USA/J 2005 · 135 min. · FSK: - Regie: Matthew Barney Drehbuch: Matthew Barney Kamera: Peter Strietmann Darsteller: Björk, Matthew Barney |
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Björk im Bauch des Walfängers – ein Horror-Öko-Musical |
Der Fußball-WM sei Dank: Weil die großen Verleiher die Kick-Konkurrenz fürchten, bekommen in den nächsten Wochen einige »kleinere«, oft bessere Filme ihre Chance im deutschen Kino, die es sonst gegen Hollywoods Blockbuster-Macht schwer gehabt hätten.
Zu den zweifellos originellsten von ihnen gehört Drawing Restraint 9 von Matthew Barney. Der Amerikaner ist als Videokünstler seit Jahren bekannt, und sein schwerblütiger Cremaster Cycle fand auch im Kino ein kleines, aber interessiertes Publikum.
Drawing Restraint 9 ist ein Experimentalfilm, der keine Handlung im üblichen Sinn erzählt – einer Video-Kunstinstallation in vielem ähnlicher, als einem Film. Zugleich ist dies ein Beleg dafür, dass die interessantesten Dinge im Gegenwartskino sich dann ereignen, wenn ein Filmkünstler die erzählerischen Üblichkeiten hinter sich lassen und sich darauf besinnen, dass Kino eine Bilderkunst ist.
Man sieht, wie auf dem gigantischen japanischen Walfangschiff Nisshin Maru Wale verarbeitet werden. Das Fett gerinnt allmählich in einer Form, unter Deck lagern Barney und seine Lebensgefährtin, die isländische Popkönigin Björk in einem ähnlichen Brei und sterben den Liebestod. Wie Barneys andere Filme entfaltet auch Drawing Restraint 9 in opulenten Bilderrausch ein kompliziertes, sehr egomanisches Zeichensystem, das sich auf ewige Themen wie Liebe und Tod, auf archaische Mythen – Tristan und Isolde, Shintoismus – ebenso bezieht wie auf moderne Kunst – Joseph Beuys' Fettinstalationen –, die Rituale der japanischen Teezeremonie und Fragen wie die nach dem Naturverhältnis der Moderne. Dass sie in dieser Art von Kino, keine Antwort erfahren, ist selbstverständlich.
Aber der Film entfaltet seinen eigenen, irritierenden Sog – darin liegt sein ästhetisches Potential. Ein »Horror-Öko-Musical« haben Beobachter den Film treffend getauft, als er 2005 in Venedig Premiere feierte. Ein Film, der auch von der Musik Björks lebt, an der auch andere Künstler mitgearbeitet haben.