Österreich/Deutschland 2020 · 97 min. · FSK: ab 16 Regie: Sandra Wollner Drehbuch: Sandra Wollner, Roderick Warich Kamera: Timm Kröger Darsteller: Lena Watson, Dominik Warta, Ingrid Burkhard, Jana McKinnon, Simon Hatzl u.a. |
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Androide am Pool | ||
(Foto: eksystent) |
Sandra Wollner setzt an den Beginn ihres Filmes The Trouble with Being Born das Bild eines leblos im heimischen Swimmingpool treibenden zehnjährigen Mädchens. Der besorgte Vater fischt es aus dem Wasser. Elli, so heißt das Mädchen, wird mittels eines elektronischen Device wiederhergestellt – sie ist ein Androide. Modelliert nach der echten Elli, die vor 10 Jahren verschollen ist, und programmiert mit Erinnerungen, die Assoziationen bei Ellis Vater auslösen. Die Mutter ist nicht mehr da, Elli und ihr »Vater«, Georg ist sein Name, sind allein. Sie gehen, nennen wir es mal so, unüblich leidenschaftlich miteinander um – es ist wie eine Lolita-Geschichte im digitalen Zeitalter. Elli wird später zu Emil werden, ein ewig junger Bub bei seiner ergrauten Schwester.
So etwas hat man selten im Kino gesehen. The Trouble with Being Born ist ein Film über Pädophilie, Inzest, vermisste und verunfallte Kinder, nie verwundenen Schmerz, die Schwierigkeit des Loslassens, die Flüchtigkeit und Austauschbarkeit von Erinnerungen und die menschliche Hybris – und doch über nichts von alledem. Sandra Wollner erhebt die Irritation zum Prinzip, tut dies aber auf eine verführerische Weise. Der Film läutet an viele kleine Glöckchen im Oberstübchen, lädt zur Auseinandersetzung ein, ohne einem die einzig richtige Lesart vorzuschreiben. Die wunderbare Kamera von Timm Kröger tut ein übriges, Standort der Kamera und die Kompositionen zeigen, dass hier ein Könner am Werk ist, wie er das 4:3-Format einsetzt, erzeugt die Assoziation eines Fotoalbums, außer der Bildgeometrie sind es aber auch diese tief im Unterbewusstsein verankerten flüchtigen Momente, wie der Gang durch den heimischen Garten oder der durchs Wasser verzerrte Blick auf den Boden des Pools.
Die Androiden in Wollners Film sind gespenstisch, dies wird erreicht durch Silikonmasken, die der Schauspielerin Lena Watson (ein Künstlername) ein unbehaglich-realistisches Äußeres verleihen. Es sind aber auch in anderem Sinne Gespenster. Sie sind Geister vergangener Existenzen und Erinnerungen. Hier wird ein elaborierter, popcornbefreiter Futurismus gepflegt, der ganz auf uns selbst als Menschen der Jetztzeit verweist. Es finden sich Anklänge an entsprechende Vertreter des Science-Fiction-Kinos, etwa Blade Runner, A. I. und Ex Machina. Analog zu Philip K. Dicks Roman »Do Androids Dream of Sheep?«, der die Vorlage zu Ridley Scotts Klassiker ist, könnte man fragen: Haben Roboter auch Menschenrechte? Elli/Emil wird als emotionales Gefäß und physisches Spielobjekt von Menschen missbraucht, deutet im Film aber an, so etwas wie eigenes Handeln und Denken zu besitzen. Am Ende wird aufgeworfen, inwiefern tief sitzende Erinnerungen determinierend für unser Leben sind, ein unausweichliches Narrativ erzeugen können.
Dies sind nur einige der Fragen, die sich aus diesem komplexen Kleinod ergeben. Sandra Wollner ist mit ihrem Abschlussfilm visuell und narrativ ein großer Wurf gelungen, der nahelegt, dass die Regisseurin im europäischen Kino in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen wird.
»Als Mischung aus Automat und Laune ist der Mensch ein fehlerhafter Roboter, ein kaputter Roboter. Hoffentlich bleibt er das und wird nicht eines Tages repariert!«
E.M.Cioran, »Vom Nachteil geboren zu sein«, Paris 1973»Man kann, was hier ausfällt, im Begriff der Aura zusammenfassen und sagen: was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura. Der Vorgang ist symptomatisch; seine Bedeutung weist über den Bereich der Kunst hinaus.«
Walter Benjamin, »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«, Paris 1937
Walter Benjamin schreibt in seinem berühmtesten Aufsatz eigentlich nicht vom Kunstwerk, sondern vom Menschen, dem Kunstwerk Gottes.
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Kann man eine Person kopieren und reproduzieren? Die Künstler versuchen zu argumentieren (oft genug uns einfach einzureden), dass das unmöglich sei. Aber wissen wir es? Wenn es eine perfekte Kopie unseres Gegenübers gäbe – wie könnten wir sie vom Original unterscheiden?
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Der Mensch hat längst begonnen, auch sich selbst neu zu schaffen und zu erschaffen. Er verändert sich genetisch, er ergänzt sich durch Prothesen. Er optimiert sich psychologisch, emotional, rational, er nutzt sich aus und versucht, immer effizienter, immer länger zu leben und immer mehr, immer Besseres »aus seinem Leben zu machen«.
Der Mensch ist schon jetzt künstlich. Er hat sich von der Natur emanzipiert und tut dies immer weiter, immer mehr. Was unterscheidet ihn dann noch
prinzipiell von jenen Wesen, die wir Roboter nennen?
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Sagt ein Roboter »Ich«? Und wenn ja: Was/Wen meint er damit?
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»Vom Nachteil geboren zu sein« – an diesen Buchtitel des französisch-rumänischen Philosophen Emil Cioran erinnert der Titel von Sandra Wollners Film. Die Anspielung auf die Gedankenwelt des pessimistisch-nihilistischen Denkers drängt sich immer stärker auf, je länger sich The Trouble with Being Born entfaltet und sich die häusliche Idylle einer Tochter-Vater-Beziehung in ein sehr einmaliges Szenario verwandelt, das Elemente des Horrorkinos ebenso enthält, wie des Science-Fiction, wie des Coming-of-Age-Dramas. Bei Sandra Wollner handelt es sich aber tatsächlich um einen fiktionalen Essay über das Wesen menschlicher Erinnerung.
Am Anfang ist davon noch nichts zu ahnen, und die Erfahrung, in der sich der Plot zu erkennen gibt, ist eine auf allen sinnlichen Ebenen.
Kleine Irritationen sind es zunächst: Aus tiefem Schwarz heraus löst sich, ganz sanft und langsam, das erste Bild. Dann tritt die Kamera aus einem Birkenwald heraus auf eine Lichtung. Ein heranwachsendes Mädchen, vielleicht 10 oder 11 Jahre alt, erzählt aus dem Off, während die Kamera subjektiv und scheinbar mit klarem Ziel, aber irgendwie
schwerelos durch den Wald streift. Vögel zwitschern, es ist Spätsommer. Dann – und dies ist die erste große Irritation – sehen wir Vater und Tochter am Pool, begreifen, dass zwar die Off-Stimme der Tochter gehört, der subjektive Kamerablick aber nicht. »Ein unmögliches Bild«?
Die Tochter erzählt von diesem schönen Sommertag: »Ich war so lange im Wasser, dass meine Finger ganz schrumpelig waren und meine Lippen ganz blau.« Dann folgt die zweite Irritation, und hier könnte man schon verstehen: Denn nun entdeckt der Vater seine Tochter im Wasser. Kopfüber, ohne Kontakt zur Atemluft, leblos schwimmt sie da. Die Art, wie der Vater darauf reagiert, verrät, dass etwas nicht stimmt.
So geht es weiter. Zärtlich, vertraut, von gemeinsamen Erinnerungen durchzogen ist die Beziehung der beiden, die hier offenbar einen langen, vermeintlich endlosen Feriensommer verleben. Aber immer wieder kommt es zu kleinen Merkwürdigkeiten – wie dem Verweis auf einen Aufenthalt in Belgrad »vor zehn Jahren«, an den sich eine 11-jährige kaum erinnern kann. Die Mutter ist abwesend. Lebt sie überhaupt?
Und je genauer man hinsieht, um so mehr wird klar: Elli, die vermeintliche Tochter ist eine Maschine, ein Android. Ihre Menschenähnlichkeit ist so perfekt, dass sie auch noch die Aufsässigkeit eines jungen Mädchens besitzt, eine Art eigenen Willen. Elli ist klug und aufgeweckt. Aber sie scheint auch immer ein bisschen zu naseweis zu sein. Es scheint eine seltsame Reserve zwischen ihr und dem Mann zu liegen, den sie Vater nennt. Es scheint auch Geheimnisse zu geben, ein geheimes zusätzliches Wissen, das beide verbindet, das aber nicht ausgesprochen werden darf.
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Das Thema des künstlichen Menschen gehört seit seinen ersten Jahrzehnten zu den großen Topoi des Kinos. Beginnend mit Paul Wegeners Der Golem und Fritz Langs Metropolis, in dessen Zentrum bereits eine sexualisierte Maschinenfrau steht, bis zur Gegenwart ist dieser Maschinenmensch wegen seiner Überlegenheit gegenüber seinem Schöpfer Bedrohung und zugleich schutzbedürftiges Wesen, das sich in der menschlichen Welt nur eingeschränkt zurecht findet. Das Sujet kreist dabei vor allem um zwei Urgeschichten: Zum einen die der Künstlichen Intelligenz (KI) und damit die Frage, was den Menschen eigentlich ausmacht und grundsätzlich von einer Maschine unterscheidet. Und die Frage, was der Platz ist, den solche Android-Roboter in unserem Leben haben?
Mit unserer Angst vor den Maschinen geht umgekehrt der Versuch einher, ihnen Seele einzuhauchen. Sie menschlicher zu machen. Zugleich aber behauptet man, dass die menschliche Akzeptanz für Roboter jäh abfällt, diese uns unheimlicher werden, wenn diese uns Menschen zu sehr ähneln.
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Die österreichische, in Berlin lebende Regisseurin Sandra Wollner erzählt diese Geschichte in ihrem zweiten Spielfilm komplett aus der Sicht des Roboters, eines Wesens in Teenagergestalt. Damit ist The Trouble with Being Born auch ein klassischer Coming-of-Age-Stoff. Denn auch für diese Künstliche Intelligenz geht es um die Bewusstwerdung und Bewusstseinswerdung. Elli will lernen; sie versucht die Menschen zu verstehen. Sie studiert ihr Verhalten.
So ist das Besondere an diesem Film, dass die Unheimlichkeit wechselseitig ist: Nicht nur uns, den menschlichen Zuschauern und ihrem Vater ist das Roboterkind seltsam ungreifbar, weil unfassbar und dadurch unheimlich, sondern umgekehrt ist auch etwas an uns Menschen für Elli schaudernd unbegreiflich.
Elli blickt auf alles durch die Linse der Einsamkeit. Sie will und weiß zwar nur, was ihr einprogrammiert wurde, aber paradoxerweise scheint sie zu erkennen, dass sie ein
Objekt ist, kein Mensch.
Vor allem jene unendliche Einsamkeit steht im Zentrum. Sie wird noch dadurch gesteigert, dass die Erkenntnis von Ellis Austauschbarkeit immer deutlicher wird. Denn eines Nachts taucht im Sommerhaus eine zweite Elli auf. Sie ist etwa Anfang 20, und offenbar die vor zehn Jahren verschwundene Tochter. Aber es bleibt unklar, ob es sich bei dieser womöglich auch um einen Androiden handelt? Existiert die »Mutter« überhaupt? Am Rande wird auch angedeutet, dass die beiden Ellis womöglich
als Objekt für die sexuellen Begierden des »Vaters« fungieren – wobei gerade dies der Film sehr im Vagen hält und damit in den Augen der Betrachter. Auch dies ist ein klassischer Topos des Robotermotivs: Denn die Roboter werden gerade dadurch gleichzeitig verführerisch und bedrohlich, dass sie immer schon sexualisiert wurden. Hier nun wird ein grundsätzlicher weiterer Punkt berührt. Die Frage ob man sich gegenüber Maschinen moralisch Verhalten kann oder sogar muss? Oder ob
sie reine Objekte sind, im klassischen Sinn wie ein Möbel oder ein Gefäß?
In jedem Fall macht Wollners Film klar, dass Maschinen Ersatzbefriedigungen sind, die die Wünsche ihrer Besitzer spiegeln.
Das wird noch viel deutlicher, nachdem die Geschichte eine neuerliche, überraschende, dabei konsequente Wendung nimmt: Android-Elli hat offenbar den Erzählungen ihrer älteren »Schwester« zugehört, und bricht eines Tages wie diese auf in den Wald. Märchenmotivik schwingt hier mit wie das romantische des »Aufbruchs in die Welt«, wie rebellisches Ausreißertum, wie Flucht aus dem Gefängnis des Tochterseins – in jedem Fall ist es ein Akt der Emanzipation und des Erwachsenwerdens. Doch bald holt die Realität den Traum der Maschine ein: Ein Autofahrer greift das Roboter-Mädchen auf (»entführt« es?), und schenkt es seiner alten Mutter. Durch ein paar maschinenbauliche Eingriffe wird Elli nun zu »Emil«, der zum Ersatz für den vor 60 Jahren verschwundenen Bruder der Alten werden soll. Auf subtile und ironische Art streift Wollner hier sogar die Transgender-Thematik: Ein Roboter hat kein Geschlecht, so wenig »Elli« Elli ist, so wenig ist der Android Mädchen oder Junge. Weil er ein Objekt ist, ist sein Geschlecht Wahl seines Besitzers.
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Sandra Wollner gehört zu jenen Filmemacherinnen aus Österreich, bei denen man zwar wieder einmal sofort an Michael Haneke denken kann, doch führt dieser Gedanke eher in die Irre. Die Gemeinsamkeit des Österreichischen liegt hier weniger im Interesse an einem Bild der (bürgerlichen) Gesellschaft, weniger einer behaupteten »Perversion«, oder in einem Interesse für das Schräge, Böse, Absonderliche, Wahnsinnige, Hässliche. Sondern in einer Konsequenz des Schauens, Inszenierens und Erzählens, die dem größten Teil des deutschen Kinos, weit über den Mainstream hinaus, unverständlich ist.
Was man hier oft als »Kälte« oder gar »Zynismus« österreichischen Filmemachens sich vom Leibe hält, erweist sich gerade bei Wollner als Empathie anderer Art. Klassische Erzählungsplotpoints und die Drehbuchratgeberstichworte »Identifikation«, »Logik«, »Human Factor« treten bei dieser Regsseurin gegenüber dem Atmosphärischen zurück.
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The Trouble with Being Born ist formal streng gehalten und arbeitet oft mit langen, langsamen Einstellungen und sparsamen Dialogen. Zugleich ist sein Blick tastend und experimentell, deutlich an neuem Terrain interessiert. Es gibt immer wieder langsame, vorsichtige Drehungen der Perspektive, des Sinns, der Stimmungen und Beziehungen. Es überwiegt Unsicherheit der Figuren. Visuell bedienen sich Wollner und ihr Kameramann Timm Kröger (selbst Regisseur, u.a. Zerrumpelt Herz) eindeutig aus dem Arsenal des Horrorfilms. Mit zur besonderen Atmosphäre des Unheimlichen und der Verstörung trägt auch das Tondesign bei. Trotzdem ist The Trouble with Being Born kein Horrorfilm. Sondern die Betrachtung der Rolle, die Erinnerungen für das Wesen des Menschen spielen.
Ellis Vater und die alte Frau, die ihrem Bruder nachtrauert, sind Gefangene der Erinnerung und einer Vergangenheit, die nicht vergehen will, weil diese Menschen sie nicht loslassen, sondern fortwährend reproduzieren. Das, was wir in diesem Film als Ellis Persönlichkeit wahrnehmen und uns mit dem Roboter mitfühlen lässt, entsteht wiederum nur durch komplett künstlich erzeugte Erinnerungspartikel. Sind wir Menschen am Ende genau das, oder im Gegenteil der Akt, der uns die Erinnerung abstreifen lässt?
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Wie nah kann uns die Geschichte eines Wesens überhaupt gehen, das an sich pure Konstruktion ist? Oder müsste die Frage eher lauten, was »nahegehen« bedeutet?
So stellt dieser Film auch die Frage, wann und wieso wir überhaupt mit Hauptfiguren mitfühlen. Denn genau genommen ist ja jede Figur eines Spielfilms pure Fiktion. Wie viel Menschlichkeit kann also in einem künstlichen Wesen sein? »Das Herz des Menschen, etwas, das jedes Individuum einmalig macht, das könnte tatsächlich
das Schwierigste sein, das ich zu lernen habe«, sagt das Robotermädchen, die Titelfigur des neuen Romans von Kazuo Ishiguro »Klara and the Sun«.
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An den Fragen, was den Mensch zum Mensch und die Maschine zur Maschine macht, und ob Maschinen nicht die besseren Menschen seien, ist Sandra Wollner genauso interessiert wie Maria Schrader in ihrer Komödie Ich bin dein Mensch. Sie geht mit ihnen allerdings ganz anders um und auf anderem Niveau. Sie bewertet ihre Figuren nicht, sondern sieht ihnen einfach zu. Und sie zeigt die Dialektik der Robotik: Dass ein Roboter gerade dadurch unperfekt wird, dass ihm Momente des Imperfekten und Überraschenden komplett fehlen.
So gesehen erleben wir in diesem herausragenden, stilsicheren und in jeder Hinsicht originellen Film einmal mehr den Emanzipationsprozess einer Maschine. Indem The Trouble with Being Born die Geschichte der Maschine erzählt, erzählt er überraschenderweise auch etwas darüber, was menschliche Individuen und individuelle Maschinen möglicherweise gemeinsam haben: Sie sind immer auf der Suche. Sie müssen immer wieder aufbrechen. Auch wenn dieser Aufbruch einer nach Nirgendwo ist.
Durch Wollners Hauptfigur lässt sie uns daran teilhaben, dass sich zu verirren und zu verlieren auch ein besonderes Potenzial des Kinos ist, das wir nicht geringschätzen und schon gar nicht abwehren sollten.
In letzter Zeit begegnet man hier immer öfter dem Motiv der Maschine, die alles besser weiß als die Menschen, die gerade dadurch unsympathisch ist, dass sie empathischer ist, als der Mensch und moralisch besser. Vielleicht ist genau dies die wahre Horrorvision?
Sandra Wollner tut das Gegenteil. Sie zeigt eine Maschine, mit der wir Mitleid haben und holt so den Schrecken zurück in die Erzählungen vom Aufstieg der Maschinen.