Deutschland 2004 · 84 min. · FSK: ab 0 Regie: Helge Schneider Drehbuch: Helge Schneider, Andrea Schumacher Kamera: Voxi Bärenklau Darsteller: Helge Schneider, Jimmy Woode, Pete York, Susanne Bredehöft u.a. |
||
Helge Schneider |
Vielleicht sollte man es gar nicht verraten. Aber irgendwann fliegt der Bluff sowieso auf: Helge Schneider, meist als alberner Spaßmacher angepriesen, ist einer der großen Künstler dieser Republik. Dass er ein fabelhafter Jazzer ist, hat sich ja schon rumgesprochen. Und Cineasten ließ schon Praxis Dr. Hasenbein ahnen, dass er als Filmemacher was weiß von frühem Kino und europäischem Autorenfilm.
Beim ersten Film, über den er volle kreative Kontrolle hatte, wird’s unübersehbar. Nicht nur, weil Schneider (einst Kinopianist!) eine richtige kleine, hinreißende Stummfilm-Sequenz eingebaut hat. Der Film hat auch sonst mit Achternbusch oder Antonioni tausendmal mehr am Hut als mit dem Gegacker und Geacker des deutschen »Comedy«-Betriebes.
Freilich ist er auch hochgradigst lustig – sein verquerer Humor ist aus Helges Lebensgefühl nicht wegzudenken. Aber wie sein unerschütterlich gutmütiger Held Teddy Schuh mit unzähligen Minijobs jongliert, während alle andern immer nur spazierengehen, schlafen und teetrinken zu scheinen, nur damit er abends brotlosen Jazz spielen kann, den keiner hören will – wie er als Callboy dicke Hausfrauen beglückt, Rentnern Simmel vorliest, Fische verkauft und im strömenden Frühmorgen-Regen patschnasse Zeitungen austrägt: Das hat was vom großen Kampf der kleinen Kreatur. (Sämtliche Hirnregionen des Menschen laut Helge: »Kucken, Kacken, Packen, Picken«.)
Jazzclub ist ein unglaublich relaxeder Film, der die Dinge mit Ruhe und Liebe beobachtet. Welch anderer deutscher Streifen hätte je mehr Jazz-Feeling verströmt? Und alles ist so schön handgezimmert und leicht angeranzt: Ein perfektes »Nein« zur durchdesignten Welt. Dazu mit seinem authentischen, etwas melancholischen Bild von Helges Heimat Mülheim auch einer der schönsten Filme über Provinz. Auch wenn’s keiner glauben wird: Im deutschen Nachkriegskino gibt’s wenig, was mit Jazzclub mithalten könnte.