In den Schuhen meiner Schwester

In Her Shoes

USA 2005 · 130 min. · FSK: ab 0
Regie: Curtis Hanson
Drehbuch:
Kamera: Terry Stacey
Darsteller: Cameron Diaz, Anson Mount, Toni Collette, Richard Burgi u.a.
Cameron Diaz und Toni Colette

Deus ex Florida

Zwei ungleiche Schwes­tern: Die eine, Rose, ist in ihrem harten Anwalts­beruf unglaub­lich erfolg­reich, aber dick und hässlich, die zweite, Maggie, ist ein Flittchen und alles andere als eine Leuchte, aber immerhin sieht sie aus wie Cameron Diaz. Nur ihr Männer­ver­hältnis ist ähnlich: Beide werden von den Herren der Schöpfung besten­falls mal für einen rasches One-Night-Stand-Vergnügen ausge­nutzt, dann aber hat alles konse­quent ein schnelles Ende, denn mit der einen kann man sich nicht unter­halten, die andere will man nicht angucken.

So weit, so platt steht es im arg klischee­las­tigen Drehbuch der Autorin Susannah Grant (auch ihr Erin Brockovich war ja, wenn man ehrlich ist, ziemlich schlicht und vorher­sehbar, gewann nur durch Steven Soder­berghs Regie), das der überaus konven­tio­nellen Hollywood-Komödie In den Schuhen meiner Schwester zugrunde liegt. Natürlich stellt sich dann aber bald heraus, dass die Dinge nicht ganz so einfach liegen. Denn weder ist Rose (Tony Colette) wirklich hässlich – als Zuschauer fragt man sich eigent­lich schon zu Beginn, warum man ihren larmo­yanten Monologen glauben soll –, noch ist Maggie (Cameron Diaz) wirklich so faul und dumm, wie der Filman­fang erst einmal sugge­rieren will.

Statt­dessen bestimmt auch in diesem Holly­woodschinken das Sein wieder einmal das Bewusst­sein, ist der Mensch gut marxis­tisch ein Produkt seiner Verhält­nisse – und sobald diese sich ändern, wird alles gut. Zum deus ex machina, besser ex Florida, wird Oma Ella, die seit Jahren in Florida zwischen Pool und Psalmen lebt. Beide ungleiche Schwes­tern wussten nichts von ihr, erfahren nur durch Zufall von ihrer Existenz. Ein fami­liäres Trauma, man ahnt es schon, ist die Ursache für all den Unbill, auch für die höchst einsei­tigen Chara­ker­ausprä­gungen der beiden Schwes­tern: Der Selbst­mord der Mutter, Schuld­ge­fühle des Vaters und eine grotesk böse Schwie­ger­mutter sind nötig, um das kompli­zierte Psycho-Puzzle irgendwie doch noch halbwegs glaub­würdig zusam­men­zu­setzen.

So rumpelt die erste Komödie und der erste »Frau­en­film« von Curtis Hanson – zuvor nur für weitaus viel­schich­ti­gere »Männ­er­filme« wie den coolen L.A. Confi­den­tial, den anrüh­renden Wonder Boys und den präpo­tenten 8 Mile verant­wort­lich – eher schlecht als recht über die mehr als zwei – gefühlte drei – Stunden Spielzeit: am Ende haben die beiden Frauen viel Selbst­be­wusst­sein fürs Leben getankt, ist die Karrie­re­frau ausge­stiegen, und die Schlampe zur Karrie­refau mutiert (was in seiner Austausch­bar­keit vor allem den Unsinn des Lebens illus­triert). Kurzum: Aus Dick und Doof ist dünn und klug geworden – während wir Zuschauer uns auf dem gegen­tei­ligen Weg befinden. Alles in allem wäre dieser arge Heuler nur schwer erträg­lich, wäre da nicht auch noch Shirley MacLaine in der Rolle der Groß­mutter Ella. Sie ist jede Sekunde das Eintritts­geld wert, so klug, so selbst­iro­nisch, so schnod­derig-witzig ist MacLaine noch mit einem Part, der sie weiß Gott nicht über Gebühr fordert. Am Ende fragt man sich, was wohl passieren muss, damit diese ganz Große in der jüngeren Darstell­er­ge­ne­ra­tion irgend­eine adäquate Nach­fol­gerin findet? Tony Collette und Cameron Diaz sind es jeden­falls nicht.