30.01.2025

Provokant & sinnlich

Brigitta
Teetrinken mit Brigitta: Am Sonntag (1.2.) um 11 Uhr im Theatiner
(Foto: Dagmar Knöpfel)

Nicht verpassen: Wenzel Storchs Gesamtwerk im Werkstattkino, Dagmar Knöpfel mit »Brigitta« im Theatiner

Von artechock-Redaktion

Es ist mal wieder Zeit für ein FOMO. Fear of Missing Out, so nennen wir das Gefühl, wenn alles zu viel wird, zu viele Veran­stal­tungen (oder wie es heute immer heißt: Events), Partys, soziale Verpflich­tungen. Dann lieber gleich zu Hause bleiben?

Unsere Antwort: Auf gar keinen Fall. Sondern: Hingehen!

Gott­ver­dammt prächtig: Wenzel Storch

Der Glanz dieser Tage
Die haben viel­leicht einen im Tee… Teetrinken mit Wenzel Storch. (Foto: Wenzel Storch)

Ins Werk­statt­kino zum Beispiel. Es verspricht uns in der kommenden Woche »alles von Wenzel Storch«. Wirklich alles! Denn Wenzel Storch, wie wir der Ankün­di­gung des under­groun­digsten Kinos Münchens entnehmen können, kommt tatsäch­lich auch. »Himself«! Wikipedia kennt ihn als katho­li­schen Minis­tranten (prägende Erfahrung!) und berichtet von einem LSD-Trip, der ihm die grund­le­gende Idee für das Drehbuch zu Der Glanz dieser Tage einge­bracht haben soll.

Über das Gesamt­werk des Braun­schweiger Regis­seurs hat Georg Seeßlen geschrieben: »gott­ver­dammt prächtig, umwerfend komisch, elen­dig­lich poetisch«.

Das Gesamt­werk besteht tatsäch­lich aus nur drei Lang­filmen, die Storch ordent­lich Renommee einge­bracht haben ob seiner surrealen Ästhetik und kirchen­ver­ach­tenden Tendenzen. Gehuldigt wird ihnen auch als Under­ground, der zu originell für das bürger­liche Arthouse-Publikum ist.

Gezeigt werden im Werk­statt­kino im Beisein von Wenzel Storch: Sommer der Liebe (1990-92) (auf 16mm!) über einen Mann, der Klöster zu Rock-Klöstern, also gewis­ser­maßen Kathe­dralen der lauten Musik umwidmet. (Freitag, 31.1., 20:00 Uhr)

Sodann: Der Glanz dieser Tage (1989, 16mm). Ein »zusam­men­mon­tierter Film« (Film­dienst) über einen verhei­ra­teten Mann, der katho­li­scher Priester werden will. Natürlich als Low-Budget-Insze­nie­rung. (Freitag, 31.1., 22:15)

Schließ­lich: Die Reise ins Glück (2004, 35mm!). Diesmal geht es um einen Kapitän, der auf einer unbe­kannten Insel strandet. Dort gibt es einen despo­ti­schen Herrscher, der ihm das Insel­glück vermiesen will. Alles in allem ein »trashiger« Fantasy-Aben­teu­er­film, um noch einmal den unver­dros­senen Film­dienst zu zitieren. (Samstag, 1.2. 18:00)

Außerdem: Gibt es eine Lesung bzw. Lecture mit Wenzel Storch, verbunden mit einer Art Diavor­trag. Das Werk­statt­kino verspricht »Schmud­del­bild­chen«. (Samstag, 1.2. 20:00)

Bukolik mit Brigitta

Brigitta
(Foto: Alamode | Dagmar Knöpfel)

Ein Wieder­sehen mit Brigitta feiert das Theatiner. Das gleich­na­mige Spiel­film­debüt der Münchner Regis­seurin Dagmar Knöpfel feierte vor 30 Jahren im Theatiner Premiere. »Damals hatte Frau Kirchner den Mut, Brigitta zu zeigen – einen Film, der 1995 von mir im Eigen­ver­leih heraus­ge­bracht wurde«, schreibt uns die Regis­seurin und berichtet von Schlangen vor dem Kino in der Thea­ti­ner­pas­sage.

»Wir waren alle über­rascht, dass der stille, fast medi­ta­tive Film, eine Verfil­mung der gleich­na­migen Erzählung von Adalbert Stifter, so viele Menschen anzog.« Wir können den Film sehr empfehlen, in dem Jahr, wo Stifter sage und schreibe 220 Jahre alt geworden wäre! Der Film ist überaus sinnlich, schreiben wir in unserer Kritik.

»Knöpfel hat mit den Bildern (Kamera: Miklós Gurbán, der auch für Béla Tarrs Die Werck­meis­ter­schen Harmonien foto­gra­fiert hat) ein sinn­li­ches Gleichnis geschaffen für Brigitta, die Titel­figur. Allein schon, wie der erste Blick auf das Marge­riten-Feld fällt: Margerite – Brigitta, ein sprach­li­cher Fast-Reim, auf den sich auch visuell reimt, wenn Brigitta auf einem Pferd mitten aus der Land­schaft auftaucht. (…) Brigitta ist einer der berü­ckendsten deutschen Filme, die man seit Edgar Reitz’ Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht sehen konnte. Auch Dagmar Knöpfels Film ist wie getrieben von diesem Sehn­suchts­ge­fühl, das sich hier in einer fremden Heimat mani­fes­tiert, in dem Ungarn, das der Maler durch­wan­dert, um einen alten Freund zu besuchen, und wo er auch Brigitta finden wird.«
(Sonntag, 02.02. 11:00, Theatiner, zu Gast: Dagmar Knöpfel)

Weitere Febru­ar­tipps folgen im Februar!