»Ein Film nur aus Bildern, das ist für mich das Schlimmste« |
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Die Kamerafrau vor der Kamera | ||
(Foto: Dunja Bialas) |
Februar 2020. Es ist Berlinale, aus heutiger Perspektive ist dies eine ganze Zeitrechnung her. Die Welt tickte noch anders damals, man quetschte sich in volle Kinosäle, war froh, noch einen letzten Platz ergattert zu haben. Mit großer Anspannung wurde die Vorführung von Eliza Hittmans neuem Film Never Rarely Sometimes Always erwartet, fotografiert von Hélène Louvart, einer
der größten Kamerafrauen der Zeit.
Louvarts Kameradebüt Gibt es zu Weihnachten Schnee (Y aura-t-il de la neige à Noël?) von Sandrine Veysset leitete Zusammenarbeiten mit Nicolas Klotz, Christophe Honoré, Claire Denis, Pablo Agüero, Eurídice Gusmão und Alice
Rohrwacher ein, für die sie bislang alle Filme, einschließlich ihres Debüts fotografierte. Für Wim Wenders hat sie den Oscar-gekrönten Pina in 3D gefilmt. Louvart steht insgesamt für ein Arthouse-Kino, das hochästhetisch, aber ohne Hochglanz, von sozialen Welten erzählt, aber auch ohne »schmutzigen« Sozialrealismus oder forcierten Dokumentarismus. Von dem Geheimnis ihrer
Kameraarbeit erzählt sie selbst im Interview in einer ruhigen Nische des weitläufigen Berlinale-Zentrums. Im Interview gendert sie hörbar, sagt „réalisatr*ices“ oder nimmt sich Zeit für beide Formen, die weibliche und die männliche. Sie spricht langsam und wohlüberlegt, wiederholt die Worte, wie in einer Gedankenkette. Gedanken, die beim Sprechen entstehen. Mit Hélène Louvart begegnet einem nichts, das vorgefertigt ist.
Das Gespräch führte Dunja Bialas.
artechock: Hélène, Sie haben die schönsten, ergreifendsten und besten Filme der letzten Jahre fotografiert. Kommen die Projekte zu Ihnen oder wählen Sie die Projekte aus?
Hélène Louvart: Seit meinem Beginn als Kamerafrau habe ich immer eine Wahl getroffen: Infrage kamen nur Projekte, die mich interessierten. Die Regisseur*innen haben mich kontaktiert wegen der Filme, die sie von mir gesehen hatten. Wenn sie mich also kontaktieren, hatten sie bereits die Entscheidung getroffen, einen Film mit mir zu machen. Sie haben in meinen Arbeiten eine audiovisuelle Welt gefunden, die ihnen gefallen hat. Hinzu kam, dass sie eigentlich immer schöne Projekte hatten. Andererseits bin ich sehr wählerisch in meiner Arbeit. Ich kann recht gut einschätze, selbst wenn es ein erstes Filmprojekt ist, ob die Filmemacher*innen ihren Film gut im Kopf haben, ob aus ihnen Regisseure der Zukunft werden. Und bei den anderen, die schon Filme gemacht haben, kann ich leicht sehen, ob die Filme zu mir passen.
artechock: In Bezug auf die Ästhetik oder eher in Bezug auf die Geschichte?
Louvart: Nein, nicht in Bezug auf die Ästhetik. Mehr in Bezug auf die Geschichte, die sie erzählen wollen, und wie sie das tun wollen. Ob sie das mit einem gewissen Ernst und einer Aufrichtigkeit tun, das ist mir sehr wichtig. Wenn ich von Aufrichtigkeit spreche, meine ich: Man kann großes Kino machen, und es muss nicht unbedingt „realistisch“ sein. Aber es muss ehrlich sein. Das interessiert mich, ehrliche Filme, die ein gewisses Publikum erreichen, und die Themen beinhalten, die die Gesellschaft und den Blick auf die Gesellschaft voranbringen. Nach dem Sehen des Films sollte der Zuschauer einen anderen Blick auf die Gesellschaft haben. Auch wenn das Kino für mich zur Gänze Unterhaltung darstellt, glaube ich daran, dass man den Aspekt der Unterhaltung mit einem „nützlichen Thema“ verbinden kann. Und wenn man außerdem noch eine kinematographische Grammatik untermischt, wird es großartig.
artechock: Sie sprechen davon, dass es nicht unbedingt realistisch sein muss. Ihre Bilder wirken sehr stark herausgearbeitet aus dem Wirklichen. Wie wichtig ist Ihnen eine realistische Ästhetik?
Louvart: Es ist gut, beim Realismus zu beginnen – aber, um ihn etwas zu sublimieren, ihn anzuheben oder ihn zu interpretieren. Der Realismus umgibt uns. Wir können die Wirklichkeit sehen, sie liegt vor unseren Augen. Mit meiner Kamera treffe ich eine Auswahl, so dass ich die Wirklichkeit ein wenig unwirklicher mache, was auch bedeutet, die Wirklichkeit zu interpretieren. Einen Film zu drehen, heißt zu interpretieren. In Bezug auf die Geschichte, notwendigerweise mit einer Rahmung, einer Kameraeinstellung, der Art und Weise, wie ich filme, aber auch mit dem Licht. Auch dadurch, wie ich das Licht setze, interpretiere ich. Bestimme ich, wie man die Dinge sieht. Erscheint etwas sehr klar, zu hell, sanft? Jeder sieht ein wenig anders. In einem Film kann ich das durch meine Wahl, die ich setze, beeinflussen. Und diese Wahl ist die Interpretation des Realen. Entweder interpretiert man nur ein wenig, und bleibt ansonsten dem Realen sehr nahe, wie im Film, den ich mit Eliza (Hittman) gemacht habe. Wir interpretieren die Wirklichkeit, aber wir bleiben realistisch, damit die Figuren glaubwürdig bleiben. Man interpretiert, aber nicht zu sehr. In anderen Filmen kann man viel stärker interpretieren.
artechock: Wie finden diese Interpretationen statt? Wie ist das Verhältnis von Ihnen zum Regisseur, wer gibt die Interpretationen vor?
Louvart: Es ist eine Mischung. Ich interpretiere auf meine Art, aber mit dem Blick der Regisseurin oder des Regisseurs. Ich verwende einige Zeit darauf, um zu verstehen, wie sie die Realität interpretieren für ihre imaginäre Welt, und ich bin da, um letztere konkret zu machen. Meine Interpretation kommt also zur Interpretation des Regisseurs hinzu. Ich kann das lenken, aber ich würde nie etwas machen, was nicht mit der Sichtweise oder den Wünschen des Regisseurs in Einklang stünde. Auch wenn es manchmal schwierig ist, die Wünsche zum Ausdruck zu bringen oder verständlich zu machen. Andersherum versuche ich auch zu verstehen, was sie nicht wollen. Wenn ich verstanden habe, was sie nicht wollen, kann ich besser erspüren, was sie wollen.
artechock: Lenken Sie bei Anfängern oder ersten Filmen mehr?
Louvart: Auf jeden Fall. Ich lenke, aber auch wenn die Regisseure erst an ihrem ersten Film arbeiten, haben sie trotzdem schon viele Ideen und wissen, was sie wollen. Auch darum kontaktieren sie mich, weil sie wissen, dass ich sie mitnehmen kann, wohin sie selbst wollen. Das ist wichtig. Ich bin aber auch da, um ihnen Grenzen zu setzen. Wenn ich spüre, dass sie sich irren, bin ich nicht da, um ihnen abzuraten, sondern eher, um sie darauf aufmerksam zu machen und ihnen vorzuschlagen, davon etwas abzuweichen. Eine Korrektur vornehmen, ohne sie abzulehnen. Ich achte darauf, dass sie mit ihrem ersten Film dahin gehen, wohin sie wollen. Denn dann entstehen meist sehr gute erste Filme. Aber man muss die Ohren und Augen weit offen haben, um zu verstehen, wohin sie wollen, damit sie ihre eigene Sprache entwickeln können. Die auch innovativ sein kann: das ist, worum es beim ersten Film geht. Ich muss ihnen vertrauen. Niemals würde ich mich aufdrängen oder etwas zurückweisen, was sie machen möchten. Niemals.
artechock: Den Regisseuren Bildideen geben heißt also, ihnen behutsam zu soufflieren. Wie eng ist die Zusammenarbeit?
Louvart: Ich arbeite immer ganz eng mit dem Regisseur zusammen. Die Zusammenarbeit ist für mich essentiell, um zu verstehen, was sie möchten. Und da es für sie bisweilen schwierig ist, zu formulieren, was sie wollen, bin ich da, um ihnen zu helfen, damit sie wissen, welchen – metaphorisch gesprochen – kinematografischen Garten sie betreten möchten.
artechock: Ihre Bilder sind sehr physisch. Ich habe den Eindruck, dass Sie in Ihren Bildern immer vom Körper ausgehen, vom menschlichen Körper und von den Gegenständen.
Louvart: Ja, in allen Filmen filmt man Menschen. Es sind Schauspieler, die Figuren darstellen, sie interpretieren. Ich arbeite immer heraus, dass die Figuren existieren, dass sie da sind, mit ihrem Körper und ihrem Gesicht. Darin besteht meine Arbeit. Nachdem ich diese Arbeit gemacht habe, kann ich eine Aufnahme machen, die eher physisch ist oder eher kontemplativ und objektiv. Subjektive Aufnahmen verlangen, dass ich mich selbst bewege, innerhalb der Einstellung, und den Figuren folge, das ist auch etwas, was ich sehr gerne mache. In einer Aufnahme vermischen sich immer das Objektive und das Subjektive. Todos Os Mortos …
artechock: … der zweite von Hélène Louvart fotografierte Film des Berlinale-Wettbewerbs, wo Sie nach Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão wieder nach Brasilien zurückkehren …
Louvart: Ja. Der ist sehr viel objektiver aufgenommen. Man beobachtet, sieht zu. Beim Film von Eliza blickt man selbst viel weniger. Man ist mit ihnen, sieht mit ihnen. Die Subjektivität ist viel stärker.
artechock: In Todos Os Mortos geht es um die kulturelle und biologische Vermischung und um die Aneignung. Es geht stark um Hautfarben, um eine kulturelle Crema, die sich in der Haut manifestiert. Wie hat das Ihre Arbeit beeinflusst?
Louvart: Sehr stark. Die weißen Figuren haben eine sehr helle Haut, besonders Ana. Das kommt von dem Charakter ihrer Figur, Ana geht nie hinaus. Iná hingehen hatte eine besonders dunkle Haut. Für meine Arbeit macht das einen großen Unterschied. Ana braucht ein ganz anderes Licht als Iná. Man muss aufpassen, Iná nicht zu viel Licht zu geben, damit sie nicht überbelichtet wirkt. Eine schwarze Haut überzubelichten würde ein Glänzen hervorrufen, das geht nicht. Sie muss aus einem Halbdunkel heraustreten, das dennoch voller Licht ist. Gleiches gilt im Prinzip für die weiße Haut, auch hier muss man das Licht zurückhalten, damit sie nicht zu weiß erscheinen.
artechock: In Todos Os Mortos gibt es Szenen, wo der Außenraum in einem sehr hellen Licht erscheint, fast überbelichtet, sehr weiß und gar nicht mehr greifbar ist. Und dann gibt es die Szenen in den Innenräumen, mit den Kerzen, wo das Licht sehr gedämpft ist, nur schwach aus dem Dunkel kommt. Das spiegelt die Geschichte wider, ist ein Echo der Geschichte.
Louvart: Ja! Die Sonne in Todos Os Mortos ist eine unangenehme Sonne. Vor allem für Ana, draußen ist es zu hell, sie fühlt sich drinnen wohler. Sie geht nur in den Garten, aber auch der Garten ist schattig. Das war das Konzept, das ich mit den Regisseuren erarbeitet habe. Die Welt draußen bleibt für sie enigmatisch, weil sie in der Helligkeit verschwindet. Auf der anderen Seite sollten die Szenen, in denen Iná singt, um die Mutter zu heilen, sehr dunkel sein, man sollte ihr Ritual nicht gut sehen können. Andererseits hat Ana Angst vor der Dunkelheit. Deshalb, als sie mit ihrer Schwester den Wein trinkt, sieht sie Schatten in der Tiefe des Esszimmers.
artechock: Ist für Sie das Licht mit dem Göttlichen assoziiert?
Louvart: Das hat keine religiösen Dimensionen. Ich misstraue dem religiös gemeinten Licht. Ich bin nicht davon überzeugt, die Sonne mit einem himmlischen Licht gleichzusetzen. Das war auch in Glücklich wie Lazzaro so. Auch für Alice Rohrwacher ist die Sonne nicht göttlich. Sie ist viel realer. Sie bereitet Hitze für die Menschen, die auf den Feldern arbeiten, unter der prallen Sonne zu arbeiten hat nichts Göttliches oder Spirituelles. Im zweiten Teil ihres Films, der im Winter spielt, ist das Licht viel grauer und dunkler. Da fühlt man viel stärker die Göttlichkeit von Lazzaro. Es ist also eher umgekehrt.
artechock: In der Szene, über die wir gerade sprachen, gibt es eine ungewöhnliche Kamerabewegung: einen Zoom, der zunächst auf Ana geht und dann von ihr ins Dunkel hinein. Das ist ein Horrorelement. Ungewöhnlich für einen Film von Louvart!
Louvart: Ja, wir haben einen Zoom benutzt, den wir extra für diese Szene bestellt haben. Es ist eine mentale Projektion von dem, was sie sieht. Das ist die Idee des Zooms: man bewegt sich nicht, aber man konzentriert den Blick auf ein bestimmtes Element, das geht vom Betrachter aus. Anders eine Kamerafahrt: die geht zum Objekt hin, das ist der Unterschied. Der Zoom stellt dar, was Ana spürt. Man ahnt, dass es da etwas gibt, dass da etwas passiert. So wie man sich beobachtet fühlt von jemandem, den man nicht sieht. Das bekommt etwas Paranoides.
artechock: Ein mentales Bild.
Louvart: Der Zoom war genau das Instrument, das wir dafür brauchten.
artechock: Sie sind neben Agnès Godard die berühmteste Kamerafrau Frankreichs. Sie haben in Claire Denis‘ Vers Mathilde zusammengearbeitet, einem Tanzfilm und einer der wenigen dokumentarischen Filme von Ihnen. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Louvart: Mit Agnès Godard bin ich befreundet. Sie war für mich immer ein Idol, eine Generation vor mir. Sie hat Bilder gemacht, die mich berühren. Sie arbeitet immer mit Claire Denis. Bevor ich Agnès überhaupt kennenlernte, war es für die Leute schon so: Wenn sie keine Zeit hatte, wurde ich angerufen. Zwischen uns gab es immer eine Art von Intimität über unsere Arbeit. Ich respektiere aber die Paarungen in der Arbeit, wie bei Claire und Agnès, die über Jahre geht. Da würde ich nie dazwischen gehen. Nach unserer gemeinsamen Arbeit sind auch Claire und ich Freunde geworden. Wenn Agnès keine Zeit hat, ruft sie nun mich an.
artechock: Hat Wim Wenders Sie für seinen Pina-Bausch-Film wegen Vers Mathilde, dem Film über die französische Choreographin Mathilde Monnier, angerufen?
Louvart: Ja, Wenders hatte den Film gesehen, den ich für Claire Denis gemacht habe. Er hat sie angerufen und sich nach mir erkundigt, Informationen über mich eingeholt. Zu dieser Zeit habe ich gerade in Deutschland gearbeitet, für einen Film, der von „Baumi“ (Karl Baumgartner) produziert wurde. Da Wenders mit einem französischen Team arbeitete, suchte er jemanden, der zwischen ihm und den französischen Mitarbeitern vermitteln konnte.
Er hat mir eine Frage gestellt: Können Sie in 3D filmen? Ich hätte lügen und es bejahen können, aber ich blieb ehrlich und verneinte. Das war meine ehrliche Antwort. Das hat ihn beeindruckt, weil er gesehen hat, dass ich mich nicht verstelle. Er hat mir vertraut.
artechock: Die Kamera ist eine Männerdomäne. Waren Sie jemals mit Vorurteilen konfrontiert?
Louvart: Ich habe niemals einen Sexismus verspürt, vielleicht war man am Anfang argwöhnisch, weil ich eine Frau war, aber das hat sich bald gelegt. Manchmal, mit einigen Männern hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, aber bald hat das technische Team – Licht, Ton und Produktion – verstanden, dass ich keine ungerechtfertigten Forderungen erhob. Niemals kam mir eine Stimmung entgegen à la: ah, das ist eine Frau, die weiß nicht, was sie machen will. Die Leute haben mich immer für das genommen, was ich bin: Hélène, die ihre Arbeit macht. Man hat mich immer als Menschen wahrgenommen, mit seiner eigenen Sensibilität, aber nicht als Frau. Man hat mich nie als filmende Frau bezeichnet, mich nie in eine Ecke geschoben oder herabgesetzt. Ich habe niemals Sexismus erfahren, weil ich dafür nie die Projektionsfläche geboten habe.
artechock: Wie hat sich seit der Digitalisierung des Kinos ihre Arbeit verändert?
Louvart: Ich arbeite für viele Projekte noch mit analogem Material. Ich empfinde aber keine Nostalgie. Ob analog oder digital unterscheidet sich nur darin, dass es gewissermaßen unterschiedliche Werkzeuge sind. Ich kann mit einer digitalen Kamera genauso viel Freude haben wie mit einer analogen. Es ist nur ein anderer Stift, aber ich muss immer wissen, was ich schreiben will, und wie ich das Blatt vollbekomme. Ich habe mir einen kindlichen Zugang bewahrt, eine Neugier, meine technischen Werkzeuge kennenzulernen, um zu wissen, was ich mit ihnen machen kann. Analoges Material wirkt vielleicht ein wenig seriöser, organischer, wenn man dreht. Man wird vom Resultat überrascht, daher strengt man sich mehr an im Vorfeld, um böse Überraschungen zu vermeiden.
artechock: Wie entscheidet sich die Formatwahl, ob digital oder analog? Ist das eine ästhetische Grundsatzentscheidung?
Louvart: Das hängt von der Produktion, dem Budget und dem Produktionsland ab, ob es dort noch Labore gibt. Alice Rohrwacher hat von Anfang an gesagt, dass sie analog filmen will und das Budget auftreiben wird. Letzten Sommer habe ich aber auch digital mit ihr gedreht. Letztlich geht es immer, unabhängig vom Format oder der Kamera, um die Essenz des Kinos: die richtigen Bilder zu finden und auf die Bilder zu vertrauen. Durch die Bilder hindurch zu sprechen. Rohrwachers Filme sind Filme, die das machen. Aber es dürfen keine Kamerafilme sein! Es bleiben die Filme der Regisseure. Die Kamera muss unsichtbar sein. Ein Film nur aus Bildern, das ist für mich das Schlimmste.
artechock: In Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão ist die Kamera deutlich sichtbar, es gibt es viele Spiegelszenen und die Bilder sind stark komponiert und unterstützen die Farben des Dekors.
Louvart: Das ist ein spezieller Fall bei Karim. Es sollte eine visuelle Präsenz des Bildes geben, die den Seelenzustand der Schwestern widerspiegelt. Karim hat zu mir gesagt: Öffne die Wundertüte!