USA 2009 · 127 min. · FSK: ab 12 Regie: J.J. Abrams Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman Kamera: Daniel Mindel Darsteller: Chris Pine, Jennifer Morrison, Simon Pegg, Eric Bana, Winona Ryder, Zachary Quinto u.a. |
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Muss das wirklich sein? |
Endlich Star Trek gesehen. Pause. Nun versuche ich, wenigstens etwas Respekt für die eigentlich ja elegante Idee zu finden, mit der sie sich vor dem größten Problem der »Davor«-Filme einfach so weggestohlen haben. Wie sollte die jetzige, junge Crew der Enterprise glaubwürdig die »jüngeren Ausgaben« der so gut bekannten orginalen Crew darstellen? Wer kann schon die jugendliche Ausgabe von William Shatners Captain Kirk spielen, oder den von Nimoy geprägten Spock hinbekommen. Doch, ja, wirklich, es geht – wenn man ein wenig trickst.
Denn ich empfinde genau so: 'die' haben sich davongeschlichen, sind dem Problem feige aus dem Weg gegangen. Ich bin ärgerlich, jetzt, nach dem Film. Obwohl ich natürlich, klar, auch denke, das ist doch eine gute Lösung, das sollte ich doch gut finden. Find ich leider nicht, nein, wirklich nicht.
Was passiert eigentlich?
Vor eine Antwort gehört die Verbeugung vor den Designern und Art Directoren: die teils behutsam (Aussenansicht) bis mutig (Bedienungselemente) veränderte Technik ist so gut gelungen, dass sie im Grunde wenig auffällt. Alles ist moderner im Sinn unserer gegenwärtigen Ansprüche – und doch nah genug an den Ideen des Orginals, um plausibel zu bleiben.
Nun die Antwort: In komprimiertester, dann und wann auch ruppigster Erzähltechnik wird berichtet, wie sich die Orginalbesatzung jener Enterprise zusammenfindet, die in den 70ern durch deutsche Wohnzimmer flog.
Dazu wird flugs eine Katastrophe konstruiert, die sowohl Captain Kirks Draufgängertum als auch seinen Ehrgeiz erklärt. Und praktischerweise dann auch den Hintergrund für den Rest der Handlung liefert. Mehr bietet sie leider nicht, diese »Bedrohung«. Ausser – schon wieder – böse Romulaner, mit dem Erzbösen Nero, dessen Rachegelüste so sinnlos sind wie die Idee der roten Materie und das Gedankenspiel eines Spock, der im Alleingang einen Planeten vor dem Untergang retten will (was natürlich schiefgeht). Das klingt ein wenig konstruiert? Es ist konstruiert.
Aber vielleicht sollte man vieles in diesem Film unter dem Blickwinkel zukünftiger Produkte sehen. Ab Star Trek XI kann nun alles von vorne anfangen. Und für heutige Sehgewohnheiten sind einige interessante Handlungsstränge angelegt, dazu leicht erweiterbar. Und ja, vielleicht passt eine Love-Story auf der Enterprise auch wirklich besser in die heutige Zeit, in der die Sehnsucht nach Liebe ja sowieso neu definiert werden muss. Anders als damals, als die allzu sterile Umgebung der orginalen Serie eine ganz anders gelagerte Sehnsucht bedienen musste.
Als bestimmendes Bild bleibt mir der Anfang in Erinnerung: die grandiose Ansicht der ach so SF-aussehenden Raumschiffswerft, im Zitat einer zeitlosen amerikanischen Filmlandschaft der 60er, 70er, 80er, 90er. So wunderschön gestaltet, dass sie mich fast die sinnlose Kneipenschläger-Story um Kirk verzeihen lässt.
Und dann: die bösen Romulaner. Ja, musste das denn sein. Schon wieder dieses hässliche, dunkle, grauenvolle Romulus-Altmetall-Design. Zum Glück ist diesmal kein Klon von Kirk mit im Spiel; dafür: ein Zeitreise-Spock. Mit »roter Materie« Argh. Wie lächerlich.
Und damit zum guten Teil des Films, dem Amüsemang: einige der Darsteller waren und sind einfach herrlich. Bones (ok: Pille) ist fast so gut wie im vierten Film, und schmilzt wie bem Zinnguss nahtlos in seine spätere Form. Und Scotty? Zwar passt er so gar nicht zu seiner späteren Rolle, dafür ist er in diesem Film einfach eine schöne Bereicherung.
Hat mir der Film gefallen? Ja, durchaus. Würde ich ihn weiterempfehlen? Äh, nun, tja: vielleicht, möglicherweise, abhängig von meinem Gegenüber. Wer opulente visuelle Kost und pathetische Stories mag, dem würde ich es durchaus empfehlen. Und Anderen? Eher nicht. Und Trekkies?
Nur eins noch: ist es nötig, dass Kirk und Spock sich um Uhura streiten? Oder dass Sie einen der beiden erhört, sich ergibt? Dass Sie ihrem Namen untreu wird, dieser schönen Anspielung auf den fast namensgleichen Begriff »Uhuru« des ostafrikanischen Kiswahili, der nichts anderes als »Freiheit« bedeutet?!