Großbritannien 1997 · 90 min. · FSK: ab 16 Regie: John Maybury Drehbuch: John Maybury Kamera: John Mathieson Darsteller: Derek Jacobi, Daniel Craig, Tilda Swinton, Anne Lambton |
Ein dunkel gekleideter Mann stürzt durch das Oberlicht eines Ateliers. Benommen setzt er sich nieder, steht schließlich auf und leuchtet mit der Taschenlampe umher. Plötzlich tritt der Besitzer des Ateliers ein. Doch statt den jungen Eindringling der Polizei zu übergeben, bittet er ihn in sein Bett.
Diese erste Begegnung zwischen dem Maler Francis Bacon und dem Klein-Ganoven George Dyer im Jahre 1964 deutet bereits an, wie die zukünftige Sturktur zwischen dem ungleichen Paar aussehen wird: Dyer fällt Bacon praktisch vor die Füße und der Künstler hebt ihn auf. Zwar ist der Einbrecher jünger und stärker, über Macht verfügt in diesem Moment jedoch nur sein Gegenüber. Und so wird es zwischen den beiden Männern den ganzen Film lang bleiben.
Schlaglichtartig beleuchtet Love is the Devil ihre Beziehung: George Dyer schlägt Francis Bacon mit einem Gürtel, die beiden spazieren durch ein Museum, der Künstler stellt den Liebhaber seinen Freunden (großartig: Tilda Swinton als Muriel Belcher) vor, die ihn verhöhnen. Doch Bacon macht Dyer zu seiner Muse und schafft einige seiner bedeutensten Arbeiten nach dem Vorbild des Geliebten.
Im Film sind die Bilder jedoch nicht zu sehen, da Bacons Nachlaßverwalter nicht erlaubten, Gemälde oder Originalzitat zu verwenden. Dennoch gelingt es Regisseur und Drehbuchautor John Maybury in seinem ersten Kinospielfilm, Bacons Malerei eine ungeheure Präsenz auf der Leinwand zu verschaffen, denn er war kühn genug, die Bildsprache des Künstlers auf Zelluloid zu übertragen: Gesichter werden verzerrt, fast die gesamte Handlung spielt sich in geschlossenen, halbdunklen Räumen ab, und immer wieder werden Gemälde-Motive oder Aufteilungen zitiert. Besonders diese Motiv-Übertragungen, die nicht als platte Kopien daherkommen, sind Maybury meisterhaft geglückt. So zeigt er beispielsweise zur Visualisierung der sexuellen Beziehung zwischen Dyer und Bacon eine eigene, bewegte Version des bekannten Bacon-Themas des Aktes zwischen zwei Männern, die wie Ringkämpfer ineinander verschlungen sind.
In der zweiten Hälfe des Films wird diese Bildsprache vor allem eingesetzt, um die zunehmende Gequältheit und langsame Zerstörung George Dyer darzustellen. Er leidet darunter, daß Bacon sich inzwischen recht angeödet von ihm zeigt und ihn in Gegenwart anderer erniedrigt. Auch den Affären des Malers mit anderen Männern steht Dyer hilflos gegenüber. Alpträume, exzessiver Alkohl- und Drogenkonsum und ein Selbstmordversuch spiegeln seine verzweifelte Situation. Bacon tut nichts, um den Fall des anderen aufzuhalten. Doch er malt Dyer, immer wieder und noch lange nach dessen Tod.