Deutschland 1998 · 96 min. · FSK: ab 16 Regie: Peter Fratzscher Drehbuch: Nils-Morten Osburg Kamera: Thomas Merker Darsteller: Jan Josef Liefers, Andreas Hoppe, Marie Bäumer, Michael Gwisdek u.a. |
Es geht doch um einen, der etwas zu werden scheint, was er nicht sein möchte.
Wenn in Sieben Monde über Literatur diskutiert wird, dann liefert der Film scheinbar unverhohlen den Begleittext zu sich selbst. So wie Scream erlaubt sich dieser deutsche Horrorfilm ab und zu eine Selbstanalyse, während die Handlung ungedrosselt dahinfließt. Das kann reizvoll sein, ist auch eine gute Möglichkeit zur Selbstironie, gerade wenn die Macher in dem betreffenden Genre noch nicht besonders sattelfest sind: Sieben Monde soll zwar ein statthafter Psychothriller sein, hält sich so aber andererseits ein paar stilistische Auswege offen.
Der Jungschriftsteller Thomas Krömer (Jan Josef Liefers), ein tapsiger, unbeholfener Typ, glaubt, ein Werwolf geworden zu sein. Die seltsamen Serienmorde in seiner Umgebung weisen etliche Spuren auf, die auf seine Täterschaft hinweisen. Nun steht er vor dem Spiegel, betrachtet seine Eckzähne und seine Brustbehaarung und macht dabei einen wenig wölfischen Eindruck. Als seine eigene Großmutter in ihrem Bett zerfleischt wird, glaubt Thomas der sich an nichts in der Tatnacht erinnern kann, langsam selbst an seine Schuld. Zwei Polizisten sind auf den Fall angesetzt, der eine, gespielt von Christoph Waltz, ein Streber, Hysteriker und Freund des Übersinnlichen, der andere ein schlampiger Pragmatiker, gespielt von Peter Lohmeyer. Der eine glaubt an Werwölfe, der andere sucht eine herkömmliche kriminalistische Erklärung für die schauerlichen Begebenheiten, und bis zuletzt hält der Film offen, wer von den beiden den besseren Riecher hat. Als Thomas mit seinem spleenigen Lektor (Ulrich Mühe) die Handlung seines Romans diskutiert, wird als mögliches Ende nur Tod oder Erlösung durch wahre Liebe in Aussicht. Für den Werwolf Thomas ergibt sich später noch ein dritter, ganz anderer Ausweg. Und weil das Leben ungerecht ist, heimst der schlaueste Bulle keinerlei Ruhm ein.
Um nicht nur die blasse Kopie amerikanischer Serienmörder-Filme, wie Sieben oder abzuliefern, haben Regisseur Peter Fratzscher und sein Autor Nils-Morten Osburg ihre schwer ambitionierte Genreübung mit Kaurismäki-Anspielungen und neckischem Humor, sowie mit allerlei deutscher Folklore angereichert. Der böse Unbekannte bzw. der Werwolf mordet nach Märchen. Da gibt es Omas, vergiftete Äpfel und einen tiefen dunklen Wald. Zudem hatte Fratzscher eine reizende Besetzungsidee: Der legendäre Hans Paetsch, dessen Stimme auf den Europa-Märchenplatten eine ganze Generation begleitete, hat sich auf seine ältesten Tage noch höchstpersönlich aufgerafft, einen Gastauftritt als Tierpräparator abzuliefern. Etliche gerngesehen Schauspieler wurden außerdem als Verstärklung rekrutiert, um der Werwolfsgeschichte Kultcharakter zu verleihen. Alle dürfen sie glänzen, und können dennoch das arg akademische Filmprojekt nicht mit Blut füllen, obwohl der Gruselfilm dies ja durchaus nötig hätte. Das Schweigen der Lämmer
Die schlimmsten Grauslichkeiten finden schon im ersten Teil statt. Die schöne Marie Bäumer spielt die Gefährtin des Schriftstellers, nein, keine Geliebte, sondern nur die richtig gute Freundin, die ihm ihre Beziehungsprobleme erzählt. Und Thomas, der arme Tropf, liebt sie natürlich insgeheim. Wenn sie ihn treuherzig ahnungslos und in aller platonischer Freundschaft fragt Kann ich bei dir schlafen?, dann hat der Horror seinen wahren Höhepunkt erreicht.