USA 2015 · 169 min. · FSK: ab 16 Regie: Quentin Tarantino Drehbuch: Quentin Tarantino Kamera: Robert Richardson Darsteller: Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Tim Roth u.a. |
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Dialekt der Gewalt |
Es gibt keine Generalprobe. Sobald das Publikum hereinschneit, muss alles perfekt sitzen. Alle Requisiten haben sich an ihrem Platz zu befinden – inklusive der menschlichen. Sobald die Tür aufgestoßen wird, soll die unmenschliche Komödie ihren Lauf nehmen, ohne dass den Ankömmlingen überhaupt bewusst wird, dass sie eine kalkuliert arrangierte Szene betreten.
Auch die Figuren in The Hateful Eight wissen, wie wichtig ein so überzeugendes wie unterschwelliges »Stagesetting« ist.
Das Bereiten der Bühne ist ein Thema, welches den Film auf vielen Ebenen durchzieht, erzählerisch wie formal.
Das beginnt schon mit der äußeren Gewandung der 70mm-Roadshow-Fassung: Mit der Ouvertüre, die einen noch vor dem ersten Bild in die Welt des Films geleitet. Mit der Zweiteilung des Films, die auch narrativ das Aufziehen der
Spiralfeder und das unaufhaltsame Abrattern des Spielwerks voneinander trennt. Mit der Pause in der Mitte, nach welcher die Stimme des Regisseurs als Erzähler – quasi wie eine zweite Ouvertüre – einen zurückholt in die Geschichte. Wo ebenfalls knapp eine Viertelstunde vergangen ist – in welcher die Figuren selbst quasi als Bühnenarbeiter überflüssig gewordene Requisiten entfernten, um den Raum für den zweiten Akt zu bereiten.
Und mit dem überbreiten Bildkader
des Ultra Panavision 70-Formats. Bei dem Tarantino zwei Traditionen des 70mm-Kinos verbindet: Zunächst jene geläufigere der überwältigenden, epischen Landschaftspanoramen. Aber die weißen Winterwestern-Weiten dienen weniger einem Geschmack von Abenteuer, denn zur Etablierung der lebensfeindlichen Unwirtlichkeit, welche die Figuren zwingt, sich in »Minnie’s Haberdashery«, einer windigen Berg-Kaschemme, zu verbarrikadieren. Da wechselt der Film zum Bühnen-Breitbild
– zur Tradition der 70mm-Leinwand als Theater-Guckkasten.
Aus äußerer Größe wird eine innere, intime Größe. Ein Spektakel der menschlichen Dimensionen. Wobei einen Tarantino bewusst trügerisch zu dem Glauben verleitet, man habe in dem einen, ungeteilten Raum einen steten Überblick über alles Geschehen. Die Inszenierung ist doppelbödig, darauf aus, einem an entscheidenden Stellen den Teppich unter den Füßen wegzuziehen.
Das Dramatis personae der Figuren, die auf die Bretter stapfen, die die Welt des Films bedeuten, liest sich wie folgt:
THE BOUNTY HUNTER (»Der Kopfgeldjäger«), Major Marquis Warren, hat als Schwarzer in der Armee der Nordstaaten gekämpft. Jetzt als Kopfgeldjäger betreibt er gnadenlose Aufwands-Ertrags-Optimierung – warum risikobehafteter Lebendtransport seiner Umsatz-Ziele, wenn er in etwas Blei investieren kann, um sie als sichere Umlagen in das steckverbriefte Gold zu verwandeln. Dabei war selbst einst ein Preis auf seinen Kopf ausgesetzt – weil ihm im Krieg die Rache an
den Weißen vor den Regeln des erlaubten Tötens ging.
Die Macht der Gewohnheit lässt einen lange festhalten an ihm als vermeintlichem Helden des Ganzen: Er mag moralisch nicht ganz eine schneeweiße Weste haben. Aber man kennt Samuel L. Jackson ja in der Persona des gewitzten Tunichtguts, als Tarantinos Inbegriff von schwarzer Coolness.
THE HANGMAN (»Der Henker«), John Ruth, verdient seinen Spitznamen dem Umstand, dass er als Kopfgeldjäger einen Ehrenkodex vorschützt: Seine Beute liefert er grundsätzlich lebend dem Scharfrichter aus. Aber man fragt sich, ob nicht manche seiner Opfer, vor die Wahl gestellt, lieber gleich eine Kugel in den Rücken hätten, als sich noch eine Woche von Ruth durch die Gegend schleifen und das Gesicht zerschlagen zu lassen, bevor sie unweigerlich am Strang enden.
Auch ihn möchte
man latent entschuldigen, weil Kurt Russell ja so ein »man’s man« ist. Ein ruppiger, leicht räudiger, misstrauischer Grizzly. Doch unter dem struppigen Pelz verbirgt sich ein unnachgiebiger, rücksichtsloser Pausenhoftyrann.
THE PRISONER (»Die Gefangene«), Daisy Domergue, scheint von Anfang an ständig in Lauerstellung. Solange sie an den Hangmen gekettet ist, gibt sie dessen duldenden Punchingball. Lässt es sich aber da schon nicht nehmen, verbal die Grenzen auszureizen. Man zollt ihr unweigerlich Respekt, weil sie es als Frau in dieser Männerwelt auf solch ein beachtliches Kopfgeld gebracht hat. Und deutet den grenzenlosen Hass in ihren Augen als völlig berechtigt – nicht wirklich ahnend,
was für eine Seeräuber-Jenny in ihr steckt.
Tarantino besetzt Jennifer Jason Leigh im vollen Bewusstsein ihrer filmographischen Vorprägung, pendelnd zwischen den Polen von Masochistinnen und Psychopathinnen: Eine Frau, die Geschichte mitbringt.
THE SHERIFF (»Der Sheriff«), Chris Mannix, müsste eigentlich der sofort offensichtlichste Unsympath im Ensemble sein: Opportunistisch, rassistisch, dumm – blind festhaltend an den radikalen Südstaaten-Parolen seiner unbelehrbaren Rebels-Familie. Aber es fällt einem schwer, ihm all das wirklich übel zu nehmen. Weil er einfach solch ein mitleidserregender Vollspack ist.
Und weil Walton Goggins – Neo-Nazi in »Justified«, Sklaventreiber in Django Unchained, aber fei nicht auf Rollen festgelegt... – so genüsslich den berühmteren Kollegen die Stirn bietet.
THE LITTLE MAN (»Der kleine Mann«), Oswaldo Mobray, seines Zeichens britischstämmiger Henker und Geck. Trotz seiner – aus heutiger europäischer Sicht zweifelhaften – Berufswahl, scheint er die Stimme der Vernunft: Sehr gelehrt argumentiert er für die Leidenschaftslosigkeit der Vollstreckung eines wie auch immer gefällten Urteils. Für ein zivilisiertes, rechtsstaatliches Töten.
Tim Roth spielt die Rolle mit teuflischem Vergnügen als eine Mischung aus der
extrovertierten Körperlichkeit von Ted, the Bellhop, aus FOUR ROOMS; der ins Lächerliche übersteigerten, aber nahtlos ins Mörderische umschlagenden Upper Class-Englishness von Archibald Cunningham aus ROB ROY; und einer punktuellen, feixenden Parodie von Christoph Waltz' Sprach-Manierismen.
THE CONFEDERATE (»Der Konföderierte«), Gen. Sanford Smithers, sitzt definitiv auf der falschen Seite der Geschichte. Er verkörpert den zerborstenen Südstaaten-Traum von Selfmade-Gentlemen, die Tradition und Familie über alles hochhalten. Und völlig blind sind für die humane Verheerung, auf der ihr rechtschaffenes Leben basiert.
Bruce Dern bringt in die Rolle zunächst schlicht sein tatsächliches Alter, eine wahrhaftige Gebrechlichkeit ein – wofür es nicht allzuviele
noch aktive, prominente Alternativen gegeben hätte. Andererseits ist bei Tarantino die Ironie nicht zufällig, ausgerechnet für diese Rolle eine Ikone des links-progressiven Filmemachens der 1960er und ‘70er zu wählen.
THE MEXICAN (»Der Mexikaner«), Bob, ist die einzige Figur, die fast erschöpfend allein durch ihre Herkunft definiert wird. Und nicht nur das – diese Herkunft macht ihn in der Welt von The Hateful Eight sofort suspekt. Während um den Stand der Schwarzen in der jungen Nation immerhin noch gekämpft wird, gibt es über die Zugehörigkeit und den Charakter von Mexikanern nicht einmal Debatten.
Von Demián Bichir sieht man vor lauter Pelzmantel und Bart fast nur
die Augen. Er ist unter den Darstellern der Titelfiguren der einzige, der für das nordamerikanische Publikum eher kein Begriff ist – trotz seiner Oscar-Nominierung 2012 für A Better Life und einer Hauptrolle in der US-Version der Serie »The Bridge«. Tarantino nutzt den Kontrast von Bichirs Star-Status in Mexiko – und dem quasi generischen »Mexikaner«, den er hier verkörpert.
THE COW-PUNCHER (»Der Rinds-Toni«), Joe Gage, ist der einzige echte Cowboy in diesem Western. Und drum die Figur ohne echte Funktion: Die Frontier ist weit weg, die Handlung spielt im vermeintlich zivilisierten Raum, wo – egal wie unmenschlich – Recht und Ordnung herrschen, und nicht das Gesetz der Wildnis. Dieser Haudegen ist schon in seiner Äußerlichkeit zugleich etwas aus den Fugen geronnen und von deplazierter Eitelkeit: Sein Hemd wirkt in seiner Musterung eher wie
eine Frauenbluse oder ein Kinderpyjama. Und darauf, dass es im Westen auch blutig zugehen kann, ist er vor allem insofern vorbereitet, als dass er stets ein sauberes Ersatz-Halstuch parat hat.
Michael Madsen ist von den Tarantino-Veteranen in The Hateful Eight jener, dessen Geschicke am engsten mit diesem Regisseur verknüpft sind. Trotz einer sehr, sehr, sehr umfangreichen Filmographie finden sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht wirklich andere Rollen,
mit denen man ihn verbinden würde. In diesem Film spielt Tarantino mit dem Image, das er für ihn geschaffen hat, unterläuft es teilweise: Sonst geht von Madsen eine irrationale, lustvolle Brutalität aus – so harmlos er sich in The Hateful Eight auch zunächst gibt, rechnet man deswegen dennoch immer mit der Möglichkeit eines unprovozierten Gewaltausbruchs. Aber das Bild von schweigsamer Männlichkeit, das er hier zeichnet, ist ein anderes.
Das jedenfalls sind die Figuren, wie sie sich uns vorstellen. Doch nicht alles davon sind einfach nur Rollen im Film. Es sind auch Masken, die sie innerhalb der Geschichte aufgesetzt haben.
Dabei bedienen sie sich der Erwartungen, welche Genres von Gestalten in dieser Umgebung anzutreffen sein könnten – ebenso wie Tarantino die Erwartungen nutzt, die das Publikum an das Personal eines klassischen Westerns hat.
Bei manchen von ihnen hat man das Gefühl, dass sie in ihrer
angenommenen Identität mehr bei sich selbst sind als in ihrer »wahren«, die ihnen das Leben zugeschustert hat: Dass sie im wahrsten Sinne des Wortes »self-made men« sind.
Selbst jene, die voneinander insgeheim die Wahrheit wissen, kommunizieren in ihren Gesprächen auf der Ebene der Masken miteinander.
Beim zweiten Sehen des Films, wenn man alle Hintergründe kennt, erhalten viele Blicke, manch Mienenspiel – gerade von vermeintlich an einer Szene unbeteiligten Person
– eine ganz neue Bedeutung. Aber nicht, weil die Figuren damit untereinander ihre Allianzen aushandeln oder bekräftigen würden – sondern weil ihre eigenen Gedanken für einen sichtbar werden.
War Inglourious Basterds ein Film über Sprache, und Django Unchained ein Film über Namen, so ist The Hateful Eight ein Film über Lügen.
Selbst der Handlungsort täuscht vor, etwas anderes zu sein, als er ist: »Minnie’s Haberdashery« hat von Zuckerzeug über
Trockenfleisch und Expeditionsausrüstung bis zu Spirituosen und Munition so ziemlich alles im Angebot – außer den namensgebenden Kurz- und Miederwaren. »Ach, jetzt schnall ich’s – das ist ein Witz«, sagt Chris Mannix, als er sich erstmals in der Kaschemme umschaut.
Es geht in dem Film immer wieder darum, wer wem was abkauft.
Es herrscht von Anfang an ein eisiges Klima des Misstrauens. Vor allem John Ruth, der »Hangman«, vertraut niemandem als sich selbst. Egal wer ihm begegnet, er geht immer von den finstersten Absichten aus. Mitreisende lässt er nur extrem widerwillig in seine Kutsche – ihm wäre es egal, wenn sie im Schneesturm verrecken, solange das für ihn keine persönlichen Nachteile hätte. Und in Minnie’s Haberdashery
angekommen, nimmt er sich sofort das Recht heraus, alle Anwesenden einer Art Einzelverhör zu unterziehen. Nicht, um dem, was sie ihm auftischen, Glauben zu schenken – sondern um sie anhand ihrer Geschichten besser einschätzen zu können.
Um auf Nummer Sicher zu gehen, nimmt er allen ihm Unbekannten die Revolver ab. Das lassen sie erstaunlich widerstandslos über sich ergehen – denn sie sind deswegen noch lang nicht entwaffnet. Es herrscht nicht einfach das Recht des
Stärkeren, Schnelleren; die reine äußere Überlegenheit reicht nicht: Wann man losschießt, ist vielmehr eine Verhandlungssache.
Fast jede Szene des Films dreht sich um das Aushandeln von Machtpositionen – darum, wer jeweils die Oberhand hat, wer sich was gefallen lassen muss. Und dabei sind Schießeisen nur eins der möglichen Argumente, nicht zwangsläufig überzeugender als das Wort (sei es die Wahrheit oder Lüge), die Manipulation, oder ein Status, der durch Dokumente,
Uniformen, Ämter gewährleistet ist. Der Revolver bekräftigt das Resultat des Diskurses nur endgültig.
Die Begegnung unbekannter Fremder in einem Raum ohne soziale Garantien ist ein klassischer Western-Topos. The Hateful Eight aber ist ein Nach-Bürgerkriegs-Western in Reinkultur.
Er spielt ausschließlich im bereits »zivilisierten« Raum diesseits der zunehmend verschwindenden Frontier. Der Krieg ist offiziell vorbei, nun muss man eine Nation bauen. Doch den Siegern wird schmerzhaft klar, dass sie noch lange nicht gewonnen haben. Es ging bei der bewaffneten
Auseinandersetzung ja nicht um die Eroberung von geographischem Territorium – sondern zuerst um Ideale. Und diese geben die Unterlegenen nicht einfach auf.
Solch eine Kleinigkeit wie bedingungslose Kapitulation – merkt der Brite Oswaldo Mobray an – lassen Amerikaner doch freilich einem zünftigen Krieg nicht in die Quere kommen. Aber nicht die Schlachten gehen weiter, sondern die Friedensverhandlungen: Zu was berechtigt einen in diesen jungen USA das,
was einem auf dem Papier zugesprochen wird, wirklich? Die Verfassungslage mag eindeutig sein – aber unzählig sind die möglichen realen Kombinationen von Hautfarbe, Uniformierung, Stand, Loyalitäten, persönlichen Geschichten. Und was sie einem an Privilegien und Respekt bringen – oder auch nicht –, das hängt vielmehr von der jeweiligen Situation und der entsprechenden Kombination des Gegenübers ab.
Ausgerechnet John Ruth, der sein Mißtrauen gegenüber allem und jeden am offensten zur Schau stellt, erweist sich in diesem Prozess als letztlich überraschend naiv: Er ist von der Existenz einer Wahrheit hinter den Masken überzeugt. Und dabei kann sein Urteil nicht nur – in beiden Richtungen – erheblich danebenliegen. Sondern es ist ihm auch stets ernst damit. Es verletzt ihn zutiefst, wenn er begreift, dass er dem Falschen Glauben geschenkt hat.
Die übrigen Figuren
hingegen gewinnen dem strategischen Umgang mit der Wahrheit durchaus etwas Spielerisches ab. Zum einen kosten sie ihr Rollenspiel, ihre Performance, mitunter geradezu genüsslich aus. Zum anderen sehen sie die Notwendigkeit des Identitäts-Pokers auch für Andere ein, nehmen es ihnen nicht zwangsläufig übel – fühlen sich davon teils sogar unterhalten und zollen besonders gewagten oder gelungenen Auftritten gebührende Hochachtung.
Und es gibt eine Gruppe von Menschen in
dieser neuen Nation, für die das Täuschen und Tricksen ganz besonders essentiell ist als Überlebensstrategie.
Nur wenn die Weißen entwaffnet sind, sind die Schwarzen sicher – sagt Major Warren: »The only time black folks are safe is when white folks is disarmed.« Freilich ist es für einen Schwarzen ein eher prekäres Unterfangen zu versuchen, dies mit Gewalt zu erreichen. Warren hat da probatere Mittel – und davon das entwaffnendste ist ein nicht nur an ihn persönlich gerichteter, sondern gar freundschaftlicher Brief von Präsident Abraham Lincoln.
Er trägt ihn sicher verwahrt in
einer Innentasche, nah seiner Brust – wie einen Schatz oder ein Schutzschild. Er holt ihn nur ungern hervor, zelebriert es, wenn er einem der handverlesenen (Un)gläubigen einen Blick auf das legendäre Schriftstück gewährt. Das Brimborium steht in einem gewissen Widerspruch zu dem Briefinhalt. Der ist größtenteils ein etwas ausführlicheres, schöner formuliertes: »Wie geht es Dir, mir geht es gut.« Erst gegen Ende gibt es etwas politisches Pathos, vom Wert des schwer
Errungenen und dem weiten noch zu gehenden Weg bis zu einem wirklichen Zusammenwachsen der Nation. (Allemal: Prophetische Worte.) Und dann das eine häusliche Detail zum Abschied, dessen intimem Charme sich niemand entziehen kann: Abraham Lincoln muss den Brief schließen, weil seine Frau Mary Todd – »Old Mary Todd« nennt er sie liebevoll – ihn zu Bett ruft.
»That’s a nice touch«, sagt nicht nur einer der privilegierten Leser – und nicht nur beim ersten Lesen.
»Get’s me every time«, setzt John Ruth hinzu.
Ausgerechnet John Ruth – der sich sonst lieber dreimal absichert, bevor man ihn hinters Licht führte – lässt sich von diesem Brief nur zu bereitwillig berühren. Er behandelt ihn mit jener Ehrfurcht, die einer amerikanischen Reliquie gebührt. Der Brief hat für ihn eine Aura, die ausstrahlt auf den Adressaten und ihn erhebt über Ruths routinierten Zweifel. Ohne das Schreiben hätte Warren den Platz in Ruths Kutsche womöglich nie bekommen – es bringt in im Wortsinne
weiter; dient zugleich als Ausweis, Passier- und Fahrschein.
Hingegen ist es Chris Mannix – sonst nicht gerade der Hellste –, der sofort Betrug vermutet. Ausgerechnet er, dem die anderen seine Stellung als Sheriff ohne schriftliche Legitimation abkaufen sollen, verlacht das hehre Schriftstück, als wäre er der einzige, der die Pointe begriffen hätte.
Freilich ist das nicht wirklich eine Frage der Gewieftheit – vielmehr offenbart der Brief in der Reaktion auf ihn die tiefsitzende Haltung des jeweiligen Lesers zu der Idee eines Amerika als wirklich geeintes Land der Freien und Gleichberechtigten. Der Brief ist gleichsam ein Lackmuspapier – auch für das Publikum.
Ruth will glauben, dass es solch eine Brieffreundschaft geben kann zwischen dem Präsidenten und einem schwarzen Major. Das würde heißen, dass die Opfer
des Kriegs gerechtfertigt waren; die Nation an keinen fundamentalen Missständen mehr leidet; die ehemaligen Sklaven jetzt die gleichen Chancen haben, ihres eigenen Schicksals Herr zu werden. Die Existenz des Briefs beruhigt sein Gewissen als weißer Mann.
Mannix ist schlicht Rassist: »When niggers are scared, that’s when white folks are safe.« Um den Weißen ihr ruhiges, sicheres Leben zu garantieren, dürfen die Schwarzen ihre Angst nicht verlieren. Für ihn ist der Gedanke
absurd, dass der Präsident sich mit einem bloßen Major, geschweige denn einem Schwarzen abgibt. Darin ist er aber nicht nur ehrlicher als Ruth (der mit keinem Afro-Amerikaner außer Warren je wirklich ein Gespräch geführt hat) – sondern er trifft die Lage in seinem Land auch realistischer.
Letztlich ist es nahezu egal, ob der Schrieb ein authentischer Brief unter Freunden ist, oder eine sehr genau und listig kalkulierte Waffe. (Eine Ungewissheit, mit der der Film bis zum letzten Moment spielt.)
Die eigentliche Lüge liegt auf tieferer Ebene – das idealistische Versprechen, welches der Inhalt verkörpert, ist bestenfalls naiv und weltfremd. Schlimmstenfalls ist es eine kalkulierte Lüge, um die Schwarzen ruhig, ohne die wahren Machtverhältnisse in Frage
zu stellen. Ähnlich wie die Uniformen, welche die Nordstaaten-Armee ihren schwarzen Soldaten angezogen hat, eine bloße perfide Illusion von Gleichheit waren – findet Major Warren. Der freilich noch immer seine Uniform trägt, quasi wie ein wärmendes Accessoir zum »Lincoln Letter«. Und der selbst keineswegs davor zurückscheut, wann immer er Rache übt, lustvoll die körperlichen Qualen seines Opfers durch die Demütigung und seelische Pein falscher Versprechen von Linderung zu
vervielfachen.
Es gibt in The Hateful Eight keine Utopie, die nicht in ihrem Innersten vergiftet wäre.
Selbst wenn der Kampf der Nordstaaten für die Emanzipation der Schwarzen ehrlicher wäre, würde das nichts ändern am bedenkenlosen Völkermord an den Indianern. Auf den der Film nicht ausführlicher eingeht – doch ihm genügen ein paar wenige Fingerzeige, wie etwa die Navajo-Decke, derer sich Chris Mannix unverfroren bemächtigt, um bewusst zu machen, dass dieser
Genozid im Hintergrund immer mitzudenken ist.
Und selbst der fiktive Zufluchtsort, den der Film entwirft, ist nur auf den ersten Blick ein idyllischer, idealistischer Gegenentwurf zur kalten, rassistischen Außenwelt. Wenn man in einer Rückblende zum ersten Mal das Leben in »Minnie’s Haberdashery« vor dem Sturm kennenlernt, scheint es die Verwirklichung der hehren Vorstellungen von Menschlichkeit, Wärme, Gleichberechtigung der Geschlechter und Hautfarben. Von
einer afro-amerikanischen Frau geführt, sind dort vermeintlich alle willkommen, werden alle umsorgt – und die einzigen Kämpfe, die dort ausgetragen werden, sind gemütliche Schachpartien am Kamin.
Doch auch dieses durchaus reale Glück hat faulige Wurzeln. In Tarantinos Oeuvre gibt es stets utopische Räume, die von außen bedroht oder zerstört werden – »Minnie’s Haberdashery« ist der einzige davon, der bereits vor Einsetzen der Handlung verdorben ist. Und wie
wichtig das ist zeigt sich schon daran, dass der fertige Film diesen Aspekt gegenüber der ursprünglich geleakten Drehbuchfassung deutlich verschärft.
So rührend liebevoll und verspielt die Beziehung Minnies mit dem älteren, weißen »Sweet Dave« wirken mag, und so sehr dominiert von der patent-resoluten Minnie: Der historische Rahmen nötigt einen, sie mit der Frage im Hinterkopf zu betrachten, wie denn wohl zwischen den beiden vor dem Bürgerkrieg die (Besitz?)Verhältnisse ausgesehen
haben müssen.
Und obwohl Minnie selbst den Großteil ihres Lebens, allein aufgrund ihrer Abstammung, vor dem Gesetz nicht als Mensch galt, sondern als Ware, scheut sie nicht davor zurück, ganz offen und für jeden gut lesbar alle Mexikaner prinzipiell auf eine Stufe mit Hunden zu stellen.
Das Erste, was die Reisenden durch einen Wintertag tun, nachdem sie sich vor dem nahenden Blizzard zum unfreiwilligen Aufenthalt in »Minnie’s Haberdashery« gerettet haben, das ist: Genießbaren Kaffee kochen. Die ganze Kutschfahrt über war Minnies legendärer Kaffee in aller Munde – und dann erwartet sie in Wirklichkeit eine untrinkbare Brühe. John Ruth kippt nach dem ersten, ausgespuckten Schluck das Gesöff aus und macht sich erstmal daran, eine ordentliche Kanne zu
brauen. Denn ohne guten Kaffee stünden die Chancen von Anfang an schlecht, das gemeinsame Eingeschneitsein irgendwie zivilisiert zu überstehen.
Dass das, was da auf dem Ofen vor sich hinköchelt, so gar nicht dem voraneilenden Ruf entspricht, ist das erste untrügliche Anzeichen dafür, dass etwas faul ist im Staate Wyoming. Und wer Tarantinos Werk kennt, ahnt auch, dass da mehr als eine Kleinigkeit im Argen liegen muss.
Kaffee – oder wie der bekennende Legastheniker im
Drehbuch schreibt: »coffy« – ist bei Tarantino sozusagen dicker als Blut. Ob die Reservoir Dogs vor ihrem Raubzug über Trinkgeld-Etikette, Gottesmutter und die Welt diskutieren; The Bride in Kill Bill den Rachemord an Black Mamba für eine gemeinsame Tasse Kaffee unterbricht; oder The Wolf es sich
trotz Zeitdruck bei der Leichen- und Spurenbeseitigung nicht nehmen lässt, in Pulp Fiction das angebotene Heißgetränk zu genießen und loben: Der Kaffee sorgt dafür, dass die Filme innehalten, das Narrative sich eine Auszeit nimmt – und die Figuren aus ihren Rollen treten, Menschen sein dürfen. Er ist eine Stimulanz für Entschleunigung. Katalysator für eine Art Runterschalten in
ein anderes Genre. Kein Koffeinschub, um versoffene Anti-Helden aufzuputschen – sondern ein Entropy-Drink, etwas fast bieder Gemeinschaftsstiftendes, Gemütliches, Verbindendes. Alle Menschen werden Brüher.
Es ist kein nebensächliches Detail, sondern eine fundamentale Wendung ins Pessimistische, wenn dies in The Hateful Eight erstmals anders ist: Auch dieses utopische Moment ist hier (buchstäblich) vergiftet. Statt den gnadenlosen Lauf der
Gewalt wenigstens für eine Weile zu unterbrechen, lässt Tarantino – nach der unerwartet unblutigen ersten Hälfte – das Inferno losbrechen.
Und es ist tatsächlich die Stimme des Regisseurs höchstpersönlich, die den Bruch einleitet und erklärt – und damit an die Anwesenheit eines manipulierenden Schöpfers gemahnt: Hier vergiftet der Regisseur noch selbst. (Tarantino ließ es sich auch nicht nehmen, tatsächlich seine Hand dafür ins Bild zu halten.)
Es ist
die einzige Stelle im ganzen Film, an der sich ein Erzähler einmischt. Und in der 70mm-Roadshow-Fassung sitzt sie auch an der formalen Sollbruchstelle: Nach der Intermission – aus der einen nicht ohne Sarkasmus ausgerechnet Chrystal Gales Song »Ready for the Times to Get Better« zurück in den Film geleitet.
Nach der Hälfte des Films (also bereits normaler Spielfilmlänge) werden wir freundlich aber bestimmt darauf gestoßen, dass wir der Willkür eines nur vermeintlich
zuverlässigen Partners bei einem unausgesprochenem Vertrag zwischen Filmemacher und Publikum ausgeliefert sind. Die erste Hälfte haben wir uns heimelig gefühlt im vertrauten Tarantino- und Genre-Universum – bis die einen schon mit einem Schlag in die Magengrube in die Pause entließ. Nun aber wird uns bitterlich klar, dass wir in diesem Film keinen anderen Status haben als die Charaktere; dass wir keinen Hitchcockschen Suspense-Informationsvorsprung genießen, sondern da
jemandem unser Vertrauen geschenkt haben, der sowohl seinen Figuren als auch uns – und letztlich auch sich selbst – gegenüber gnaden- und ruchlos ist, keine unantastbare Zuflucht duldet.
In The Hateful Eight demontiert Tarantino bisherige Grundkonstanten seines werkübergreifenden, von »Red Apple«-Tabakschwaden durchzogenen Universums – in dem der Film einen neuen chronologischen Ankerpunkt zwischen Django Unchained und Inglourious Basterds
setzt. In vielerlei Hinsicht fühlt er sich an wie ein untypischer Tarantino. (Freilich: Was ist ein typischer Tarantino? Entgegen der oberflächlichen, landläufigen Meinung spricht jedes seiner acht Hauptwerke einen durchaus eigenständigen Dialekt seiner unverkennbaren Sprache.)
So ist der Film mit seinen Referenzen auf die klassischen wie obskuren Genre-Vorbilder nicht ganz so enzyklopädisch, mit seinen filmhistorischen Zitaten nicht ganz so wortwörtlich wie üblich.
Sein Verweissystem ist mehr »Tarantinoverse«-intern. (Eine der Figuren aus The Hateful Eight entpuppt sich sogar en passant als ein direkter Vorfahre des glorreichen Bastards Archie Hicox.) Bei aller Hommage an Winterwestern und Krimi-Kammerspiele – der Film ist noch mehr die Auseinandersetzung, Wiederbegegnung mit dem Debut eines Regisseurs, den Tarantino seit jeher sehr bewundert: Reservoir Dogs.
Mit dem teilt Hateful Eight die räumliche, zeitliche und personelle Beschränkung – steigert die Geschlossenheit in einer Hinsicht aber noch: Es ist Tarantinos erster Film mit einer eigens komponierten, thematisch zusammenhängenden Filmmusik. Bisher war der Soundtrack – für Tarantino ein enorm wichtiges Element seiner Kunst – immer etwas, das hinausgewiesen hat über den
jeweiligen Film: Ein handverlesenes Mixtape aus Songs sowie Cues bereits existierender Scores, dabei mitklingend ein dichtes Geflecht an Assoziationen.
Es gibt zwar durchaus Songs in The Hateful Eight – doch ungewohnt überschaubar an der Zahl, und vom Coolness-Faktor kaum für die Playlisten von Studentenparties prädestiniert. Vielmehr sind sie ausgewählt, um als eine Art Fortführung, Verkleidung der Erzählstimme zu fungieren – als (teils konterkarierender) Kommentar des Geschehens. Nur der erste Song im Film, »Apple Blossom« von den White Stripes, scheint so zu funktionieren, wie man das
von Tarantino-Filmen gewohnt ist – aber er wirkt wie eine ungelenk überspitzte Variante solcher Musikverwendung, wirkt fast wie ein Fremdkörper. Und wird dann überraschend abrupt abgebrochen – wie ein »Oh Freunde, nicht diese Töne!«. Neben Pausen- und Abspannsong gibt es anschließend nur noch zwei Liedeinsätze: »Now You're All Alone« zählt schon mal voran. Und mit Daisy Domergues/Jennifer Jason Leighs Interpretation von »Jim Jones at Botany Bay« wird für John Ruth das
Wunschkonzert zur mordandrohenden Verwünschung.
Aber wenn die Filmmusik schon nicht als Album von Verweisen dient, so muss selbstverständlich wenigstens die Wahl des Komponisten Filmhistorie anklingen lassen. Mit Ennio Morricone als Verbündetem zitiert Tarantino die würdige Italo-Western-Tradition nicht mehr nur an, sondern schreibt sich in sie so ehrfurchtsvoll wie dreist ein.
Doch anders als (vielleicht sogar von Tarantino selbst) erwartet, bekommen wir nicht den
Morricone der großen Leone, Corbucci & Co.-Western zu hören. Die Musik beschwört so wenig den (überkommenen) Mythos von Weite und Freiheit jenseits der Frontier wie der Film selbst. Hier spielt sie uns ein anderes Lied vom Tod: Morricone antwortet auf den klaustrophobischen Albtraum von The Hateful Eight mit einem Horrorfilm-Soundtrack.
Das ist mehr als ein akustischer Eindruck: Seine Basis sind die nicht verwendeten orchestralen Teile von Morricones
Filmmusik zu John Carpenters The Thing. Einige davon verwendet er hier wieder; die neukomponierten Stücke bezieht er thematisch darauf – und schließlich macht er die Genre-Verbindung ganz explizit, indem er drei Cues des offiziellen THE THING-Soundtracks, sowie einen aus The Exorcist Ii – The Heretic direkt reanimiert.
Dahinter steckt mehr als Zufall, Pragmatismus oder Willkür: Die Verwandschaft geht viel tiefer als musikalisch. Tarantino selbst führt The Thing neben Reservoir Dogs als prägendste Inspiration für The Hateful Eight an. Die Ähnlichkeiten in der topographischen, meteorologischen und kriminologischen Grundkonstellation (und selbst bei der Besetzung) sind offensichtlich. Aber die Filme sind auch subkutan vom gleichen Misstrauen, Pessimismus infiziert, vergiftet. So nah war Tarantino noch nie dem Apokalyptiker John Carpenter.
Dieser neugefundene Pessimismus Tarantinos ist keine cineastische Pose. Das Weltbild von The Hateful Eight speist sich aus seinem Blick auf die realen USA. Freilich kann man sich mokieren über Quentin Tarantinos fast schon an einen Fetisch grenzende Affinität zur afro-amerikanischen Kultur. Die von Gary Oldman gespielte Figur des weißen Pimps Drexl aus True Romance, der
sich für einen Afro-Amerikaner h.c. hält, mag von Drehbuchautor Tarantino als Karikatur beabsichtigt gewesen sein – sie ist aber wohl eher zum unfreiwilligen Selbstportrait geraten. Dennoch kann man ihm nicht absprechen, dass – was immer daran von außen betrachtet naiv und problematisch ist – sein Glauben an die Zugehörigkeit zum schwarzen Amerika ernst und ehrlich wirkt.
Tarantino beschränkt sich nicht darauf abzuschöpfen, was am »black experience« für
kleine weiße Geeks einen Coolnessfaktor hat. Der institutionalisierte Rassismus der USA treibt ihn auf eine Weise um und auf die Straße, die etwas Anderes ist als der soziale Aktivismus sonstiger Hollywood-Größen. Und die zumindest die Polizeigewerkschaft anmaßend genug fand, um ihm mit ominösen Konsequenzen zu drohen, als er nach Ferguson bei einer Kundgebung gegen rassistische Polizeigewalt als Redner auftrat. Doch sein Hadern mit dem Thema äußert sich weniger in konkretem
politischen Engagement, als es sich zunehmend in seinem Werk niederschlägt.
Dafür, dass The Hateful Eight ein Film ist, der von der historischen Zeit kurz nach dem Bürgerkrieg erzählt, ließen sich erstaunlich viele seiner Dialoge fast unverändert heute genauso führen. Und vielleicht ist der Verzicht auf jede konkrete Jahreszahl – »several years after the Civil War« heißt es vage lediglich im Publicity-Material zum Film – nicht ohne
Hintergedanken: Die Nach-Bürgerkriegszeit hat in den USA nie aufgehört.
Mit das Erste, was die Reisenden in Minnie’s Haberdashery machen, ist sofort wieder die alten Grenzen zwischen Nord- und Südstaaten, zwischen angeblich emanzipierten und Sklaverei-Staaten abzustecken. Lincolns berühmte Metapher vom »House divided« in Innenarchitektur zu übersetzen.
In der geleakten Drehbuchfassung verlief die zentrale Bruchlinie noch zwischen Amerikanern und Europäern. Doch ob angeregt durch das aktuelle Aufflammen der stets schwelenden nationalen
Debatte um das unbewältigte Erbe der Zeit der Sklaverei, oder ein nochmaliges Nachdenken über die Konstellation der Erzählung selbst – Tarantino kam zu der Erkenntnis, dass die wahren Fronten innerhalb des nun vermeintlich (wieder)geeinten Lands verlaufen.
Das Einzige, was alle US-Amerikaner in The Hateful Eight vereeint, ist ihr Glaube an die Gewalt als ultimatives Mittel, um sich Gehör und Geltung zu verschaffen – oder eine Diskussion zu
beenden. Gewalt ist ein amerikanischer Dialekt: »When I elbow you real hard in the face, that means: 'Shut up'.«
Hinterfragt wird nicht, ob Gewalt überhaupt gerechtfertigt ist, sondern höchstens, wie gut sie rechtlich abgesichert ist. Und zwar nicht nach dem Geist, sondern dem Buchstaben des Gesetzes. Justiz und Gerechtigkeit sind in der Welt von The Hateful Eight selten deckungsgleich.
Dabei wird auch das alte Western-Prinzip von »Wer schneller zieht,
gewinnt« auf den Kopf gestellt: Ausgerechnet der schwarze Major Warren führt vor, wie sich das verbriefte Recht auf Selbstverteidigung zweckentfremden lässt, um in einem Raum voller (weißer) Zeugen einen Mord zu begehen, für den man nicht belangt werden kann – indem man das Opfer dazu provoziert, zuerst die Waffe zu ziehen. Das ist eine bewusste Umkehrung seines Grundsatzes, dass Schwarze nur sicher seien, wenn die Weißen entwaffnet sind – er muss dem Feind sogar einen
Revolver nahelegen, um auf dessen Territorium einen Angriff durchführen zu können. Um in dem System reüssieren zu können, muss der Afro-Amerikaner all dessen Schlupflöcher, Widersprüche, Doppelbödigkeiten, unbeabsichtigte Ironien ausnutzen. Dabei inszeniert Tarantino aber zugleich eine perfide Spiegelung jener legalisierten Willkür, die es der US-Polizei immer wieder erlaubt, ungestraft (bis hin zu tödlicher) Gewalt gegen Schwarze auszuüben, von denen angeblich eine Bedrohung
ausging.
Es herrscht in der Welt von The Hateful Eight ein Kurzschluss zwischen Legislative und Exekutive – ausgespart bleibt eine unabhängige Rechtssprechung. Wohlgemerkt: Nicht etwa Gesetzlosigkeit. Aber die Schuldfeststellung als ein wirklicher (Gerichts-)Prozess – mit einem Recht auf Verteidigung vor unbeteiligtem Richter (eine der Klischeefiguren des Western-Genres, die auffällig fehlt) und Geschworenen statt lediglich verzweifelter
Selbstverteidigung in der Not des Moments.
Wer zuerst das Gesetz zu seinen Gunsten auslegt UND vollstreckt, zieht das Recht auf seine Seite. Und die Schuld schiebt man zugleich mit der tödlichen Kugel dem anderen zu.
Es ist nur konsequent, dass ausgerechnet der (vorgebliche) Henker Oswaldo Mobray genüsslich die feineren Aspekte des Rechtssystems auseinandersetzt – in der ersten Hälfte des Films, welche das angebliche Regelgerüst absteckt. Wobei nie die Berechtigung
der Todesstrafe an sich in Frage gestellt wird: »You only have to hang the mean bastards – but the mean bastards you HAVE to hang.«
Freilich ist selbst diese zweifelhafte Theorie noch deutlich zivilisierter als die blutige Praxis, welche die zweite Hälfte des Films bestimmt: Lange doziert Mobray darüber, wie entscheidend die völlige Leidenschaftslosigkeit des Henkers ist für den Unterschied zwischen Wild West-Selbstjustiz und Rechtstaatlichkeit. Doch wenn alle Masken gefallen sind, bleibt am Ende eine schiere, animalische, leidenschaftsvolle Befriedigung beim rächenden Tötungsakt.
Welcher der
Schlusspunkt ist einer hinterfotzig perversen Umkehrung des klassischen »Whodunnit«-Krimi-Prinzips. Nicht: Der Mord (zer)stört das Gefüge der Gesellschaft, und die Identifizierung des Täters stellt es wieder her. Sondern: Das Morden ist in The Hateful Eight keine Überraschung (allenfalls für das Publikum, wie lange es in einem Tarantino-Film auf sich warten lässt) – und die Entlarvung des Mörders gibt das Startsignale für das apokalyptische
Massaker.
Letztlich ist die Wahrheit ja aber ohnehin: Es geht nicht um Recht. Es geht um Rechtfertigung.
Der Tod ist ein Geschäft – und Leichen sind eine Währung. Anfangs- und Endpunkt des Films sind ein Geschacher um den Wert von unter Vorwand des Gesetzes Getöteten. Eines der überzeugendsten Argumente zu Beginn, um einen Platz in Ruths Kutsche zu ergattern, ist für Major Warren das Aufrechnen seiner bereits erzielten Kopfgeld-Beute gegen den potentiellen finanziellen Gewinn eines
Hinterhalts. Bei »Sheriff« Mannix glaubt Ruth weniger dessen Angaben zu seiner Stellung, als der Kalkulation, was ihn eine Fehleinschätzung kosten würde. Und am Ende ist das Eine, was den im Sterben Liegenden noch bleibt als Verhandlungsbasis – was wenigstens das zur Identifizierung nötige Haupt, wenn schon nicht das Leben, retten kann – dann ist es ein Appellieren an den steckbrieflich notierten Kurswert.
Tarantino-Filme halten traditionell ziemlich genau, was ihre Titel versprechen. Dass The Hateful Eight da keineswegs eine Ausnahme macht, kommt dennoch überraschend: Man geht selbstverständlicherweise davon aus, dass unter den hassenswerten Acht sich doch zumindest eine Identifikationsfigur findet. Erfahrungsgemäß muss das bei Tarantino ja kein strahlender Held, guter Mensch sein – aber doch eine Figur, deren Weg der Rache man bereit ist,
wenn nicht auf moralischer, so doch emotionaler Ebene mitzugehen. Und wenigstens zwei übliche Verdächtige für diese Rolle bietet The Hateful Eight bereitwillig an: Samuel L. Jacksons Major Warren – und Daisy Domergue, die taffe Frau in der Wild West-Männerwelt. Die ersten Warnhinweise, dass die Zuschauer-Sympathien bei keinem der beiden gut aufgehoben sind, gibt der Film früh – aber man will sie nicht ernst nehmen, im (halb von Gewohnheit, halb
von Wunsch gespeistem) festen Glauben an eine rechtfertigende, relativierende Wendung.
Tarantino macht sich eine Freude daraus, einem diese Illusion zu zerstören. Jeder der Titelcharaktere übertritt an mindestens einem Moment unwiderruflich den Rahmen des irgendwie Vertretbaren, Verteidigbaren. Bei keinem aber fühlt sich das schockierender wie ein hinterhältiger Verrat an den Erwartungen des Publikums an als bei Major Warren. Ausgerechnet die Szene, die vermeintlich
anhebt, uns endlich und endgültig auf Samuel L. Jacksons Seite zu ziehen, lässt unerbittlich seine coole Überlegenheit in einen anwidernden, unentschuldbaren Sadismus übergehen. Und es wird nicht angenehmer dadurch, dass sich dabei Warrens eigener, lustvoller Hass bewusst vermählt mit den hasserfüllten Angstvisionen der Rassisten vom von der Kette gelassenen schwarzen Körper.
The Hateful Eight ist ein Western ohne (selbst: Anti-)Helden; ein Whodunnit, in dem jeder schuldig ist; ein Traum von den USA, ohne Utopie.
Aber kein Film ohne Mitgefühl. Welche und wieviele Gründe einem die Figuren auch gegeben haben, sie zu verabscheuen – im Moment des Sterbens leidet man mit jeder von ihnen, und sei es nur kurz, mit. Jenseits von Ideologie und aller gegenseitiger Quälerei in Wort und Tat, ist da stets ein Augenblick der bloßen Kreatur
von Verletzlichkeit, Schmerz, Verlust. Wobei Tarantino unbestreitbarer denn je beweist, wie präzise er zu differenzieren versteht auf der gesamten Skala von comichafter, blutlustiger Gewalt als Gag bis zur tief verstörenden Brutalität.
Doch über die Unreduzierbarkeit des Todes hinaus gibt es etwas, das die Figuren des Films nicht nur als Geschöpfe, sondern als Menschen verbindet – und nachvollziehbar macht:
Die Sehnsucht nach einem Fixpunkt im Leben – das Festhalten an allem, was an Fragmenten oder Ersatz vorhanden ist für eine Art Familie, Heimat.
Ob der streunende Cowboy Joe Gage angibt, schlicht Weihnachten mit seiner Mutter verbringen zu wollen; General Smithers seinem Sohn einen würdigen
Grabstein setzen möchte; die Geschwister Domergue für ein Wiedersehen über Leichen gehen; Chris Mannix den mächtigen Fußstapfen seines Vaters hinterher tapst und die Vaterfigur Smithers anerkennungsheischend umsorgt; Bob ein »Everybody’s got a mother« als Totschlagargument nutzt; oder Minnie’s Haberdashery ursprünglich allen als ein wärmender Zufluchtsort nicht allein vor dem Wetter gilt, sondern Wahlverwandschaften und ein »Home away from home« verspricht. (Freilich
ist das ständige »Du kriegst die Tür nicht zu« ein hinreißender Running Gag – aber auch von Anfang an ein Omen, dass die Abschottung dieser Schein-Utopie vor der Außenwelt zerbrochen ist.)
Um so bitterer, dass das Lied, das man beim Verlassen des Kinos auf den Lippen hat, ausgerechnet »There Won’t Be Many Coming Home« ist.
Es ist kein Wunder, dass es von all den Zeilen des Lincoln Letters ausgerechnet jene eine über »Old Mary Todd« ist, die am wirkungsvollsten ist: Sie bedient die Sehnsucht nach dem Häuslichen.
Bis ganz zum Ende des Films bleibt dieses Detail das Einzige, was das Publikum über den Inhalt des Briefs erfährt. Erst wenn (ausgerechnet) Chris Mannix quasi als Schlussmanifest den Lincoln Letter (vor)liest, bekommt man zu hören, was dieser auch an politischem Idealismus mitzuteilen
hat.
Mannix' Vortrag ist zwiegespalten. Einerseits bewahrt er einen Zynismus: Er hält das Schriftstück noch immer höchstwahrscheinlich für ein Fabrikat Warrens – lässt amüsierte Anerkennung anklingen, welch ein gerissener Hund der Major doch ist. Und selbst wenn der Brief authentisch wäre... Ist er dann nicht – in diesem geteilten, ramponierten Haus, gepflastert mit Leichen – umgeben von dem blutigen Beweis, welch manipulative Lüge dessen Vision von wahrhaft
vereinten Staaten von Amerika ist?
Und doch, und doch...
Da ist etwas selbst in seiner Stimme. Und vielleicht hat nur der Blutverlust seinen Widerstand geschwächt. Aber gegen allen Willen, alle Prägung, alle Wirklichkeit hört man auch... Hoffnung?
Hört man einen ungläubigen Glauben, dass es – vielleicht – unter all den Lügen diese eine geben könnte, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Der Western ist tot, es lebe der Western! Allen Unkenrufen zum Trotz erhält das amerikanische Ur-Genre in schöner Regelmäßigkeit frische Impulse. So auch in jüngster Zeit. Erst im Oktober 2015 feierte „Bone Tomahawk“, eine eigenwillige Mischung aus beschwerlichem Wildnis-Abenteuer und brachialem Horrorfilm, in den USA seine Premiere und fand mittlerweile sogar den Weg auf den deutschen Heimkinomarkt. Aktuell erweist sich Alejandro González Iñárritus wuchtiger Survival-Western The Revenant – Der Rückkehrer mit einem kraftvoll aufspielenden Leonardo DiCaprio als großer Publikumsmagnet. Eine mitreißend gefilmte Odyssee nach wahren Begebenheiten, die vom ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur erzählt. In eine andere Kerbe schlägt nun Quentin Tarantino mit seiner achten Regiearbeit – sofern man die beiden Kill Bill-Teile als Einheit begreift. Während das raue Klima und die unwirtliche Umgebung bei Iñárritu eine zentrale Rolle für das Leiden des Protagonisten spielen, nutzt der Pulp Fiction-Schöpfer die schneebedeckte Landschaft in The Hateful 8 lediglich als Hintergrund für ein verschroben-ausuferndes Kammerspiel, das Western-Konventionen aufgreift, abwandelt und zuweilen ad absurdum führt.
Die Anspielungen fangen – wie für Tarantino üblich – schon im Titel an, der ganz bewusst auf den John-Sturges-Klassiker Die glorreichen Sieben verweist. An die Stelle moralisch redlicher Gerechtigkeitskämpfer treten hier allerdings Figuren, die sich vor allem durch abstoßende Eigenschaften auszeichnen. Menschen, die um des eigenen Vorteils willen lügen und betrügen. Und in letzter Konsequenz vor nichts zurückschrecken. Ein weiterer Referenzpunkt ist Sergio Corbuccis legendärer Schneewestern Leichen pflastern seinen Weg, der im Original poetisch und pointiert zugleich Il grande silenzio, also „Das große Schweigen“, heißt. Diverse Gegebenheiten – nicht nur das trostlose Winter-Setting – hat Italowestern-Liebhaber Tarantino aus dem nihilistischen Kultfilm mit Jean-Louis Trintignant und Klaus Kinski übernommen. Doch gerade in einem Punkt weicht der texanische Kinofanatiker entscheidend von seinem Vorbild ab: In The Hateful 8 philosophieren und schwafeln die Protagonisten ununterbrochen. Was an sich eine amüsante Abkehr vom traditionellen Bild des schweigsamen Westernhelden wäre, wenn Tarantino auch dieses Mal mit durchweg glänzenden Wortduellen aufwarten könnte. Anders als in seinen vorangegangen Arbeiten Inglourious Basterds und Django Unchained (noch eine Verbeugung vor dem Western italienischer Prägung) gibt es allerdings immer wieder Gespräche, die sich im Kreis drehen, und Pointen, die nicht richtig zünden wollen.
Dass der neue Film des Oscar-Preisträgers insgesamt seltsam unausgegoren daherkommt, muss ein wenig überraschen, da die Prämisse vielversprechend klingt und der Einstieg die hohen Erwartungen zu rechtfertigen scheint: Ein Christus-Kreuz im Nirgendwo, eine einsame Kutsche, die sich ihren Weg durch die Schneemassen bahnt, und dazu die unruhigen Klänge von Altmeister Ennio Morricone, die kommendes Unheil vorwegnehmen. Einige Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs befindet sich der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) mit seiner Gefangenen Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) im verschneiten Wyoming auf dem Weg in das Städtchen Red Rock, um seinen wohlverdienten Lohn einzustreichen. Dasselbe Ziel hat auch der Ex-Soldat Marquis Warren (Samuel L. Jackson), der sich inzwischen ebenfalls als Kopfgeldjäger durchschlägt und nach einem kleinen Wortgeplänkel einen Platz in der Kutsche ergattern kann. Kurze Zeit später steigt außerdem der durch die Einöde stapfende Chris Mannix (Walton Goggins) zu, der sich als neuer Sheriff von Red Rock vorstellt. Als ein gewaltiger Schneesturm aufzieht, sucht die bunte Reisegruppe Zuflucht in Minnies Miederwarenladen, in dem sich bereits vier andere Fremde eingefunden haben: der Mexikaner Bob (Demián Bichir), der die Besitzerin vertritt, der Henker Oswaldo Mobray (Tim Roth), der wortkarge Joe Gage (Michael Madsen) und der ehemalige General Sandy Smithers (Bruce Dern).
Ein Haufen zwielichtiger Personen ist durch äußere Umstände auf engstem Raum gefangen – schon in unzähligen Kriminalgeschichten hat diese Ausgangslage gewaltsame Eskalationen heraufbeschworen. Nicht anders ist es bei Tarantino, der die westerntypischen Landschaftsaufnahmen schnell gegen die wohlige Wärme des Kurzwarenladens und ein gegenseitiges Belauern eintauscht, sich allerdings enorm viel Zeit lässt, bis alle Hüllen fallen. Zunächst einmal wird gewitzelt, beleidigt und schwadroniert. Und als Zuschauer wartet man irgendwann nur noch darauf, dass Hercule Poirot oder Miss Marple um die Ecke schauen, um die finsteren Gestalten bei ihren „Ermittlungen“ zu unterstützen.
Was nach einem amüsanten Genre- und Zitatsammelsurium in gewohntem Tarantino-Stil klingt, erweist sich mitunter als zähe Angelegenheit. Die Spannung, die der klaustrophobische Schauplatz verspricht, stellt sich nur schleppend ein. Und wiederholt bricht die Selbstverliebtheit des Regisseurs unangenehm hervor. Am deutlichsten dann, als der Autorenfilmer in der Rolle eines allwissenden Erzählers plötzlich aus dem Off das Geschehen kommentiert und den Blick des Publikums auf einen bis dahin unbemerkten Sabotageakt lenkt. Spielereien wie diese und gelegentlich eingestreute Rückblenden sollen die im Grunde recht simple Geschichte aufwerten, täuschen Komplexität und Raffinesse in den meisten Fällen allerdings nur vor.
Überraschend, zugleich aber auch äußerst kalkuliert steuert The Hateful 8 auf ein Blutbad zu, bei dem sich der ausgewiesene Splatter-Freund Tarantino austoben kann. Mag sein, dass der Meister hier ganz bewusst den genreimmanenten Gewaltimpuls auf die Spitze treibt und die US-amerikanischen Gründungsmythen auf groteske Weise entzaubert. Ein nachwirkendes politisches Statement, wie es Corbucci 1968 in seinem grimmigen Schneewestern formulierte, lässt sich aus dem blutigen Treiben jedoch nicht ableiten. Daran ändert auch der mehrfach erwähnte Lincoln-Brief nichts, der deutlich auf die noch heute allgegenwärtige Rassismus-Problematik anspielt.
Komplett verunglückt ist Tarantinos achter Spielfilm freilich nicht. In erster Linie, weil der Kultregisseur einmal mehr ein gutes Händchen bei der Auswahl und Inszenierung seiner Schauspieler beweist. Kurt Russell imponiert als kernig-pragmatischer Kopfgeldjäger mit beachtlichem Schnauzbart. Jennifer Jason Leigh als aufmüpfige Gefangene, die, obschon heftigen Prügelattacken ausgesetzt, eine eigenartige Überlegenheit ausstrahlt. Und Samuel L. Jackson legt eine faszinierende Lässigkeit an den Tag, die aus früheren Tarantino-Arbeiten bestens vertraut ist. Auch wenn auf Dialogebene dieses Mal nicht alles glattläuft, gelingen doch einige erinnerungswürdige Passagen. Etwa wenn der von Tim Roth in affektiertem Christoph-Waltz-Modus gespielte Mobray über Recht und Selbstjustiz doziert. Ein ironischer Kommentar auf den ausgeprägten Hang der US-Amerikaner, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen.
Beachtenswert ist auch das Ultrabreitbildformat, in dem The Hateful 8 aufgenommen wurde (Kamera: Robert Richardson). Ein Liebesbeweis Tarantinos an das analoge Kino. Und eine außergewöhnliche Wahl für ein Werk, das größtenteils an einem einzigen Ort spielt. Unsinnig ist diese Entscheidung nicht, da der Miederwarenladen dank des ausladenden Bildes zu einer Theaterbühne wird, auf der sich in den Ecken und im Vorder- bzw. Hintergrund häufig unterschiedliche Dinge zur selben Zeit ereignen. Unter dem Strich wirkt der Film dennoch wie eine aufgeblähte, manchmal prätentiöse Version von Tarantinos eigenem Gangsterthriller Reservoir Dogs, dessen Plot-Muster hier länger und breiter ausgewalzt werden.