Deutschland/Kanada/USA 2006 · 127 min. · FSK: ab 12 Regie: Uwe Boll Drehbuch: Doug Taylor Kamera: Mathias Neumann Darsteller: Jason Statham, Ray Liotta, John Rhys-Davies, Matthew Lillard, Leelee Sobieski u.a. |
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Ein Fantasy-Königreich, ein böser Fürst, der sich mit magischen Kräften und einer Horde unzähliger, potthäßlicher Monster den Thron erschleicht, eine Gruppe unterschiedlicher, aber gleichermaßen edler Helden, die diesen Schurken bekämpfen, und ein paar dunkle Geheimnisse – Schwerter des Königs ist der schlichtere, aber auch weitaus weniger verworrene und manierierte Cousin von Der Herr der Ringe, und verhält sich zu Peter Jacksons bombastischem Mainstream-Dreiteiler ähnlich, wie ein Italowestern der 60er zu den gleichzeitigen Hollywood-Spätwestern-Epen.
Man kann von diesem Film allerdings nicht erzählen, ohne gleichzeitig auf seinen Regisseur einzugehen: Uwe Boll (German Fried Movie, Barschel – Mord In Genf?, Postal) ist Deutscher, und es gehört zu den erstaunlichsten Aspekten des Gegenwartskinos, dass man hierzulande einen Roland Emmerich genauso mit patriotischem Eifer für seine US-Erfolge feiert, wie Florian Henkel von Donnersmarck, Boll aber umgekehrt gern völlig übersieht. Einem breiten Publikum ist er unbekannt, viele Filmkritiker, die es besser wissen könnten, tun ihn allzu oberflächlich und despektierlich als »Trashfilmer« ab. Dabei arbeitet Boll in Schwerter des Königs mit einem Etat von 60 Millionen Dollar, das ist zwar viel weniger als Peter Jackson, aber fast das Vierfache, das Bernd Eichinger für sein Hitler-Melo Der Untergang zur Verfügung stand. Keinesfalls also Underground. Und statt mit letztlich öffentlichen Filmförder- und TV-Geldern oder einem großen Hollywood-Studio finanziert Boll alles aus eigenen Filmfonds. Das gibt ihm Unabhängigkeit. Weil Schwerter des Königs auf das in einschlägigen Kreisen populäre Computerspiel Dungeon Siege zurückgeht, kann Boll auch einigermaßen sicher sein, dass seine Financiers spätesten am Ende über DVD-Verkäufe an die große Fangemeinde ihr Geld wiedersehen.
Aber auch jetzt im Kino lohnt der Besuch – jedenfalls für Fantasy-Fans und all jene, die sich freuen, einmal wieder Burt Reynolds auf der Leinwand zu begegnen, der hier den alten König spielt. Oder Ray Liotta, den man noch aus der Hauptrolle in Scorseses GoodFellas kennt; oder »Terminatrix« Kristanna Loken, James-Ivory-Darstellerin Leelee Sobieski, und John Rhys-Davies. Es ist
beneidenswert, was für eine Darstellerriege Boll verpflichten konnte.
Zudem gefällt, dass Schwerter des Königs auf einen Großteil des pseudomythologischen Bombast verzichtet, der bei Der Herr der Ringe so unangenehm aufstieß, und den überlangen Film so schwerblütig machte. Schwerter des Königs ist dagegen kurz, und nimmt sich nicht
ernster als er ist. Diese ironische, erwachsene Herangehensweise, die den Harry Potter-Verfilmungen weitaus verwandter ist, mag manchen Fantasy-Fan auf die Palme bringen, sie macht Schwerter des Königs aber für all jene Menschen leichter konsumierbar, denen es genügt, mit einem Fantasy-Film einen netten Abend zu verbringen, ohne sich daraus eine Ersatzreligion zu
basteln.
Schon wahr: Auch das ist kein Film für Feingeister – und wer inszenatorisch Subtiles sucht, ist bei Boll an der falschen Adresse, und es ist gut möglich, dass die Inspiration zu diesem Werk erst mit Peter-Jacksons-Erfolgen kam. Aber besser gut geklaut als schlecht erfunden, und alles in allem ist Schwerter des Königs überaus angenehme, kurzweilige Fantasy-Unterhaltung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.