USA 2013 · 180 min. · FSK: ab 16 Regie: Martin Scorsese Drehbuch: Terence Winter Kamera: Rodrigo Prieto Darsteller: Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie, Matthew McConaughey, Kyle Chandler u.a. |
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DiCaprio als aalglatter Broker |
Der beste Märchenerzähler bekommt immer das größte Honorar und übt sein Talent auch nach Bruchlandungen noch aus. Denn er findet immer jemanden, der ihm folgt. Warum? Weil er es kann. Und weil wir offenbar nicht anders können. Denn seine Kraft, so hoffen wir, wird zu unserer, sobald wir ihm Glauben schenken. Jordan Belfort ist ein solcher Märchenerzähler. Gemäß dem Rat, den ihm ein Senior-Kollege an der Wall Street gleich zu Beginn seiner Börsenmaklerkarriere Mitte/Ende der 1980er-Jahre gibt (»Beweg' das Geld aus den Taschen deiner Kunden in deine eigene Tasche«) lebt Belfort in den folgenden Jahren in unermesslichem Vermögen, für ausschweifende Drogen- und Partyexzesse und gerät schnell ins Visier der Behörden.
The Wolf of Wall Street ist eine Börsengaunergaudi, basierend auf den gleichnamigen Memoiren des substanzensüchtigen, megalomanischen Brokers Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio), der lange vor der globalen Finanzkrise an der Wall Street sein Unwesen trieb und enttarnt wurde. Von Anfang an ist in Martin Scorseses neuem Film alles sehr laut, sehr vulgär und sehr bunt. Aber vor allem ist er eine perfekte Groteske – vorausgesetzt, die eigene Voreingenommenheit verschließt einem nicht die Ohren bei Belforts Prologsätzen wie »In meinem 26. Lebensjahr habe ich 49 Millionen Dollar gemacht. Was mich ziemlich angepisst hat, weil es immer noch etwas weniger als eine Million in der Woche war.« Sich locker machen ist das Gebot dieses Kinobesuchs – dann entdeckt man großes Vergnügen an Bonmots, blödem Geschwätz und Pointen, an denen womöglich auch ein Hunter S. Thompson Gefallen gefunden hätte, inklusive der Trip-Erlebnisse, die zu absurdesten Aufzügen führen.
Und schnell schaudert einen bei dem Gedanken, dass das Gezeigte wirklich geschah und realer ist denn je: Bei den hochspekulativen Penny Stocks der 1980-er Jahre, den »Müll«, den Belfort »an Müllmänner verkauft«, tauchen vor dem geistigen Auge die Subprimes auf, die Hypothekenkredite mit geringer Bonität, die 2007 die globale Finanzkrise mit auslösten, unzählige Menschen zu Obdachlosen machten und Unternehmen weltweit in den Bankrott trieben, wie es unter anderem der Dokumentarfilm Inside Job von Charles Ferguson verdeutlicht hat. Die bekannt gewordenen E-Mails, in denen sich leitende Angestellte von Goldman Sachs vor der Krise über ihre »beschissenen Deals« und ihre geleimte Bankenkundschaft freuten, sind der Stinkefinger, den Belfort dem arglosen Investor bei dessen telefonischer Zusage zeigt.
Gleich zu Beginn legt The Wolf of Wall Street atemberaubendes Tempo vor und hält es tatsächlich drei Stunden durch. So etwas gelingt nur, wenn sich alle Bestandteile – Darstellung, Bilder, Texte und Handlung – perfekt ergänzen. So ist letztere keine Aneinanderreihung bumsfideler bunter Partys und menschenverachtender Protzereien. Den Film darauf zu reduzieren wäre ein bisschen so, als würde man Scorseses Taxi Driver Gewaltverherrlichung unterstellen. Jeder Akt hat seinen eigenen Konflikt und sein spannendes Kräftemessen, das nicht immer der gewinnt, der sich für den Stärkeren hält. Höchstvergnüglich ist es, wenn Belfort seine Horde Mitarbeiter rekrutiert, trainiert und motiviert für sein selbstgebasteltes Imperium, in dem nur die eigenen Gesetze gelten und das jeden Willkommenen komplett absorbiert. »Weil wir alle ständig zusammen waren, schien alles so normal«, hört man Karen, die Ehefrau des Protagonisten Henry in Scorseses Goodfellas, einmal sagen. Wie fragil diese Normalität letztendlich ist, bekommen Belfort und seine »GoodSellas« genauso zu spüren wie einst die Mafiagang aus Brooklyn.
Dass das alles mit einer solchen Leichtigkeit präsentiert wird, ist vor allem den Darstellern zu verdanken, die auch noch für die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt sind. DiCaprio zeigt ein bemerkenswert komödiantisches Talent, sogar für wohlplatzierten Slapstick, der ihm körperlich einiges abverlangt haben dürfte. An seiner Seite brilliert Jonah Hill als Belforts engster Kompagnon Donnie, einer Art Sancho Panza im Dauerkoksrausch. Hills Gabe, seinen Figuren eine mitunter beängstigende Durchgeknalltheit zu verleihen, verlangt nach einem soliden Drehbuch – andernfalls geht sie unbemerkt unter wie in Akiva Schaffers unsäglichem The Watch, wo Hill den merkwürdigen Waffenliebhaber und Nachbarschaftswächter Franklin gibt.
»Spielen, bis die Musik aufhört« – so das Motto an der Wall Street, das sich zwar gut anhört, aber vor allem in jüngster Zeit nicht befolgt wurde. Und auch für den talentierten Märchenerzähler erklingt sie noch, irgendwie. Von seiner Begegnung mit dem talentierten Filmemacher haben wenigstens alle etwas.
»Die Bösen sind ohne Zweifel böse, und sie gehen irgendwann verloren, sie fallen tief, ihrer inneren Wüste gemäß, aber wer bitte erzählt vom Unheil, das die Tugendhaften anrichten?«
William Makepeace Thackery, »Jahrmarkt der Eitelkeiten« (1847/48)
Eigentlich nichts Neues. Schon 1845 hat Alexandre Dumas im »Graf von Monte Christo« explizit die Gier, Selbstsucht und Eitelkeit von Bankern und Spekulanten porträtiert und sogar eine erste über einen bestochenen Telegrafenmitarbeiter eingeleitete Aktienmanipulation geschildert, inklusive der genüßlichen Vernichtung eines der größten finanziellen Übeltäter. Ein paar Jahre später erschien William Makepeace Thakerys »Vanity Fair«, neben »Monte Christo« die sich faszinierend ergänzende Blaupause für das, was dann im 20. und 21. Jahrhundert folgen sollte und sich schließlich auch filmisch niederschlug, mal als Adaption literarischer Vorlagen wie Der große Gatsby, mal als zeitgemäßer, originärer Aufruf zum Widerstand wie Klapischs Mein Stück vom Kuchen, dann aus dem Alltag banaler und zugleich faszinierender Auto- und Biografien gefallener »Börsenhelden« gegriffen. Dazu gehört etwa Oliver Stones legendärer Wall Street, eine filmisch, schauspielerisch und plotgebündelte Abrechnung mit dem Turbokapitalismus der 1980er Jahre und einem Helden in Person von Michael Douglas alias Gordon Gekko, dessen »Gier ist geil«-Philosophie es in den sprichwörtlichen Alltag geschafft hat.
Auch Martin Scorseses The Wolf of Wall Street folgt dem realen Fall eines gefallenen Helden, der Autobiografie des Börsenhais Jordan Belfort, der Ende der 1980er bis 1997 erst mit Penny-Stocks und später mit fingierten Börsen-Emissionen Anleger aller Einkommensschichten um ihr Angespartes brachte. Zeitlich bietet Sorsese damit so etwas wie die Fortsetzung von Stones Film und allein damit schon einen Beweis für die Unverbesserlichkeit menschlicher Niedertracht. Doch Scorseses Ethnografie ist erwartungsgemäß anders als das, was Oliver Stone aus den thematisch sehr verwandten Biografien über Ivan Boesky und Carl Icahn gemacht hat.
Scorsese verlässt sich nicht nur auf seine typische Handschrift, sondern ersetzt gewissermaßen das Personal eines seiner großen Mafiafilme. Nicht nur die Ich-Erzählung aus dem Off ist Goodfellas entliehen, auch die dramatische Struktur, der eigentliche Plot, die eskapistischen Drogenexzesse mit dem Schwerpunkt Kokain, das endlose Rumgeficke und Betrügen auf allen nur erdenklichen
Ebenen, der unvermeidliche Fall und die üblichen Zeugenschutzprogramme der amerikanischen Justiz. Nur die physische Gewalt, die in Goodfellas noch ein zentrales Thema der Identitätsbildung und Motiv sozialer Abgrenzung darstellt, ist schlichtweg nicht mehr notwendig. Die Kriminalisierung der Gesellschaft hat die Randbezirke und sozialen Nischen verlassen und ist in ihrer heiligen
Mitte angekommen. Es ist nicht nur die soziale Oberschicht, die noch wie im »Graf von Monte Christo« das Böse akkumuliert – nein, inzwischen sind so ziemlich alle mit dabei, so dass im Leben wie im Film weder Belfort noch einem der anderen das Rückgrat gebrochen werden kann, auch nicht im Gefängnis und danach; die fortschreitende Kannibalisierung der Gesellschaft hat eine völlig neue Dimensionen erhalten.
Das bedeutet allerdings auch, dass die Bilder, die Scorsese für
seine Erzählung verwenden muss, aus einer Schnittmenge stammen, die erheblich größer ist als in seinen bisherigen Filmen. Denn Goodfellas bedient zweifelsohne auch eine Exotismussehnsucht, indem er eine für viele nicht nur amoralisch unerreichbare, aber nichtsdestotrotz faszinierende gesellschaftliche Randgruppe porträtierte.
Dieser »Bonus« gilt für The Wolf of Wall Street nicht mehr. Denn Scorsese nimmt sich mit dem kriminalisierten gesellschaftlichen Zentrum auch dem denkbar langweiligsten gesellschaftlichen Mainstream an, dessen Sehnsüchte und Handlungen völlig vorhersehbar und fast zwanghaft medioker sind. Die drei Stunden, die sich Scorsese dafür Zeit lässt, sind deshalb eine dementsprechend zwiespältige Erfahrung. Zum einen brilliert hier ein Ensemble um Leonardo DiCaprio (Jordan Belfort), Jonah Hill (Donnie Azoff) und Kyle Chandler (FBI Agent Patrick Denham), das seinesgleichen sucht, wird virtuos erzählt und grandios gefilmt, zum anderen wirkt das alles sattsam bekannt. Es sind die Abziehbilder des großen amerikanischen Traums, die inzwischen schon so oft recyclet worden sind, dass man sie wie seine eigene Stimme nach zehn Jahren Psychoanalyse eigentlich nicht mehr ertragen kann. Es wird nichts ausgelassen: weder die großen Autos, die großen Häuser, die exotischen und weniger exotischen Drogen noch die Prostituierten aller Klassen, Edel-Ehefrauen, Edel-Yachten und Edel-Anwälte.
Aber dann, als man kaum mehr damit rechnet, gibt es doch noch etwas Neues und gleichsam subtilste Systemkritik vom Feinsten, wenn ganz am Ende des Films die Kamera die Blicke der potentiellen Täter von morgen sucht oder den Blick der Ernüchterung des ermittelnden FBI-Agenten in der U-Bahn, der erkennen muss, dass die gesellschaftlichen Alternativen zum gerade abgehandelten kriminalisierten Wahnsinn nicht gerade auf der Hand liegen. Und der natürlich Recht hat, denn The Wolf of Wall Street ist auch ein geschichtlicher Film über eine Zeit mit Menschen, die es so nicht mehr und dann doch noch gibt. Denn auch das heutige digitalisierte Trading an den Börsen ist ein Spielplatz der Irren, auf dem die Wege vom guten zum bösen Hacker wohl kaum länger sein dürften als die vom ehrbaren Banker zum dubiosen Wertpapierhändler.
Während so mancher Filmemacher zum Ende seiner Karriere in stetiger Wiederholung verharrt, scheint Martin Scorsese immer mehr Gefallen an Genre-Experimenten zu finden. Auf den hintergründigen Psychothriller Shutter Island folgte nach zwei dokumentarischen Arbeiten die Inszenierung der Pilotfolge zur Gangsterserie Boardwalk Empire. Mit der bildgewaltigen Kinderbuchverfilmung Hugo Cabret entführte Scorsese den Zuschauer kurz darauf ins Paris der frühen 1930er Jahre und setzte zugleich Filmpionier Georges Méliès ein eindrucksvolles Denkmal. Ein nostalgischer Ausflug, der sich nicht deutlicher von seinem neuen Kinoprojekt, der hedonistischen und obszönen Börsensatire The Wolf of Wall Street unterscheiden könnte.
Die Grundlage für das überbordende Drei-Stunden-Spektakel liefert die Autobiografie des ehemaligen Finanzhais Jordan Belfort, der einmal mehr von Scorseses gegenwärtiger Muse Leonardo DiCaprio verkörpert wird. Mitte der 1980er Jahre zieht es Belfort mit gerade einmal Anfang Zwanzig an die sagenumwobene Wall Street. Fasziniert steht der Grünschnabel dem hektischen Treiben der Broker gegenüber und will Teil ihrer Gemeinschaft werden. In Mark Hanna (grandios: Matthew McConaughey) findet Jordan einen Mentor, der ihn mit den wichtigsten Regeln der Börse vertraut macht: Bleib immer entspannt und denk daran, dass niemand den Verlauf der Kurse vorhersagen kann. Was zählt, ist einzig die Fähigkeit, den Anleger bei seiner Gier zu packen. Und ihm so das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Schon bald lernt der frischgebackene Finanzmakler allerdings die Schattenseiten seines Metiers kennen. Der Börsencrash aus dem Jahr 1987 besiegelt das Ende der Firma und verpasst Jordans Karriereplänen einen herben Dämpfer. Notgedrungen steigt er in den Handel mit Billigaktien ein, erkennt jedoch sehr schnell, wie viel Geld sich damit verdienen lässt. Und so gründet Belfort mit einem Haufen zwielichtiger Gestalten eine eigene Firma, die binnen kürzester Zeit zu einem der gefragtesten Wall-Street-Unternehmen aufsteigt. Die Millionen sprudeln, Jordan erliegt den Verlockungen des Luxuslebens, stellt seinen Reichtum aus und hält sich für den König der Welt. Ein Spiel mit dem Feuer, denn irgendwann interessiert sich das FBI für seine Geschäfte, die zumeist auf wenig legalen Füßen stehen.
Kondensiert ist Martin Scorseses hemmungslos überdrehte Börsengeschichte nichts anderes als eine bitterböse Parodie auf den amerikanischen Traum. Im Mittelpunkt ein Mann, der aus dem Nichts ein Imperium erschafft. Sich selbst verwirklicht, keine Grenzen mehr zu kennen scheint und eben dadurch seinen eigenen Fall provoziert. Von Anfang an begegnet uns dieser Turbo-Individualist als selbstbewusster und ironischer Erzähler, der mehrfach aus der filmischen Realität heraustritt, das wilde Treiben in seinem Rücken kommentiert und den Zuschauer so zu seinem Komplizen macht. Gleichzeitig sorgt die selbstreflexive Haltung aber auch für beständige Irritation. Denn das Publikum wird immer wieder daran erinnert, dass es einer Filmvorführung beiwohnt, die eigentlich auf Illusionen und unsichtbare Manipulationen abzielt.
Für Hollywood-Verhältnisse eher unüblich, präsentiert sich Jordan zudem als durchtriebener Antiheld. Er ist nicht nur gierig und selbstherrlich, sondern ebenso maßlos und gefühlskalt. Seine erste Frau tauscht er nach seinem Aufstieg ohne Wimperzucken gegen die atemberaubende Naomi (Margot Robbie) ein. Was ihn jedoch nicht davon abhält, sich auch weiter mit Prostituierten zu vergnügen und so dem beruflichen Stress zu entfliehen. Eine bedeutende Rolle spielen dabei auch diverse Drogen, die wie selbstverständlich zum Leben des erfolgreichen Brokers dazugehören. Nur zugedröhnt scheint der tägliche Wall-Street-Irrsinn erträglich zu sein. Dass man sich nicht erschrocken von der Leinwand abwendet, liegt sicher auch an der verführerischen Kraft von Belforts Reichtum und seinem schwelgerischen Lebensstil. Entscheidender dürfte aber die Besetzung des Widerlings mit Leonardo DiCaprio sein, immerhin einem der beliebtesten Filmstars der Gegenwart. Nur so lassen sich die dargebotenen Exzesse und Ausfälle wirksam abfedern. Auch wenn wir Jordans Handlungen verurteilen, geht vom Schauspieler selbst eine so große Strahlkraft aus, dass er uns, allen Eskapaden zum Trotz, an das Geschehen bindet.
Regielegende Scorsese freilich weiß um das Potenzial seines Hauptdarstellers, setzt es geschickt ein und treibt es mitunter bis zum Äußersten. So erleben wir in der Mitte des Films eine denkwürdige Sequenz, in der DiCaprio wie entfesselt einen Drogenrausch imitiert. Sich und seine Figur regelrecht entblößt. Und damit einmal mehr seine schauspielerische Reife unter Beweis stellt (die erst kürzlich mit dem Golden Globe bedacht wurde). Ebenso eindrücklich sind die Momente, in denen Belfort vor seine versammelte Belegschaft tritt und sie mit infernalischen Reden aufpeitscht. Wie folgsame Jünger hängen die Mitarbeiter zunächst an seinen Lippen, nur um dann in exzessiven Jubel und ausufernde Zustimmung zu verfallen. Eine sektengleiche Atmosphäre, die das Börsenumfeld in einen aberwitzigen und zugleich unheimlichen Mikrokosmos verwandelt. Weit weg von der Welt da draußen. Und bestimmt von nur einem Grundsatz: der Gewinnmaximierung.
All das zeigt Scorsese in bewusst grellen Farben. Schnell geschnitten. Und ohne Rücksicht auf Subtilitäten. Die Börsianer sprechen eine erschreckend derbe Sprache, begehen orgiastische Partys mit ausreichend nackter Haut und sind auch sonst um keinen Exzess verlegen. Geradezu spießbürgerlich mutet dagegen das Auftreten des FBI-Agenten Denham (Kyle Chandler) an, den Belfort in seiner Verblendung zunächst nicht als gefährlichen Gegenspieler wahrnimmt. Pedantisch und ausdauernd versteigt sich der Ermittler, das gute Gewissen des Zuschauers, in müheseliger Kleinstarbeit und findet doch eine Lücke im Betrugssystem.
Vorwerfen kann man dem Film so manches: Das Verhältnis von Aufstieg, Partytreiben und Fall wirkt nicht sehr ausgewogen. Die psychologische Ausleuchtung der Figuren kommt sichtlich zu kurz. Darüber hinaus bleiben die Opfer von Belforts illegalen Geschäften gänzlich gesichtslos. Und doch ist The Wolf of Wall Street alles andere als eine Hommage an das zügellose Börsentreiben. Die ausgestellten Provokationen sind witzig, aber deshalb nicht weniger erschreckend. Im Gegenteil: Die ständige Zuspitzung und das rasche Erzähltempo unterstreichen einen Lebensstil, der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Und Jordan in einen seelenlosen Zombie verwandelt, der die Verkäuferrolle auch nach seinem Sturz nicht wirklich abstreifen kann. Zweifellos gibt es Schöneres, das sich am Ende eines Hollywood-Films über den Protagonisten sagen ließe.