Schweden/DK 2003 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Josef Fares Drehbuch: Josef Fares, Mikael Håfström Kamera: Aril Wretblad Darsteller: Fares Fares, Torkel Petersson, Göran Ragnerstam, Sissela Kyle u.a. |
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Selbstgemachte Verbrechen sind die besten |
Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass heute ausgerechnet Komödien zu den erfolgreichsten filmischen Exporten Skandinaviens (aufgrund der zahlreichen Co-Produktionen innerhalb dieser Länder ist es gar nicht so falsch, ganz Nordeuropa als eine Filmnation zu behandelt) zählen. Während bisher die ernsten, melancholischen und genialischen Filmemacher wie Bergman, Kaurismäki und von Trier für das Kino Skandinaviens standen, zeigen in den letzten Jahren Filme wie Zusammen!, Italienisch für Anfänger oder Elling die humorvolle Seite dieser Länder.
Mit ihrer Mischung aus sympathisch origineller Figurenzeichnung und freundlich intelligenter Komik sind diese Filme auch international erfolgreich, was an positiven Kritiken, erfreulichen Einspielergebnissen und Anerkennung durch die Filmindustrie (z.B. Oscar-Nominierung für Elling und dessen geplante Neuverfilmung durch Hollywood) abzulesen ist.
Ein weiter Vertreter dieses Genres ist der gebürtige Libanese Josef Fares, der mit Jalla, Jalla! seinen ersten Erfolg hatte, den er nun mit Kops in jeder Hinsicht adäquat fortsetzt. Auch für diesen Film hat sich Hollywood schon die Rechte für ein Remake gesichert, was um erstaunlicher ist (oder auch nicht), da sich Kops ziemlich schonungslos über deren typische Blockbuster Cop- und Actionfilme lustig macht.
Im Grunde ist die Welt von Kops nämlich das exakte Gegenteil der mit Pathos und Gewalt geladenen Crimescenes im amerikanischen Kino. In einer kleinen Stadt in der schwedischen Provinz verrichten sechs Polizisten ihren äußerst unspektakulären Dienst, der praktisch frei von Kriminalität und deren Bekämpfung ist. Stattdessen erfreut man seine Kollegen mit Selbstgebackenem bzw. -gestricktem, verliert beim Pokern gegen nette, ältere Damen (die betrügen) oder fängt eine verirrte Kuh. Ein bisschen langweilt das die Polizisten schon – vor allem Benny, der sich gerne in aberwitzige, gewalttätige Actionfilme hineinträumt – aber mit einer ortsüblichen Antriebslosigkeit fügt man sich in das gemütliche Schicksal und lenkt sich mit irgendwelchen Kleinigkeiten ab.
Alles wird anders, als eine Mitarbeiterin der vorgesetzten Polizeibehörde eintrifft und die Schließung des Reviers mangels Aufgaben ankündigt. Da auch der Verweise auf die scheinbar so gelungene Verbrechensprävention nichts hilft, entwirft der Polizist Jakob, der sich auch noch in die Überbringerin der schlechten Nachricht verliebt, den vermeintlich guten Plan, selber Verbrechen zu inszenieren, um sich so eine Existenzberechtigung zu schaffen. Da die um ihren Arbeitsplatz besorgten Polizisten noch schlechtere Kriminelle als Kriminalisten sind und dabei einen Vergleich mit der Olsen-Bande nicht zu scheuen brauchen, läuft der Plan von Verbrechen und Aufklärung aus einer Hand, allmählich aus dem Ruder und endet beinahe in einer Katastrophe.
Kops zeichnet die gleichen Stärken wie die oben genannten Komödien aus. Schräge Typen, viel gelungene Situationskomik, die manchmal ein wenig derb ist aber nie ins Primitive abfällt, dazu eine positive Grundstimmung und eine gewisse Respektlosigkeit. Auch wenn der ein oder andere Charakter zu grob oder zu klischeehaft gestaltet wird und mancher Witz mit dem Holzhammer vorgetragen wird, ist der Gesamteindruck doch ein sehr sympathischer und auf alle Fälle ein überaus amüsanter. So manche Schwäche wird auch durch die sehr einfallsreiche (man möchte beinahe sagen »liebevolle«) Inszenierung und den stimmungsvollen Soundtrack wieder ausgeglichen.
Erfrischend ist zudem (und auch das teilt Kops mit Elling & Co.), eine Komödie außerhalb des üblichen halben Dutzend humoristischer Standardsituationen zu sehen. Gerade die neuen Ideen sind es auch, die Stoffe wie den vorliegenden für Hollywood so interessant machen. Bleibt zu hoffen, dass sich die skandinavischen Filmemacher weitgehend resistent gegen die Verlockungen der großen Filmmaschine zeigen und nicht eine ähnlich bedauerliche »Karriere« wie der Nachtwache-Regisseur Ole Bornedal machen. Den richtigen Weg weist etwa Lone Scherfig (Italienisch für Anfänger), die ihren neuen Film Wilbur Wants To Kill Himself (der an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich empfohlen sei) in England produzierte.
Und wenn weiterhin solch gelungene Komödien aus Skandinavien kommen, heißt die Liste der Exportschlager aus dem hohen Norden vielleicht bald: IKEA, Volvo, NOKIA, KOMIK.