F/B 2002 · 97 min. Regie: Lucas Belvaux Drehbuch: Lucas Belvaux Kamera: Pierre Milon Darsteller: Ornella Muti, François Morel, Valérie Mairesse, Bernard Mazzinghi, Dominique Blanc u.a. |
Jeder Film ist ein kleiner Weltentwurf. Er umschreibt immer einen eigenen Kosmos an Möglichkeiten, Regeln, Erwartungen. Lucas Belvaux hat nun einen einzigartigen Versuch gewagt: Er hat drei Filme gedreht, die in der selben Zeitspanne, an überlappenden Orten und von großteils gemeinsamen Charakteren – also in der selben »Welt« – handeln. Von denen aber jeder zu einem anderen Genre gehört – Komödie, Thriller und Drama –, somit an einer grundsätzlich anderen Art filmischen Universums teilhat. Jeder Film in Belvauxs Trilogie ist in sich (scheinbar) abgeschlossen, auch einzeln genießbar.
Un couple épatant wäre auch ohne die Begleit-Werke durchaus eine der gelungensten jüngeren französischen Beziehungskomödien. Denn zu den vielen Wunder dieses Film-Tryptichons gehört, dass keiner der Filme konstruiert, forciert, verkopft wirkt, dass die enorm clevere Verzahnungs-Mechanik der Plots nie angeberischer Selbstzweck wird. Sogar die Reihenfolge, in der man die Filme anschaut, ist freigestellt – in unsere Kinos kommen sie lediglich in der vom Regiesseur bevorzugte Anordnung.
Und Un couple épatant ist tatsächlich ein pefekter Einstieg in die Trilogie: Sein lockerer Tonfall läßt einen sanft in diese Welt gleiten, die in Cavale und Après la vie heftige, schmerzhafte Tiefen offenbart. Vor allem aber etabliert seine Geschichte vom Ehepaar Alain (François Morel) und Cécile (Ornella Muti), das sich durch ein paar dumme Zufälle und Verwechslungen in abstruse Eifersuchts-Fantasien manövriert, genau die Themen, um die es auch dem überaus geglückten Trilogie-Experiment insgesamt geht: Wie wir uns aufgrund von ein paar Indizien, einer Grundstimmung, vertrauter Erwartungsmuster allerlei Geschichten zusammenzimmern, glauben über Menschen urteilen zu können.