USA 2025 · 92 min. · FSK: ab 12 Regie: Mel Gibson Drehbuch: Jared Rosenberg Kamera: Johnny Derango Darsteller: Mark Wahlberg, Michelle Dockery, Topher Grace, Monib Abhat, Leah Remini u.a. |
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So folgerichtig wie vorhersehbar... | ||
(Foto: Tobis) |
Man weiß eigentlich kaum, wo man anfangen soll, denkt man an Mel Gibson. In den letzten Jahren sind es eher die Kontroversen, die er durch seine Kommentare ausgelöst hat als das künstlerische Werk als Schauspieler und Regisseur. Angefangen von seinen homophoben und xenophoben Bemerkungen bis zu seinen ur-christlichen Einstellungen, nach denen er die Evolutionstheorie ablehnt und stattdessen für die christliche Schöpfungslehre eintritt. Das kam in Hollywood nicht gut an, doch nach der Wahl von Trump dürfte sich auch hier das Blatt gewendet haben. Der Trump-Befürworter Gibson hat zumindest den ihm von Trump angebotenen Posten als „Sonderbotschafter in Hollywood“ angenommen.
Doch wie so oft sollte man Werk und Leben eines Künstlers trennen. Das gilt auch für Gibson neuen Film Flight Risk, in dem man keine der oben erwähnten Kontroversen auch nur ansatzweise verhandelt sieht. Die sechste Regiearbeit hat allerdings auch nichts mit Gibsons schon neun Jahre zurückliegenden Regie-Arbeit Hacksaw Ridge zu tun, einem großartig und immer wieder überraschend inszenierten Kriegsfilm über einen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, der konsequent den Dienst an der Waffe verweigerte und von Andrew Garfield großartig verkörpert wurde.
Auch für Flight Risk bedient sich Gibson eines Großschauspielers, der die Dramaturgie von Gibsons Kammerspiel trägt. Denn bis auf die Anfangssequenz und das Ende spielt sich die Handlung in einer kleinen, gecharterten Flugzeug ab, in dem die U.S. Marshallin Madolyn Harris (Michelle Dockery) den gegen seine Mafia-Arbeitgeber aussagewilligen Buchhalter Winston (Topher Graceaus) aus Alaska nach Anchorage und dann New York überführen soll. Doch statt des eigentlichen Piloten sitzt plötzlich die Mafia selbst in Person des Auftragskillers Daryl Booth (Marc Whalberg) im Pilotensitz.
Aus dieser Grundkonstellation entwickelt Gibson über das Drehbuch von Jared Rosenberg, das 2020 noch ganz oben auf der schwarzen Liste unverfilmbarer Drehbücher stand, einen so folgerichtigen wie vorhersehbaren Thriller, der wie aus der Zeit gefallen scheint.
Vielleicht hat sich Gibson auch gerade deswegen dieses hässlichen Entleins angenommen, erinnert der Film doch sehr an die Grundbausteine des modernen Action Kinos wie John McTiernans Die Hard mit Bruce Willies oder Mel Gibsons eigene Anfänge als Schauspieler in Richard Donners Action-Klassiker-Franchise Lethal Weapon. So wie dort gibt es auch in Flight Risk keine Meta-Ebene, ist vielleicht nur die von Korruption verseuchte Polizei ein kleiner politischer Sidekick auf unsere Gegenwart. Doch ansonsten haben wir es hier mit den klassischen Elementen des Action-Kinos zu tun, die allerdings durch spektakuläre Flugszenen und eine immer wieder originelle und selbstironische Verbindung zu dem Mann an der Bodenkontrolle aufgelockert werden.
Auch das Böse in der Person von Marc Whalberg, der hier Fratzen zieht wie Jack Nicholson in seinen bösesten Momenten, darf seine Extrarunden drehen, darf wiederauferstehen, auch wenn es schon längst geschlagen ist, so wie wir das nicht nur aus den oben erwähnten Franchises kennen, sondern auch aus anderen Klassikern dieser Zeit wie schönster Reinform in James Camerons Terminator 2. Das mag nicht sonderlich originell sein, macht aber nicht nur wegen Marc Wahlberg, sondern auch wegen Michelle Dockery und Topher Graceaus Spaß, die hier beide mit originellen neurotischen Ticks und ein paar Traumata versehen werden, die den Film letztendlich souverän abrunden und den Zuschauer mit dem Gefühl, nicht nur geflogen zu sein, sondern sogar in die Zeit zurückgeflogen zu sein, ein wenig irritiert, manchmal gelangweilt, aber auch zufrieden, zurücklässt.