USA 2003 · 119 min. · FSK: ab 0 Regie: Mike Newell Drehbuch: Lawrence Konner, Mark Rosenthal Kamera: Anastas N. Michos Darsteller: Julia Roberts, Kirsten Dunst, Julia Stiles, Maggie Gyllenhaal u.a. |
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Frau Roberts ist erstaunt |
Bekannt für ihr alles überstrahlendes, oft die ganze Breite der Leinwand erfüllendes Lachen, ist sie ohnehin. Doch was hat Julia Roberts blank-zahniges Strahlen mit der verhaltenen Andeutung eines Lächelns im strengen Gesicht von Da Vincis Mona Lisa gemeinsam? Eigentlich gar nichts, außer dass sie beide sehr berühmt sind.
Für Regisseur Mike Newell schlüpfte die Roberts in die Rolle der eigenwilligen Kunstprofessorin Katharine Watson. Ihr Lächeln erinnert dann einen paarungswilligen Kollegen an das der Ikone. Ob das passt oder nicht, ist auch Professorin Watson egal, sie verliebt sich in den charmanten Kollegen (Dominic West). Zuerst muss sie allerdings zu Zeiten der sittengestrengen Mc Carthy-Ära als revolutionärste Dozentin am erzkonservativen Wellesley College bestehen. Und da wird es ihr nicht gerade leicht gemacht. Schon ihre erste Vorlesung prallt am Strebergeist der Töchter aus gutem Hause gnadenlos ab. Doch Katherine lässt sich nicht unterkriegen, sie ändert kurzerhand den Lehrplan und konfrontiert ihre eingebildeten Schützlinge plötzlich mit moderner Kunst. Indem sie die Starrheit der Konventionen aufbricht, stößt sie bei einigen Studentinnen durchaus auf Begeisterung. Der Hauch eines fortschrittlichen Geistes durchweht plötzlich das traditionsbewusste College und ruft natürlich sofort seine Sittenwächter auf den Plan. So geht es ja nun nicht. Frau Watson sei »subversiv« und brächte die jungen Damen der Elite womöglich vom rechten Wege ab. Im Grunde ist nämlich für die Mädchen als einziges Ziel eine baldige Heirat vorgesehen. Sie sollen nicht studieren, sondern brave Hausfrauen sein. Fremdbestimmung unter dem Deckmantel der Emanzipation. Der Film zeigt eine stimmige Studie der Bigotterie.
Auch die Einzelschicksale der Randfiguren sind liebevoll gezeichnet, nur lässt der Film ihnen zu wenig Raum. Eines der Mädchen versucht beispielsweise bis zum Schluss Moral und Recht zu vertreten, bis sie beinahe unter dem Zwang, die Fassade stets aufrecht zu erhalten, erstickt, als ihre junge Ehe scheitert. Ihr Ausbruch aus dem Matriarchat, exemplarisch für das gesamte erdrückende Gesellschaftssystem, überzeugt.
Die Darstellerriege der jungen Studentinnen mit Kirsten Dunst und Julia Stiles liefert ein kraftvolles Spiel voller Esprit. Julia Roberts wirkt dagegen fast ein bisschen blass und müde. Das Revoluzzertum wirkt ein wenig aufgesetzt, man glaubt ihr den engagierten Kampf gegen verstaubte Konventionen nicht so ganz, dafür lächelt sie vielleicht ein wenig zu oft und zu brav. Die Figur der Professorin Watson bleibt flach wie ein Ölbild. Auch die echte Mona Lisa ist ja für ihre zeitlose Zurückhaltung bekannt, man kann es sich schwer vorstellen, dass sie mal kurz aus ihrer starren Pose ihrem Rahmen entweicht und die Welt besser macht.
Immerhin reicht Roberts erster Auftritt im College, um Dominic West zu verzaubern, der allerdings auch mehr mitgehangen, als mitgefangen wirkt. Schwach. Am Ende lässt sie ihn auch relativ unmotiviert plötzlich links liegen, der Handlungsstrang der Liebesgeschichte baumelt irritierend unaufgelöst und etwas fransig umher. Da bleibt also ein großes Fragezeichen. Schade, denn es gab durchaus einige wunderbar mit Leben erfüllte Momentaufnahmen in dieser unentschlossenen Geschichte. Spannendem Konfliktpotential ist Regisseur Newell leider weitgehend ausgewichen und emotionaler Tiefgang bleibt nur angerissen. Die zuckerguss-schönen Bilder des Frauendramas erzählen zu oft dramaturgische Verlegenheitslösungen.