USA 2001 · 116 min. Regie: Steven Soderbergh Drehbuch: George Clayton Johnson, Jack Golden Russell Kamera: Steven Soderbergh Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon, Andy Garcia u.a. |
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...wer ist der Coolste im ganzen Land? |
Steven Soderbergh hat sich schon immer für Form und Drumherum seiner Filme mehr interessiert, als für deren Geschichten. Plot und Besetzung des Remakes von Ocean´s Eleven scheinen für eine solche Herangehensweise mehr als geschaffen, dominieren doch hier eindeutig die Schauwerte. Zuallererst der Ort des Geschehens selbst: Las Vegas mit seinem bunten Neon-Glitzerglanz ist so sehr pure Künstlichkeit, dass man hier offenbar kaum anders kann, als auch einen hochgradig künstlichen Film zu drehen. Zuletzt gelang das etwa Mike Figgis (Leaving Las Vegas) und vor allem Terry Gilliam (Fear and Loathing in Las Vegas) in ganz großartiger Weise. Nicht ohne Grund war die Spielerkapitale für beide Regisseure kein Ort der Coolness sondern des Hocherhitzen. Und diese Filme verdoppelten mit ihren Themen Alkoholsucht im Endstadium und Dauerbekifftsein noch einmal das Psychedelische, Weltflüchtige, das diesem Platz schon an und für sich eigen ist.
Soderbergh versucht es umgekehrt. Er kühlt die Szene aus, versucht sie zu rationalisieren ohne sie ernsthaft durchschauen zu wollen, und vertraut hier, ähnlich wie Martin Scorsese in Casino, der in erster Linie am Durchschauen interessiert war, vor allem dem Rhythmus der Musik. Jazzige Eleganz prägt auch Ocean’s Eleven, und für die relaxte Grundhaltung, die zurückgenommene Gelassenheit, die Soderbergh offenbar vorschwebte, hatte er perfekte Schauspieler. Kein zweiter könnte wie George Clooney ein Lächeln anstelle einer Handlung setzen, Charme anstelle von Härte, augenzwinkernde Unfähigkeit anstelle von Ambitionen. Nicht anders Brad Pitt, der inzwischen gelernt hat, dass es genügt, seinem Gesicht zu vertrauen, damit die Zuschauerherzen ihm zufliegen, und der, wenn er muss, doch genau das nötige Stück mehr tun kann. Schließlich Andy Garcia, einer der größten Unterschätzten im US-Filmbusiness, der wohl einfach zu gut aussieht, um die Rollen zu bekommen, die er verdient hätte, und der auch diesmal wieder unter Wert eingesetzt wird. Nicht zu vergessen Julia Roberts, deren Starimage sich inzwischen so sehr von dem gelöst hat, was sie spielt, dass sie sich alles leisten kann, ohne das es ihr schadet – selbst den knapp viertelstündigen Auftritt als MacGuffin, den sie in Ocean’s Eleven hat.
Der Rest ist Beiwerk. Wie gut das alles hätte funktionieren können, zeigt nicht nur die Erinnerung an Out of Sight, der auch nur ein süßes, allerdings im Unterschied zu Ocean’s Eleven brillant geschriebenes, Nichts war, sondern auch jene eine wirklich starke Szene des Films, in der Clooney und Roberts allein miteinander am Tisch sitzen und reden: ein altes, inzwischen getrenntes Paar, das sich wiedertrifft, zankt, und doch, wie selbst sie beide ganz genau wissen, immer noch liebt. Ein Wort gibt das Andere, und es wird reiner Screwball: Witzig, schnell, überraschend.
Ansonsten überrascht nichts. Die erste Hälfte des Films vergeht mit der Planung eines Überfalls im Rififi-Muster. Sie gilt drei Casinos gleichzeitig, und dafür muss Danny Ocean (Clooney) erst einmal ein Team zusammenstellen. Alle sind vorhersehbar originell, zieren sich ein wenig um dann selbstverständlich doch mitzumachen. Da ist der Film Buddy-Movie, und Matt Damon tritt noch einmal wie Mr.Ripley auf, nur darf er diesmal wieder ein Guter sein, also auch hier alles im Rahmen der Erwartungen. Der zweite Teil zeigt dann den Überfall selbst, und man sitzt im Kino und fragt sich die ganze Zeit, wann die Regisseure endlich verstehen werden, dass der Überfall selbst in solchen Filmen das Langweiligste ist, weil doch nie etwas schief geht, nachdem vorher alles Mögliche schief geht, damit die Zuschauer nicht einschlafen.
Haben wir alles also schon viel zu oft gesehen. Und schlimmer noch: Besser. Gefällig und uninteressant erlebt man gute Handwerker bei der Arbeit. Nur: Wenn der Klempner da ist, schaut man ihm ja auch nicht zwei Sunden lang zu.
So verschenkt Soderbergh mehr als ein halbes Dutzend großartiger Schauspieler in eine bloße Film-Behauptung, die unter den Werken des Regisseurs gewiß das schlechteste ist. Natürlich hat auch ein hervorragender Regisseur das Recht, einmal einen
durchschnittlichen Film zu drehen. Soderbergh hat es jetzt genutzt. Letztlich dominiert allerdings der Eindruck, dass er sich selbst auch nicht besonders für das Ganze interessiert hat. Schlampig inszeniert, mit Brüchen und unaufgelösten Nebengeschichten wird der ganze Film zu einem Fake. Am Ende hat Julia Roberts ein rosa Kleid an, und Soderbergh das größte Vergehen eines Filmemachers begangen: er hat gelangweilt.
Allerdings weiß ja jeder, der Las Vegas besucht, schon
vorher: Am Ende gewinnt immer die Bank.