USA 2003 · 120 min. · FSK: ab 12 Regie: Norman Jewison Drehbuch: Ronald Harwood Kamera: Kevin Jewison Darsteller: Michael Caine, Tilda Swinton, Jeremy Northam, Alan Bates, Charlotte Rampling u.a. |
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Michael Caine als Pierre Brossard |
Michael Caine ist ein bezaubernder Darsteller. Man kennt von ihm keine schlechten Auftritte. Seit Jahrzehnten spielt er unter den unterschiedlichsten Regisseuren die unterschiedlichsten Charaktere: Zerrissene, Starke, schillernde, aber doch fast immer integre Figuren. Und im Alter scheint er – man denke nur an seinen oscarnominierten Auftritt in der Graham-Greene-Verfilmung The Quiet American – immer besser zu werden. The Statement ist eine seiner schwierigsten Rollen – und eine seiner besten Darstellungen. Caine ist der Grund, um den Film zu sehen und zu empfehlen, wegen ihm funktioniert dieses Stück um Schuld und Sühne, obwohl es zugleich unter einem sperrigen Thema und einem nur teilweise geglückten Drehbuch leidet.
Eine ganz um eine Figur zentrierte Geschichte, die fast ausnahmslos in Innenräumen spielt; sie dreht sich um einen Mensch, der sich in einer selbstgewählten Gefangenenschaft befindet. Im Zentrum von Norman Jewisons The Statement steht einer jener Männer, die an der deutschen Judenvernichtung unmittelbar beteiligt waren. Die Geschichte dieses Pierre Brossard ist eng an jene wahre des Vichy-Kollaborateurs Paul Touvier angelehnt. Der war ein Schreibtischtäter, der aber auch persönlich an Geiselerschießungen beteiligt war und für beides lange Jahre als Kriegsverbrecher gesucht wurde. In den 80er Jahren sorgte sein Fall für Aufsehen, weil Touvier erst dann vor Gericht kam; zuvor wurde er fast 40 Jahre lang von einem rechtsradikalen katholischen Netzwerk beschützt und versteckt.
Michael Caine ist, wie gesagt, wunderbar als dieser Brossard. Anfangs noch eiskalter Mörder, später ein weinerlicher, vor Selbstmitleid strotzender, dabei rechthaberischer alter Mann, der nicht nur von Gott, sondern auch von der Welt Absolution verlangt. Caine gelingt es, dass man sich für diese im Prinzip widerliche Figur interessiert, dass man ihre Angst versteht, ihre Hoffnungen ahnt. Dass man Einblick erhält in die Psyche eines Menschen, der die Welt hasst und darum zum Mörder wird, selbst noch seine Frau (Charlotte Rampling) über seine Existenz betrügt. Aus dieser Schwäche heraus empfindet es Brossard als Befreiung, Organisationen zu dienen, die absoluten Gehorsam fordern – und zumindest dies ist tatsächlich eine Verwandtschaft zwischen Katholizismus und Faschismus, von der dieser etwas altmodisch-träge, aber wichtige und stellenweise sogar unterhaltsame Film erzählt.