Dragonheart

USA 1996 · 103 min. · FSK: ab 12
Regie: Rob Cohen
Drehbuch: ,
Kamera: David Eggby
Darsteller: Dennis Quaid, Sean Connery, Jason Isaacs, Dina Meyer

Es muß für einen Schau­spieler bitter sein, von einem Drachen an die Wand gespielt zu werden. Aber viel­leicht ist es für Dennis Quaid ein Trost, daß Sean Connery den Drachen spielt. Denn kein gerin­gerer als die lebende Legende erweckt Draco mit seiner Stimme, seiner Mimik und seinem Charisma zum Leben. Und es ist schwer vorstellbar, daß es einem anderen Schau­spieler so über­zeu­gend gelungen wäre.

Das Indus­trial Light & Magic Team um Scott Squires und Phil Tippett geht mit Draco über Jurassic Park hinaus. Waren die Saurier dort noch primitive Tiere, deren Mimik sich auf kuhäu­giges Gras­mampfen oder furcht­er­re­gendes Fauchen beschränkte, haben sie mit Draco einen compu­ter­ani­mierten Charakter geschaffen, der sich in die Herzen der Zuschauer spielt. James Straus, der für die Gesicht­s­ani­ma­tion zuständig war, konnte sich dabei auf eine umfang­reiche Film­da­ten­bank stützen, die praktisch sämtliche Groß­auf­nahmen Connerys in seiner langen Film­kar­riere enthielt. Zusätz­lich wurde Connerys Gesicht gefilmt, während er seinen Text einspielte. Auf diesem Material basierend wurde Dracos hinreis­sende Mimik gestaltet.

Wegen der komplexen Licht­ver­hält­nisse am Tag, die das ray tracing sehr aufwendig machen, werden compu­ter­ani­mierte Figuren im Realfilm gerne nachts gezeigt. Trotzdem spielen die meisten Szenen mit Draco am Tag. Wir sehen ihn fliegen, tauchen und – in einer besonders beein­dru­ckenden Szene – im strö­menden Regen stehen, ohne daß sich ein Godzilla-Effekt bemerkbar macht. Dennoch ist Dragon­heart kein FX-Movie. Oder aber es ist ein FX-Movie wie es sein sollte: Im Gegensatz zu Block­bus­tern wie Mission: Impos­sible, Inde­pen­dence Day oder Eraser dienen die Effekte in Dragon­heart ausschließ­lich der Umsetzung von Charles Edward Pogues gelun­genem Drehbuch. Und das schildert eine einfache, märchen­hafte und zeitlose Geschichte:

Einon (David Thewlis), der Sohn und Thron­folger des blut­rüns­tigen Königs Freyne, wünscht sich nichts mehr, als in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Sein Lehrer und väter­li­cher Freund Bowen (Dennis Quaid), ein Ritter der alten Schule, versucht vergeb­lich, den Ehren­kodex der Tafel­runde in ihm wach­zu­halten. Als der König bei einem Massaker an aufstän­di­schen Bauern fällt, scheint Einon am Ziel zu sein. Doch kaum hält er die Krone in den Händen, wird er s elbst tödlich verletzt.

Es gibt nur einen Weg ihn zu retten. Die Königin (Julie Christie) bringt ihren Sohn zu einem alten Drachen und fleht ihn an, die Lebens­kraft seines Herzens mit dem Jungen zu teilen. Der Drache fordert als Gegen­leis­tung einen Schwur. Einon möge schwören, daß er das Land nach dem alten Kodex der Tafel­runde regiere, mit Milde, Mut und Gerech­tig­keit. Einon überlebt, doch den Schwur hat er schnell vergessen. Er entwi­ckelt sich zu einem grau­sa­meren Despoten als sein Vater jemals war. Bo wen, in seiner Liebe zu Einon blind, ist überzeugt, daß der Drache den Jungen vergiftet hat. Er kehrt zur Höhle zurück, um ihn zum Kampf zu stellen, doch die Höhle ist leer.

Zwölf Jahre später zieht ein verbit­terter Bowen als bezahlter Drachen­töter durch das geschun­dene Land. Fast alle Drachen sind durch sein Schwert gefallen. Nur einer ist übrig, der mäch­tigste und älteste von ihnen, und auf Bowen wartet sein schwerster Kampf. Begleitet wird er von Bruder Gilbert (Pete Post­le­thwaite), dem reimenden Mönch, dessen selbst­ge­wählte Aufgabe es ist, Bowens Taten zu besingen. Leider hat der Dichter wenig Kondition. Noch bevor der Kampf zuende ist, schläft er ein. So entgeht ihm eine seltsame Wendung: Der Drache, der Bowen zu kennen scheint, schlägt einen lukra­tiven Handel vor...

Dragon­heart ist eine charmante Fanta­sy­komödie mit rasanter Action, witzigen Dialogen und anrüh­renden Szenen. Wie jeder gute Kinder­film verwan­delt er die erwach­senen Zuschauer in selbst­ver­ges­sene Zehn­jäh­rige. Einer der komischen Höhe­punkte des Films ist der Kampf zwischen Bowen und Draco. Diese Sequenz könnte eine ähnliche Bekannt­heit erreichen wie die Anfangs­se­quenz von Raiders of the lost ark, der Hinder­nis­lauf durch die Schatz­höhle, oder die Schluß­se­quenz von Star Wars, der Angriff auf den Kampf­stern.

Es ist ein bißchen schade, daß sich die Sound­ef­fekt­spe­zia­listen in ihrem profes­sio­nellen Ehrgeiz nicht gebremst haben. Vor allem bei den Kampf­szenen, wenn sich die Schwerter schmat­zend in die Körper der Gegner bohren, fühlt man sich unan­ge­nehm an Excalibur erinnert. Etwas mehr Errol-Flynn-Spirit und man hätte den Film ab sechs freigeben können. Dennoch ist die Prognose erlaubt, daß sich Dragon­heart einen Platz unter den Klas­si­kern des Sonn­tag­nach­mit­tags­films erobern wird.