USA 2010 · 103 min. · FSK: ab 6 Regie: M. Night Shyamalan Drehbuch: M. Night Shyamalan Kamera: Andrew Lesnie Darsteller: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Peltz, Jackson Rathbone, Shaun Toub u.a. |
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Fantasy statt Phantasie |
OMG, wann ist nur endlich Schluss mit der Welle billigster, dümmster »Fantasy«, die durch den Erfolg der Lord of the Rings-Trilogie, durch die Bildungspolitik von George W. Bush und durch die Gedankenarmut von Hollywoods-Drehbuchautoren ausgelöst wurde? Jeden Sommer, und jeden Winter wird das Publikum mit billigem Schwachsinn auf Leinwandformat bombardiert, mit geistigem Fast-Food, das im Kopf ähnliche Blähungen verursacht, wie McDonalds im Wanst. Trotzdem muss offenbar erst eine Kinozuschauergeneration nachwachsen, die den ganzen Blödsinn irgendwann gar nicht mehr sehen kann, um der Welle ein Ende zu bereiten.
Wer James Camerons Avatar schon für wichtigtuerischen Eso-Schmarrn gehalten hat, sollte jedenfalls mal in Die Legende von Aang gehen. Zwar ist der neue Film von Hollywoods Esoterik-Guru M. Night Shyamalan (The Sixth Sense, The Village) der sich in seinen letzten Filmen allerdings mehr und mehr zum Kitsch-Derwisch und Bedeutungsschlangenbeschwörer entwickelt, nicht halb so schlecht, wie er von der harschen US-Kritik gemacht wird. Es wäre ein Thema für sich, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. Vielleicht doch Rassismus gegen einen indisch-stämmigen Filmemacher? Ein WASP-Regisseur kann – siehe Cameron oder Nolan – den größten Unsinn mit immenser Arroganz und Selbstbesoffenheit verbinden, und bekommt trotzdem nicht halb so schlechte Kritiken. Und bezeichnenderweise gehen gerade Branchenblätter wie Variety oder Hollywood Reporter oder Roger Ebert, seit jeher Repräsentant des Mainstream, der sonst noch für den letzten C-Movie ein gutes Wort übrig hat, besonders streng ins Gericht mit Die Legende von Aang.
Trotzdem: Der Film ist wirklich schlecht genug. Ein schlecht erzähltes, dummes Spektakel, das sich emotional konsequent unter der Gefriergrenze bewegt, obwohl Harmonie und Verbundenheit gepredigt wird. Es geht um – und jetzt zitieren wir den Verleih, damit keiner sagen kann, das wäre parteiisch gegen den Film – »Luft, Wasser, Erde und Feuer: Vier Elemente und zugleich vier stolze Nationen, die seit jeher von ihrem Meister, dem Avatar, im Gleichgewicht gehalten werden – zumindest in längst vergangenen Zeiten. Mittlerweile ist ein Jahrhundert vergangen, und die Schreckensherrschaft der Feuernation hat durch einen rücksichtslosen, brutalen Krieg gegen die anderen drei Nationen ein Zeitalter voller Zerstörung und Hoffnungslosigkeit eingeläutet. Befreit aus seinem Gefängnis im ewigen Eis, erkennt der junge Aang (Noah Ringer) seine Bedeutsamkeit als der nächste Avatar und dass nur er die Macht besitzen wird, alle vier Elemente zu beeinflussen und die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. ... Die Legende von Aang ist ein fesselndes Fantasy-Abenteuer um den zwölfjährigen Avatar -Krieger Aang, der das Schicksal der Welt in seinen Händen hält.«
Tja. Was um alles in der Welt ist das für eine Story? Irgendwie ist das die bekannte Geschichte vom verlorenen Paradies, ein Märchen aus jenen »alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat«. Was man sieht, ist ein popkultureller Hybrid. Shyamalan liefert Esoterik nach Rezept. Aber das ganze Mythen-Backpulver, aus dem er seine koketten Fladen backt, verursacht Schmerzen. Denn die viele heiße Luft führt zu Blähungen im Hirn auch durchschnittlicher Zuschauer. Doch da bei Shyamalan das Unerwartbare inzwischen vorhersehbar geworden ist, hilft noch nicht mal wünschen. Man wartet einfach aber auch auf gar nichts mehr.