USA/GB/D 2002 · 138 min. · FSK: ab 12 Regie: Kathryn Bigelow Drehbuch: Christopher Kyle, Louis Nowra Kamera: Jeff Cronenweth Darsteller: Harrison Ford, Liam Neeson, Peter Sarsgaard, Sam Spruell u.a. |
Anfang der sechziger Jahre, mitten im Kalten Krieg: Ein russisches Atom-U-Boot neuester Bauart befindet sich auf seiner ersten großen Fahrt. Noch vor der Abfahrt wurden mehrere Männer bei Unfällen getötet, und mit Alexej Vostrikow (Harrison Ford) leitet ein neuer Kommandant das eingespielte Team des Schiffs. Sein Gegenspieler scheint der Erste Offizier Polenin (Liam Neeson) zu sein, den Vostrikow als Kapitän abgelöst hat, nachdem verschiedene Tests – ohne Polenins Verschulden, aber unter seiner Verantwortung – schiefgelaufen waren.
Unter Wasser steigt die Spannung. Mitten im Eismeer kommt es zu einem schwerwiegenden Unfall, als der Reaktor zu schmelzen droht, und das Schiff zu einer atomaren Zeitbombe wird. Ein Atomkrieg droht, das Schicksal der Welt liegt in der Hand zweier Feinde.
K-19 – Showdown in der Tiefe ist in zumindest einer Hinsicht ein ungewöhnlicher Film: Denn tatsächlich erlebt man hier Hollywoodstars als russische U-Boot-Offiziere – was sie bisher nur sein durften, wenn sie die Bösewichter in der neuesten James-Bond-Folge spielten. Erstmals sind hier Russen die positiven Helden eines Actionfilms, und international versucht man das Projekt auch vor allem als Beitrag zur Völkerverständigung zu verkaufen.
Doch wären da nicht die wuscheligen Pelzmützen, rot leuchtende Sowjetsterne und gelegentlich das von lautem Schreien begleitete Klirren der Wodkagläser würde man diese Tatsache schnell vergessen. Denn – Russen hin oder her – man hat es hier mit typisch amerikanischen Actionhelden zu tun, die sich im richtigen Moment wieder zum Männerbund zusammenraufen und die Welt retten. Das russische Element liegt allenfalls darin, dass Ford und Neeson noch ein wenig öfter von Ehre schwatzen und ein wenig »melancholischer« wirken, als sonst (was natürlich auch an der dünnen Story liegen könnte). Im Übrigen ist K-19 – Showdown in der Tiefe ein mehr als konventioneller Beitrag zum Genre des U-Boot-Films, der keines der üblichen Stereotypen auslässt: Wie vor 20 Jahren in Petersens Klassiker Das Boot schlägt das ständige »Pling!« des Echolots des Takt des Films, bricht einmal Wasser ein, einmal Feuer aus, fällt der Strom weg und das Essen in der Kombüse herunter. Auch begegnet man dem »verrückten Maat« und dem »Offizier aus gutem Hause«, ohne die kein solcher Film auskommt. Und einmal wird besonders tief getaucht, dann ist es im Kino ganz still, man hört nur, wie sich die Stahlwände – »Plong!« – unter der Wasserdruck biegen – um dann doch zu halten und den Film nicht schon nach einer halben Stunde zu ersäufen.
In schönen Bildern feiert der Film das Selbstopfer der Einzelnen für die Sache des Ganzen; Held sein, erfährt man, heißt sterben lernen. Besonders enttäuschend ist K-19 – Showdown in der Tiefe weil Kathryn Bigelow Regie führte. Von ihr ist man weitaus bessere, unkonventionellere Filme gewohnt – doch offenbar musste die Regisseurin nach mehreren gescheiterten Projekten und 7 Jahre nach ihrem Erfolg mit Strange Days erst einmal überhaupt einen Film machen, um sich in Erinnerung zu bringen.
Unsäglich wird es dann freilich, wenn ein Teil der Crew den Reaktor repariert, und das ohne anständigen Strahlenschutz außer Mut und Wodka, und binnen Minuten sehen die Monteure aus wie Bodysnatcher. Einmal mehr erhalten wir Zuschauer die Bestätigung, dass der Russe, siehe Tschernobyl, dem Westen ja einfach technisch unterlegen war. An Mut und Heldentum gemessen freilich, dies gehört auch zu den impliziten Lektionen des Films, hätte der Kapitalismus das Duell um die
Weltherrschaft haushoch verlieren müssen. Oder sollten am Ende Technik und Handwerk doch wichtiger sein, als gute Absichten?
Für die Arbeit von Filmemachern, nicht nur in diesem Beispiel, gilt das auf jeden Fall.