GB/USA 1998 · 127 min. · FSK: ab 6 Regie: James Ivory Drehbuch: Kaylie Jones, James Ivory, Ruth Prawer Jhabvala Kamera: Jean-Marc Fabre Darsteller: Kris Kristofferson, Barbara Hershey, Leelee Sobieski, Jane Birkin u.a. |
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Sonnenlicht. Gebrochen vom Laub der Bäume fällt es durch das Fenster. Ein poetischer Augenblick jenseits der Wirklichkeit, einer der intensivsten Momente in A Soldiers Daughter Never Cries, dem allerneusten Film von James Ivory, den er gemeinsam mit seinem bewährten Gespann, der Autorin Ruth Prawer Jhabvala und dem Produzent Ismail Merchant herstellte. Mit ihm gelang Ivory ein weiteres kleines Meisterwerk: Glaubwürdig, sensibel und intensiv, trotzdem leicht konsumierbar knüpft Ivory an seine besten Werke wie Howards End und The Remains of a Day an.
Eigentlich hätte A Soldiers Daughter Never Cries bereits im vorigen Sommer starten sollen, doch wurde der bemerkenswerte Film ein trauriges Opfer seines deutschen Verleihs, wohl auch interner Eitelkeiten.
A Soldiers Daughter Never Cries basiert auf einem autobiographischen Roman von Kaylie Jones. Sie ist die Tochter des US-Kriegsveteranen und berühmten Autors James Jones (1921-1977) dessen Roman The Thin Red Line im vergangenen Jahr mehrfach preisgekrönt verfilmt wurde (zuvor lieferte er auch die Vorlagen für die Erfolgsfilme From Here to Eternity, The Longest Day und Some Came Running).
Im Mittelpunkt steht Channe (die junge Leelee Sobieski, zuletzt in Kubricks Eyes Wide Shut zu sehen), eine Amerikanerin und ihre Kindheit im Paris der 60er Jahre. In einer Nobelwohnung auf der Isle St.Louis lebt sie mit ihrem Vater, eben einem erfolgreichen Schriftsteller (Kris Kristofferson so gut wie selten), ihrer Mutter und einem Adoptiv-Bruder. Eines Tages muss die Familie zurück in die USA.
In drei Teilen, mit ausgezeichneten Schauspielern (in Nebenrollen Jane Birkin und Frankreichs Jungstar Virginie Ledoyen), sowie unbekannten Kinderdarstellern erzählt Ivory von einer Jugend der magischen Momente, zwischen Pubertät und Isolation, Liebe zum Vater, Auflehnung und ersten Gefühlen für Gleichaltrige. Die Kindheitsschilderungen gehören zum schönsten, was im letzten Jahr auf der Leinwand zu sehen war.
Darüberhinaus ist dies eine Geschichte über das Verhältnis zwischen Europa und Amerika, über die Unbehausheit des modernen Lebens und den Respekt zwischen den Lebenden. Auch ein Familienfilm, aber der etwas anderen Art.