USA 2014 · 137 min. · FSK: ab 12 Regie: Angelina Jolie Drehbuch: Richard LaGravenese, William Nicholson, Joel Coen, Ethan Coen Kamera: Roger Deakins Darsteller: Jack O'Connell, Domhnall Gleeson, Garrett Hedlund, Finn Wittrock, John Magaro u.a. |
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Unnötig und langweilig. |
Angelina Jolie kann offenbar einfach alles – und zwar gleichzeitig. Sie ist nicht nur Hollywood-Schauspielerin, Schönheitsidol und Werbeikone für politisch-korrekte Waren. Sie ist auch Star der Yellow-Press, Gattin von Brad Pitt, sechsfache Mutter und Aktivistin für Menschenrechte und allerlei anderes Gute in der Welt. Seit kurzem macht sie auch noch selber Filme. In the Land of Blood and Honey hieß ihr drastisches, und explizit inszeniertes Debüt über den Jugoslawienkrieg. Ist es nur Neid auf einen erfolgreichen Tausendsassa, wenn ihr manche in Amerika jetzt auch bei ihrem zweiten Film vorwerfen, sich ästhetisch zu überheben, und ihren Filmen fehle es auch an künstlerischer Nachhaltigkeit? »Ein Touch von Riefenstahl«, lästerte die »New York Times«.
Ein kleiner Junge, das Kind italienischer Einwanderer im Kalifornien zu Beginn des 20 Jahrhunderts. Er kann nicht gut Englisch, wird von seinen Mitschülern gehänselt, und wehrt sich, indem er zuschlägt. Denn er kann ganz anständig boxen, und so scheint alles auf eine zukünftige Karriere als Kleinkrimineller in einer Straßengang hinzudeuten. Oder als Türsteher in einem Mafialaden.
Doch von seinem älteren Bruder bekommt er rechtzeitig jene Lektion, die ihm im Rückblick als
die wichtigste im Leben erscheint: »Halte durch, dann kommst Du durch! Du kannst das. Trainiere und streng dich mehr an, als die anderen. Nur dann gewinnst Du.«
Gewinnen, besser sein als die anderen. Das Leben als Wettkampf und Überlebenstraining.
So beginnt der kleine Louis mit Langstreckenlaufen und schafft es sogar bis ins Olympiateam der USA bei der berüchtigten Nazi-Olympiade von 1936. Dort gewinnt er zwar nicht, kommt aber in den zweifelhaften Genuss eines persönlichen Handschlags durch Reichskanzler Adolf Hitler.
Doch dies alles ist nur eine Vorgeschichte. Die wahre Stunde dieses Filmhelden schlägt, als er 1942 als Mitglied einer Bomberbesatzung über dem Pazifik abgeschossen wird.
Zuerst muss er sechs Wochen lang mit wenig Nahrung als Schiffsbrüchiger auf offenem Meer überleben. Dann wird er gerettet, gerät aber in japanische Kriegsgefangenschaft.
Dort im Gefangenenlager ergeht es ihm wie allen Briten und Amerikanern in den Filmgefängnissen von Hollywoods Japan seit David Leans Die Brücke am Kwai. Die Japaner sind hier natürlich sämtlich Sadisten, ihre Bosheit so grenzenlos wie ihr Einfallsreichtum in Bezug auf immer neue Folterspiele.
Das ist kaum mit anzusehen, und wer sich erinnert, mit welch' kaum verhohlener Lust die Schauspielerin und Boulevardheldin Angelina Jolie in ihrem Regie-Debüt In the Land of Blood and Honey vor drei Jahren die Vergewaltigungen jugoslawischer Frauen im Bürgerkrieg der 90er Jahre ausmalte, auch hier höchst einseitig alle Serben zu Tätern, alle Kroaten zu Opfern stilisierte, der stellt sich schon die Frage, was eigentlich im Kopf und Herzen dieser Frau vorgehen mag?
Immerhin: Diesen Mann namens Louis Zamperini gab es wirklich, die Filmhandlung folgt seiner Autobiographie und dass der Film zumindest in grobem Umriss auf Tatsachen beruht, ist der größte Trumpf des zweiten Spielfilms Jolies als Regisseurin.
Zugrunde liegt alldem ein Buch über Zamperini – wie dieses ist auch der Film eine so kritiklose wie undistanzierte Feier sogenannter »uramerikanischer Werte«: Kampf, Durchsetzungskraft, Härte gegen sich selbst wie andere, Individualismus; und natürlich – nicht zu vergessen – Frömmigkeit.
Jeder kann alles schaffen, wenn er nur will – ein Einwanderer kann Olympiasieger werden, ein Tellerwäscher Millionär. Die Wirklichkeit straft solche
Märchengeschichten täglich Lügen.
So undifferenziert wie Geschichte und Moral des Films ist aber auch die Ästhetik von Unbroken: Sentimental und kitschig, schwarzweiß ohne Grautöne und ohne das kleinste Element der Irritation,
Wir begleiten einen Hiob des wahren Lebens auf seinem Passionsweg. Das ist alles unnötig und sehr sehr langweilig.