Russland 2003 · 110 min. · FSK: ab 6 Regie: Andrej Swjaginzew Drehbuch: Wladimir Miosejenko, Alexander Nowotozki Kamera: Michail Kritschman Darsteller: Wladimir Garin, Iwan Dobronrawow, Konstantin Lawronjenko, Natalja Wdowina u.a. |
Seit einem Jahrzehnt haben sie ihn nicht mehr gesehen, als plötzlich der Vater des halbwüchsigen Andrej und seines noch kindlichen Bruders Iwan zurückkehrt. Andrej ist froh, den vermissten Vater endlich kennen zu lernen, doch Iwan begegnet dem Fremden, den er nur von einem alten Foto kennt, sehr skeptisch, zumal der kaum Interesse und schon gar keine Zuneigung zu seinen Söhnen zeigt. Kaum heimgekehrt, bricht er schon wieder in dringenden Geschäften auf. Auf Bitten der Mutter nimmt er die Jungen mit, doch was als dreitägiger Angelausflug geplant war, wird schnell zu einer Reise in ungeahnte Gefilde.
Vieles bleibt im Dunkeln: warum hatte der Vater die Familie verlassen, wo war er die ganze Zeit und was muss er jetzt tun Stoff für einen Krimi, aber hier nicht weiter wichtig. Interessanter ist die Auseinandersetzung zwischen dem schweigsamen, seiner Rolle ungewissen Vater und den Söhnen, der eine auf der Suche nach dem lang entbehrten Vorbild, der andere voll Zorn auf den autoritären Unbekannten. Aus der an sich nicht seltenen Konstellation wird eine dramatische Konfrontation mit erschreckender Lösung.
So Gleichnishaft ist der Film geraten, dass die Geschichte sich jeder Art Interpretation öffnetsei es als Anspielung auf die russische Politik, als Gesellschaftskritik oder im Hinblick auf religiöse Bezüge. Der Regisseur selbst weigert sich jedenfalls hartnäckig, dem Publikum eine bestimmte Sichtweise vorzugeben. Deutlich ist jedoch das Vorbild Andrej Tarkowskis zu spüren, wenn auch Die Rückkehr als Geschichte vom Erwachsenwerden nicht dessen Sprödigkeit aufweist. Die karge Landschaft Nordrusslands, in der im Sommer die Sonne nie richtig untergeht, bietet einen passenden Rahmen für die einsame Reise der drei Protagonisten. Kaum zu glauben, dass die Darsteller, wie auch Regisseur, keine große Filmerfahrung habenihre überzeugende Charakterisierung der Hauptfiguren macht Die Rückkehr bei aller Stilisierung lebensnah. Die nie aufdringliche Musik Andrej Dergatschews unterstreicht die mythische Wirkung der Szenerie, deren Unwirklichkeit auch das Film-Entwicklungsverfahren unterstreicht, das den Bildern ein fast monochromen bläulichen Schimmer gibt.
Die Rückkehr, Andrej Swjaginzews erster Film, wird international als hoffnungsvolles Wiedererscheinen des russischen Films gefeiert und von Venedig über Cottbus, Moskau und Palm Springs mit Preisen überhäuft. Bitter, dass der Darsteller des Jugendlichen Andrej, Wladimir Garin, dies nicht mehr erleben kann. Er ertrank kurz nach der Fertigstellung des Films in dem See, an dem die Dreharbeiten stattfanden.