USA 1997 · 117 min. · FSK: ab 12 Regie: Lee Tamahori Drehbuch: David Mamet Kamera: Donald McAlpine Darsteller: Anthony Hopkins, Alec Baldwin, Ellen McPherson, Harold Perrineau u.a. |
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Süße Versuchsanordnung |
»Es dreht sich halt allweil bloß ums Geld und ums Weiberloch.« Oscar Maria Graf
Der Milliardär Charles begleitet seine junge Frau, das Top-Model Mickey, sowie deren Photograph Robert in die Berge Alaskas zu einem Shooting. Bald regt sich in Charles der Verdacht auf außereheliche Aktivitäten seiner Gemahlin, und Robert ist der mutmachliche Besteiger. Wie’s der Kuckuck haben will, stürzen Charles und sein Rivale beim Spazierenfliegen ab, und müssen zu Fuß nach Hause laufen, wobei einige Probleme auf dem Programm stehen: Kälte, Hunger, wechselseitiges
Beleidigtsein und ein großer, böser Bär. Als sie aus dem gröbsten raus sind, fällt Robert die alte Idee vom Miliardärsmord wieder ein.
Der nimmermüde Oscarbesitzer Anthony Hopkins gibt Charles, den Survivaltheoretiker, der vor dem Urlaub noch schnell das Pfadfinderhandbuch auswendig gelernt hat. Schon oft war er siegreich vom Aktienkrieg heimgekehrt, seine dort erlangten Kenntnisse kann er mühelos auf den Überlebenskampf in der Wildnis übertragen und dabei auch seine
Brut, sprich Elle McPherson als Mickey, verteidigen. Keine schöne Situation also für den dickbackig-dämonischen Widersacher Alec Baldwin, allein im Wald zu sein mit einem Mann, der in Das Schweigen der Lämmer bereits kannibalistische Erfahrungen gesammelt hat. Da kommt es bald darauf an, wer noch ein Taschenmesser übrig hat und wer besser Bescheid weiß, wo die Fallgrube versteckt ist.
Nach seinem plötzlichen Erfolg mit Die letzte Kriegerin übt der Neuseeländer Lee Tamahori fleißig Hollywood und läßt’s dabei – Auge um Auge – ziemlich krachen. Da rauschen die Flüsse, brüllen die Bestien und knirschen die Set-Designer mit den Zähnen, weil es außer Buschwerk nichts zu gestalten gibt. Drehbuchautor David Mamet, dessen Stücke zu den wichtigsten an amerikanischen Theatern gehören, hat sich eine süße Versuchsanordnung ausgedacht, wenn er zwei Zivilisationsmenschen allein im Wald aussetzt. Dazu hat er die Anzahl der Rollen (Ein Mann, ein Feind, ein Messer) auf das Nötigste reduziert, der schwarze Photo-Assistent wird schnell zum Bärenfutter, und die umworbene Schönheit bleibt sowieso in der Blockhütte zurück, um auf den Ausgang des Matchs zu warten. The Edge sollte bereits im Januar unter dem Titel Rivalen am Abgrund gestartet werden. Der neue Untertitel Auf Messers Schneide ist ein klein bißchen weniger unpassend.