Trees Lounge

USA 1996 · 95 min. · FSK: -
Regie: Steve Buscemi
Drehbuch:
Kamera: Lisa Rinzler
Darsteller: Steve Buscemi, Mark Boone jr., Chloe Sevigny, Anthony LaPaglia u.a.
In der Trees Lounge

Ein kleiner Vorort von New York. Jeder kennt jeden, aber man weiß nicht viel vonein­ander. Die Zeiten sind nicht gut, und wer nichts besseres mit sich anzu­fangen hat, verbringt seine Tage und Nächte in Bars wie der Trees Lounge.

Tommy (Steve Buscemi) ist einer der Stamm­gäste. Der Alkohol lenkt davon ab, daß er keine Arbeit und keine Frau hat. Den Traum von Liebe und Erfolg hat er sowieso schon fast begraben, aber nicht einmal seine Pläne, wenigs­tens an Sex und Geld zu kommen, tragen Früchte. In der Trees Lounge finden sich seine wenigen Freunde: der alte Säufer Bill, Barfrau Connie, das ewig strei­tende Ehepaar Jackie und Stan, und der »Neue«, Mike.

Dann scheint Tommy Glück zu haben: er bekommt einen Job, und er verliebt sich. Aber Tommy ist als Eisver­käufer genauso wenig geeignet wie die sieb­zehn­jäh­rige Debbie, Tochter eines Freundes, als Frau für ihn.

Die Leute aus der Trees Lounge sind die Verlierer im Spiel des Lebens, sie werden es immer bleiben, und sie wissen es genau. Am Ende ist alles genau wie zu Anfang – nur ist die Gruppe der Barflys kleiner geworden, und die Wunden der Über­le­benden tiefer.

Steve Buscemi (»Mr. Pink« aus Reservoir Dogs), der Mann mit dem unver­wech­sel­baren Gesicht und den schiefen Zähnen, hat mit Trees Lounge sein Debut als Regisseur vorgelegt. Der Star der ameri­ka­ni­schen Inde­pen­dent-Szene (Stamm­schau­spieler u.a. bei Tarantino, den Coen-Brüdern, Jim Jarmush und Alexandre Rockwell) hat es sich dabei nicht nehmen lassen, auch als Dreh­buch­autor und Haupt­dar­steller aufzu­treten, und die starke persön­liche Bindung Buscemis an sein Werk ist dem teils auto­bio­gra­phi­schen Film deutlich anzu­merken.

Trees Lounge ist ein kleiner, sympa­thi­scher Film, ohne Schnörkel und mate­ri­ellen oder emotio­nellen Aufwand erzählt; Bukowski light mit glaub­wür­diger Atmo­s­phäre und genau und liebevoll gezeich­neten Charak­teren.
Alle Rollen des Films sind hervor­ra­gend besetzt, mit vielen gern­ge­se­henen Gesich­tern aus der Garde der Neben- und Charak­ter­dar­steller und Gast­auf­tritten berühm­terer Namen – mit dabei sind u.a. Debi Mazar, Eszter Balint, Rockets Redglare, Seymour Cassel, Mimi Rogers und Samuel L. Jackson.
Besonders aber überzeugt Chloe Sevigny (Debbie), von der in Zukunft hoffent­lich noch mehr zu sehen sein wird.

Das Beein­dru­ckende an Trees Lounge ist seine Konse­quenz. Er eröffnet seiner Haupt­figur keinen Ausweg; er glaubt an Epipha­nien eben­so­wenig wie an finale Kata­stro­phen.
Über dem Film hängt eine spürbare Trau­rig­keit, die aber stets unaus­ge­spro­chen bleibt. Was Trees Lounge vor ähnlichen Streifen auszeichnet, ist der Verzicht auf erhobene Zeige­finger oder lust­volles Zele­brieren der eigenen Depri­miert­heit. Daß Tommy sein Los akzep­tiert, daß er einsteckt, ohne zu zetern, daß er zwar die Hoffnung aufge­geben hat, nicht aber seinen Opti­mismus, verleiht ihm (und damit dem Film) letzlich eine unan­tast­bare Würde.