Japan/USA/D 2004 · 96 min. · FSK: ab 16 Regie: Takashi Shimizu Drehbuch: Stephen Susco, Takashi Shimizu Kamera: Lukas Ettlin Darsteller: Sarah Michelle Gellar, Jason Behr, Bill Pullman, Ryo Ishibashi u.a. |
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Bleiche Schlangenfrau |
Es muss nicht immer Lost in Translation sein, wenn Amerikaner durch Tokio spazieren, und sich dort nicht zurechtfinden. The Grudge – Der Fluch bietet eine ganz andere, nicht minder irritierende Art der Kulturbegegnung.
Im Zentrum steht eine junge Frau, Karin, angehende Ärztin und Pflegerin in einer psychiatrischen Klinik in Japans Hauptstadt. Eine ihrer
Patientinnen ist eine ältere Amerikanerin. Wir Zuschauer wissen von Anfang an, Karin muss es erst erfahren, dass sich in deren Haus merkwürdige Dinge tun, dass ihre Pflegerin Yoko nicht einfach verschwunden ist. Übernatürliche Dinge geschehen, und man muss, um The Grudge – Der Fluch genießen zu können, schon diese Grundprämisse des Films einfach ein Stück weit akzeptieren, jene japanische Tradition, nach der die Seele eines Menschen, der unter großem
Kummer starb, keine Ruhe findet und an seinem Todesort sein Unwesen treibt. Das Haus der älteren Dame ist ein solcher Ort, und Karin wird in Zukunft gegen die bösen Geister kämpfen müssen, die auch ihr selbst bald ans Zeug flicken wollen Allmählich kommt sie so hinter das Geheimnis des Ortes.
The Grudge – Der Fluch ist spannendes, gradliniges Horrorkino. Regisseur ist Takashi Shimizu, ein Meister des Fachs, der mit seinem Film Ju-on in Japan viel Erfolg hatte, und daher nun selbst für den Weltmarkt ein nahezu identisches Remake des Originals am gleichen Ort, also in Tokio, aber mit US-Darstellern, gedreht hat. Etwas Ungewöhnliches also, weil der Macher des Originals hier selbst eine Variable des eigenen Films herstellen darf. Manche werden nun trotzdem laut »Verrat!« schreien, und vom Ausverkauf der Kino-Werte jammern. Aber warum soll es nicht legitim sein, seinen Film zweimal zu drehen, und unterschiedliche Formen von Kompromissen zu machen. Zudem so ein Hollywoodfilm entstand, der in Japan spielt, und bei dem ein Japaner Regie führt.
Der Film lebt wie das Original von seinen Effekten – für Kenner oft vorhersehbar, aber deshalb nicht weniger nervtötend. Weitgehend gelungen ist die Darstellung des Übernatürlichen, dem man vor allem auf der Tonspur begegnet: Stampfen, Kratzen, Schreien. Dann sieht man ein gepeinigtes Kind, eine bleiche Schlangenfrau und eine irregewordene Katze – bei The Grudge – Der Fluch passt die Floskel wirklich, dass der Film nichts für schwache Nerven sei.
Wirklich spannend ist The Grudge – Der Fluch nicht nur als Verschmelzung von Hollywood mit japanischem Kino, sondern auch durch seine Besetzung. Bill Pullman, bekannt aus Lost Highway von David Lynch – einer der heimlichen Referenzen des Films, die in ihm sozusagen zwischen den Bildern präsent sind, hat einen interessanten Nebenauftritt. Bemerkenswert ist aber vor allem Sarah Michelle Gellar, die acht Jahre als Vampirjägerin »Buffy« auch das deutsche TV-Publikum bezauberte. Ein eindrucksvoller, konsequenter und erinnerungswürdiger Auftritt, der sicher dazu führen wird, dass man sie noch öfters auf der großen Leinwand sehen wird. Das Gesamtresultat ist bemerkenswert: Ein Gruselfilm, der viele andere Werke, die auf plattere Effekte setzen, in den Schatten stellt.