USA 1996 · 103 min. · FSK: ab 12 Regie: Rob Cohen Drehbuch: Patrick Read Johnson, Charles Pogue Kamera: David Eggby Darsteller: Dennis Quaid, Sean Connery, Jason Isaacs, Dina Meyer |
Es muß für einen Schauspieler bitter sein, von einem Drachen an die Wand gespielt zu werden. Aber vielleicht ist es für Dennis Quaid ein Trost, daß Sean Connery den Drachen spielt. Denn kein geringerer als die lebende Legende erweckt Draco mit seiner Stimme, seiner Mimik und seinem Charisma zum Leben. Und es ist schwer vorstellbar, daß es einem anderen Schauspieler so überzeugend gelungen wäre.
Das Industrial Light & Magic Team um Scott Squires und Phil Tippett geht mit Draco über Jurassic Park hinaus. Waren die Saurier dort noch primitive Tiere, deren Mimik sich auf kuhäugiges Grasmampfen oder furchterregendes Fauchen beschränkte, haben sie mit Draco einen computeranimierten Charakter geschaffen, der sich in die Herzen der Zuschauer spielt. James Straus, der für die Gesichtsanimation zuständig war, konnte sich dabei auf eine umfangreiche Filmdatenbank stützen, die praktisch sämtliche Großaufnahmen Connerys in seiner langen Filmkarriere enthielt. Zusätzlich wurde Connerys Gesicht gefilmt, während er seinen Text einspielte. Auf diesem Material basierend wurde Dracos hinreissende Mimik gestaltet.
Wegen der komplexen Lichtverhältnisse am Tag, die das ray tracing sehr aufwendig machen, werden computeranimierte Figuren im Realfilm gerne nachts gezeigt. Trotzdem spielen die meisten Szenen mit Draco am Tag. Wir sehen ihn fliegen, tauchen und – in einer besonders beeindruckenden Szene – im strömenden Regen stehen, ohne daß sich ein Godzilla-Effekt bemerkbar macht. Dennoch ist Dragonheart kein FX-Movie. Oder aber es ist ein FX-Movie wie es sein sollte: Im Gegensatz zu Blockbustern wie Mission: Impossible, Independence Day oder Eraser dienen die Effekte in Dragonheart ausschließlich der Umsetzung von Charles Edward Pogues gelungenem Drehbuch. Und das schildert eine einfache, märchenhafte und zeitlose Geschichte:
Einon (David Thewlis), der Sohn und Thronfolger des blutrünstigen Königs Freyne, wünscht sich nichts mehr, als in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Sein Lehrer und väterlicher Freund Bowen (Dennis Quaid), ein Ritter der alten Schule, versucht vergeblich, den Ehrenkodex der Tafelrunde in ihm wachzuhalten. Als der König bei einem Massaker an aufständischen Bauern fällt, scheint Einon am Ziel zu sein. Doch kaum hält er die Krone in den Händen, wird er s elbst tödlich verletzt.
Es gibt nur einen Weg ihn zu retten. Die Königin (Julie Christie) bringt ihren Sohn zu einem alten Drachen und fleht ihn an, die Lebenskraft seines Herzens mit dem Jungen zu teilen. Der Drache fordert als Gegenleistung einen Schwur. Einon möge schwören, daß er das Land nach dem alten Kodex der Tafelrunde regiere, mit Milde, Mut und Gerechtigkeit. Einon überlebt, doch den Schwur hat er schnell vergessen. Er entwickelt sich zu einem grausameren Despoten als sein Vater jemals war. Bo wen, in seiner Liebe zu Einon blind, ist überzeugt, daß der Drache den Jungen vergiftet hat. Er kehrt zur Höhle zurück, um ihn zum Kampf zu stellen, doch die Höhle ist leer.
Zwölf Jahre später zieht ein verbitterter Bowen als bezahlter Drachentöter durch das geschundene Land. Fast alle Drachen sind durch sein Schwert gefallen. Nur einer ist übrig, der mächtigste und älteste von ihnen, und auf Bowen wartet sein schwerster Kampf. Begleitet wird er von Bruder Gilbert (Pete Postlethwaite), dem reimenden Mönch, dessen selbstgewählte Aufgabe es ist, Bowens Taten zu besingen. Leider hat der Dichter wenig Kondition. Noch bevor der Kampf zuende ist, schläft er ein. So entgeht ihm eine seltsame Wendung: Der Drache, der Bowen zu kennen scheint, schlägt einen lukrativen Handel vor...
Dragonheart ist eine charmante Fantasykomödie mit rasanter Action, witzigen Dialogen und anrührenden Szenen. Wie jeder gute Kinderfilm verwandelt er die erwachsenen Zuschauer in selbstvergessene Zehnjährige. Einer der komischen Höhepunkte des Films ist der Kampf zwischen Bowen und Draco. Diese Sequenz könnte eine ähnliche Bekanntheit erreichen wie die Anfangssequenz von Raiders of the lost ark, der Hindernislauf durch die Schatzhöhle, oder die Schlußsequenz von Star Wars, der Angriff auf den Kampfstern.
Es ist ein bißchen schade, daß sich die Soundeffektspezialisten in ihrem professionellen Ehrgeiz nicht gebremst haben. Vor allem bei den Kampfszenen, wenn sich die Schwerter schmatzend in die Körper der Gegner bohren, fühlt man sich unangenehm an Excalibur erinnert. Etwas mehr Errol-Flynn-Spirit und man hätte den Film ab sechs freigeben können. Dennoch ist die Prognose erlaubt, daß sich Dragonheart einen Platz unter den Klassikern des Sonntagnachmittagsfilms erobern wird.