren Film aus einer bestimmten Filmographie zu sehen. Und wirklich, es läuft tatsächlich Edward mit den Scherenhänden, anlässlich von Tim Burtons neuem Film Beetlejuice Beetlejuice, von dem wir natürlich hoffen, dass er ebenso bahnbrechend ist (05.09.). Es gibt ein paar einführende Worte und einen Shot aufs Haus.
Am Mittwoch ist MittDOKs und der Dokumentarfilm kommt mit Gästen und Diskussionen ins Monopol. Nächster Termin: 28.08. mit A Revolution on Canvas und den Gästen Sara Nodjoumi und Till Schauer, die beide Regie geführt haben. Im Film geht es um das Verschwinden von Gemälden im Iran, der betroffene Künstler ist der Vater der Filmemacherin.
Der Rio Filmpalast setzt weniger auf Reihen, dafür auf Glamour und Sondervorstellungen. Wie zum Beispiel die München-Premiere der »ungestümen filmischen Sinfonie« (Verleih) Gloria! in Anwesenheit der Regisseurin Margherita Vicario (28.08.). Am 17.09. gibt es die Buchpremiere »Bavarese« mit Leo Reisinger und Leo’s Live Band. Der Roman spielt im Maschinenraum der Münchner Gastroszene. Da wollte man eh schon immer mal hin. Am 12.10. gibt es iranische Musik, mit Googoosh – Made Of Fire von Niloufar Taghizadeh, die ins Rio kommt und als Stimme des Widerstands und Hoffnungssymbol gilt.
Viel Spaß im Kino!
Tipp: Für den Besuch der Kinos empfiehlt sich das Lieblingskino-Abo für 19,90 Euro im Monat. Lohnt ab zwei Besuchen!