Cinema Moralia – Folge 337
Revolution von Rechts |
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Der Neue im Weißen Haus... (King Kong, 1933) | ||
(Foto: Wikicommons) |
»Remember, remember the 5th of November, gunpowder, treason and plot;
for there is a reason why gunpowder and treason should ne'er be forgot.«
Zu Beginn erstmal etwas Schönes: Beim Filmfestival von Mannheim-Heidelberg, das morgen eröffnet, ist neben vielen anderen (sehr) guten Filmen des zu Ende gehenden Filmjahres auch der neue Film des Berliner Regisseur Christoph Hochhäusler zu sehen, der im Sommer in Locarno Premiere hatte: La Mort Viendr, also »Der Tod wird kommen«, heißt er. Der Film spielt – vermutlich aus Gründen der Finanzierung – in Belgien und ist vor allem in französischer Sprache.
Prachtvolles, poetisch-kluges Kino! Der Film zieht einen im Nu in Bann. Die Handlung kreist um einen alten Gangsterboss, der sich gegen Konkurrenten verteidigen muss, und im komplexen Bandenkrieg zwischen vier Parteien eine Outsiderin engagiert, die einen Verräter entlarven und liquidieren soll. Neben der ungewöhnlichen Figur einer weiblichen Killerin (eine Entdeckung: Sophie Verbeek) inmitten der Männerwelt glänzt dieser ausgezeichnete Film durch magnetische Inszenierung, lakonische »hard boiled« Dialoge und Reinhold Vorschneiders so stylische wie genaue Bildgestaltung. Auf so einen wunderbaren Genrefilm hat man seit Jahren im deutschen Kino gewartet.
Und dass die Schauspieler keine Deutschen sind, macht etwas mit dem Film und mit Hochhäuslers Kino, dass ich selbst noch nicht ganz fassen kann, und mir schon deshalb nochmal ansehen werde: Alles ist sofort glaubwürdiger, körperlicher, erdenschwerer.
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Es gibt zu viel, über das ich jetzt gerne schreiben würden – das Ampel-Aus am allerwenigsten –, aber weil ich gerade soviel sehe und erlebe und schreibe, schaffe ich das alles nicht – dies als Hinweis an all jene, die mir schreiben und fragen, ob und wann ich denn über dies und jenes schreiben werde.
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Einen Kinodokumentarfilm sollte sich jeder ansehen, dem wie mir die 08/15-Empörungsfilmchen über Donald Trump auf die Nerven gehen: A Storm foretold läuft in der ard-Mediathek und erzählt von dem Sturm, der vor vier Jahren nach dem Wahlsieg Bidens begann, und seit gestern eine neue Phase getreten ist – hier kann einem wirklich schlecht werden: Ein dänischer Film, der den offenen Zynismus und gelebten Faschismus der Trumpisten zeigt, zugleich einen unglaubliche und glaublich spannende Geschichte über die Rechte Gegenrevolution in den USA erzählt, und dabei vollkommen auf das Moralisieren vieler unserer Medien verzichtet.
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»Remember, remember the 5th of November« – dieser Kinderreim erinnert an die »Pulververschwörung« (»Gunpowder Plot«) von 1605. Seinerzeit sollte das Parlament in die Luft gesprengt und ein Volksaufstand angezettelt werden. Seltsam bekannt kommt einem das heute vor.
Ein zweiter Film, den man sich mal wieder anschauen könnte ist V for Vendetta mit Natalie Portman. Es zeigt beide Seiten der Rache, die süße und die bittere. Rache dürfte aber das Thema sein, das uns in den nächsten Jahren ebenso beschäftigt.
Der Film wurde zu einem Symbolfilm für Occupy-Wallstreet, eine Bewegung, die wir in ihrer Ambivalenz – gerechte Kritik, aber plumper Antiparlamentarismus, sowie Wutbürgerei, deren Gestus und Affekte Trump vorwegnehmen – heute etwas besser durchschauen.
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Donald Trump hat einfach alle Regeln gebrochen, die im amerikanischen Wahlsystem existieren: der Wahl-Nostradamus Alan Lichtman, die Football Regel (Washington Heimsieg hilft amtierender Partei), sowie die Tatsache, dass seit dem 19. Jahrhundert klein Präsident zwei nicht aufeinander folgende Amtszeiten hatte.
Über alles wird gerade geschrieben und geredet, außer über den Elefant im Raum: Die Leute wollen keine Frau. Und keine Schwarze. Darauf muss auch die Linke reagieren.
Am wichtigsten aber ist auch nicht das, worüber jetzt vor allem geschrieben wird: Die Ratschläge von Millionen selbsternannten Wahlkampfplanern. Auch nicht »die Wirtschaft«. Und auch nicht das falsche Verständnis, mit dem man jene, die die Demokratie nutzen, um sie abzuschaffen, auch noch entschuldigt.
Sondern wir müssen uns eingestehen, dass es einfach Hass und Nihilismus gibt. Dass Leute Trump wählen, weil sie etwas kaputt machen wollen. Oder weil sie anderen nichts gönnen.
Es gibt das Böse.
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Wie wird das Kino sich dem stellen? Und wie verhalten wir uns zu Hollywood, dessen Inszenierungsstil und Moral all das auch erst ermöglicht hat?