Deutschland 1998 · 89 min. · FSK: ab 12 Regie: Marc Rothemund Drehbuch: Marc Rothemund Kamera: Hans-Günther Bücking Darsteller: Anica Dobra, Cosma Shiva Hagen, Markus Knüfken, Oliver Korittke u.a. |
A liebt B, B ist aber dummerweise mit C verbandelt, die wiederum mit D liiert ist... – diesem Muster verdankt die Filmgeschichte einige ihrer schönsten Komödien. Auch Marc Rothemunds erster Spielfilm mit dem merkwürdigen Titel »Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit«, der zweifelsohne Witz und Ironie signalisieren soll, versucht aus der verschachtelten Kombination eines ganzen Dutzend Protagonisten auf Partnersuche komödiantische Funken zu schlagen.
Wie der Titel nahelegt, handelt es sich um ein schon fast überholtes Genre des allerneuesten deutschen Films, nämlich um eine »Beziehungskomödie«. Hierbei geht es bekanntlich vor allem darum, zwei derzeit partnerlose oder miteinander zerstrittene Hauptfiguren bis zum Ende des Films zu derart hamonieseliger Zweisamkeit zu verkuppeln, daß Heirat und Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten lassen. Irgendetwas anderes wird in Beziehungskomödien dagegen nicht erzählt, ihr Kennzeichen ist vielmehr, daß sie die Wirklichkeit weitgehend ausblenden, und sich für Themen jenseits der Partnerfindung nicht interessieren.
Kulturgeschichtlich sind derartige Beziehungskomödien interessant, weil man aus ihnen manches darüber lernen kann, was in der Gesellschaft, und in den Köpfen von Machern und Publikum so vor sich geht. Die begrenzten filmischen Möglichkeiten dieser Gattung sind jedoch bereits seit längerem erschöpft, zumal es sich nur in seltensten Fällen tatsächlich um Komödien handelte, sondern um derbe Klamotten ohne Witz und Verstand. Vielmehr brachte dieses Genre wie kein zweites die künstlerische Krise, die Einfalls- und Humorlosigkeit des deutschen Gegenwartskinos auch filmisch auf den Punkt.
Bereits vor fast zwei Jahren hatte Helmut Dietl mit Rossini oder die mörderische Frage wer mit wem schlief bereits die – nun wirklich ironische – filmische Grundsatz-Analyse der deutschen Beziehungskomödie hinterhergeschickt, und diese damit endgültig ad absurdum geführt. Warum also sollte man überhaupt noch solche Filme drehen ?
Marc Rothemund beantwortet diese Frage leider nicht nur überhaupt nicht, sie ist ihm offensichtlich nicht eine Sekunde lang zu Bewußtsein gekommen. Die Folge: Sein Film hat die dramatische Kraft einer Margarinewerbung. Wir erleben Kunstfiguren, die tumbe hölzerne Dialoge sprechen, und die Balance zwischen Witz und Ernst keinen Augenblick finden. Und die – schlimmer noch – gänzlich uninteressant sind. Wir erleben Situationen, die nicht lustig sind, und auf eine Weise geschildert werden, die genausowenig lustig ist. Und wir erleben eine Geschichte, die nicht nur unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen ist – das sind manche Komödien von Lubitsch und Wilder zwar auch, doch birst hier jedes Bild von Realitätspartikeln nur so bersten – sondern vor allem nichtssagend. Und alles ist immerzu nervtötend »witzig«. Ein unerträglicher, ärgerlicher Film, so dumm wie der Titel lang ist.
Einen Grund könnte es natürlich schon dafür geben, noch eine Beziehungskomödie zu drehen. Nämlich um zu beweisen, was zum Beispiel Eric Rohmer jedes Jahr beweist: Daß mit dem Thema Partnersuche noch immer neue, humorvolle Filme zu machen sind. Dann müßte man aber viel intelligenter sein, als dieser durch und durch überflüssige Film.