China/HK 2007 · 126 min. · FSK: ab 16 Regie: Peter Chan Drehbuch: Chun Tin-Nam, Guo Junli, He Jiping, Huang Jianxin, James Yuen u.a. Kamera: Arthur Wong Darsteller: Jet Li, Andy Lau, Takeshi Kaneshiro, Xu Jinglei u.a. |
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»Blutsbruder« nach dem Gemetzel |
»Drei Musketiere« in China: Drei Männer, der General Pang (Jet Li), der Rebell Jiang (Takeshi Kaneshiro) und dessen Adoptivvater Zhao (Andy Lau) kommen durch Zufall zusammen, werden Freunde, schwören Blutsbrüderschaft und wollen – einer für alle, alle für einen – für eine bessere Welt kämpfen. Es folgen immer neue, immer andere Kämpfe, artistisch virtuos und unterhaltsam inszeniert, während derer sich allmählich das Verhältnis der drei Freunde wandelt, Pang und Zhao mehr und mehr zu Gegnern werden…
Der Film des bekannten Hongkong-Regisseurs Peter Chan ist ein actionreiches Historien-abenteuer mit tapferen Helden, schönen Frauen und verschlagenen Feinden – das, was man früher im Westen »Mantel- und Degenfilm« genannt hat. Allerdings ist The Warlords noch weit mehr: Denn alles spielt in den Jahren nach 1870, während des großen Bürgerkriegs, der im Westen verharmlosend »Taiping-Aufstand« heißt, dem wichtigsten Ereignis der chinesischen Geschichte zwischen Opiumkrieg und Revolution 1911. Immer noch wissen wir Europäer viel zu wenig von China. Vielleicht könnte The Warlords ein Anlass sein, um dieses Defizit zu beseitigen.
Bei allem Unterhaltungswert ist The Warlords von einem grimmigen Ton durchtränkt, und ähnelt mehr einem Königsdrama von Shakespeare, oder dessen blutigen Kinoversionen des Japaners Kurosawa (Ran, Kagemusha), als einem Hollywood-Schinken. Was den Film, in dem einige der besten und bekanntesten Darsteller des Hongkong-Kinos die Hauptrollen spielen, am meisten vom klassischen Abenteuerkino unterscheidet, ist, dass er nicht dem Zwang zum Happy-End unterliegt. Stattdessen steht am Ende dieser chinesischen Tragödie die melancholisch-pessimistische Ansicht, dass die Zeit alle Wunden aufreißt und dass die Geschichte ein trostloser Kampf aller gegen alle ist. Man müsste schon blind sein, um hier nicht auch Parallelen zu unserer Gegenwart zu sehen – etwa den Kämpfen im Irak und im Nahen Osten. Solche Aktualität macht diesen großartigen Film nur noch besser.