Deutschland 2013 · 102 min. · FSK: ab 0 Regie: Arne Birkenstock Drehbuch: Arne Birkenstock Kamera: Marcus Winterbauer Schnitt: Katja Dringenberg |
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Der Meisterfälscher bei der Arbeit |
Er ist zwar kein Robin Hood, denn sein Geld steckte er in Villen und ein komfortables Leben, aber er hat diese Schlitzohrigkeit, ein elastisch angelegtes Moralempfinden und ein gutes Gefühl für Timing. Für den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi war klar, dass der Kunstmarkt nur danach giert, noch mehr Kunstwerke zu Höchstpreisen zu verkaufen. Wenn es die aber nicht mehr gibt, dann muss man welche erfinden. Und genau das tat Beltracchi mit viel Liebe zum Detail, bis ihm eine Schlampigkeit zum Verhängnis wurde: titanweiß.
Protagonist Wolfgang Beltracchi erzählt freimütig aus seinem Leben und zeigt die Techniken, mit denen seine Fälschungen entstanden. Regisseur Arne Birkenstock bekommt sozusagen eine Schritt-für-Schritt Anleitung zum Kunstfälschen. Vom wertlosen Schinken, erstanden auf dem Flohmarkt, zum Meisterwerk à la Max Ernst, Heinrich Campendonk etc.
Man hat schon etwas übrig für Hochstapler, die sich in ihrem Business auch noch glänzend amüsieren. Bilder in Millionenhöhe, die für Otto Normalverbraucher manchmal ein Gekleckse sind und für andere wiederum in den Tresor gehören, als Geldanlage. Der Betrug, den Wolfgang Beltracchi hingelegt hat, steckt voller Raffinesse, zeugt aber auch von einem perfekten Handwerk. Was Beltracchi als Protagonisten des Films so interessant macht: er schert sich wenig um die Meinung der anderen und ist ein freimütiger Geist.
Der Film macht Spaß, weil er einen anarchistischen Kern pflegt. Weil er von Menschen erzählt, die sich ihre eigenen Schlupflöcher gesucht haben, um Einzelne um Millionen zu erleichtern, aber auch gleichzeitig vorführt, dass Kunst ein relativer Begriff ist. Pikiert sind die Geschädigten immer noch, die im Film zu Wort kommen. Dabei wurde das Bild »Rotes Bild mit Pferden« erst als unbekanntes Meisterwerk des Malers Heinrich Campendonk gefeiert, um schließlich als ein erfundenes Werk frei nach Beltracchi zu enden und seinen Schöpfer (und Ehefrau Beltracchi) hinter Gitter zu bringen.
Regisseur Arne Birkenstock hat seinen Film angelegt wie ein Popkunstwerk: es ist bunt, es ist spritzig und immer auch witzig. Ob er dabei seinen Protagonisten wirklich gerecht wird, ist die Frage. Vor lauter Bildersequenzen über die Domaine in Frankreich, das Architektenhaus in Freiburg, die Sequenzen zum wilden freien Leben nach Hippie-Manier mit dem Geld voller Taschen, bleibt die Frage nach der Persönlichkeit Beltracchis hinter der Figur des Kunstfälschers weit zurück.
Was dennoch bleibt: Ein bisschen Porträt, ein bisschen Anleitung zum Kunstfälschen und ein kleiner Einblick auf den überhitzten Kunstmarkt.