61. Filmfestspiele Cannes 2008
Chillout mit Che |
||
Wäre Kusturica nicht Filmemacher, dann wäre er vielleicht Fußballer (usw.): Maradona with Kusturica |
»If he hadn’t been a footballer, he would be a revolutionary.« Vielleicht wäre der Argentinier Che Guevara besser Fußballer geworden. Sollte er allerdings aber wirklich eine auch nur entfernte Ähnlichkeit mit jenem Zombie gehabt haben, als den ihn uns Steven Soderbergh jetzt in seinem neuen Film präsentiert, hätte er bestenfalls eine gute Eckfahne abgegeben. Dieses Zombiehafte ist allerdings, um Missverständnissen vorzubeugen, keineswegs eine These Soderberghs, das wäre ja noch interessant. Sondern es ist das Resultat eines Films, der in einer Weise missglückt ist, wie es dann angesichts der Voraussetzungen und Umstände doch überraschte. Oder wir haben den Film einfach nicht verstanden.
+ + +
Lang, sehr lang ist er erwartet worden. Zehn Jahre hat man daran gearbeitet, und wie um diese ganze Anstrengung zu dokumentieren, ist der fertige Film jetzt gleichfalls lang, sehr lang geworden. Che, das Biopic über den ikonischen Posterboy der Weltrevolution von Hollywood-Independent Steven Soderberg (Sex, Lies And Videotape, Ocean’s Eleven). Oder sind es doch zwei Filme, CHE 1 und CHE 2? Schließlich zerfällt alles klar in zwei gleich lange Teile, und bei der ersten Vorführung bei den Filmfestspielen von Cannes gab es am Mittwoch eine viertelstündige »Intermission«, bei der die Produktion in sandfarbener Papiertüte mit »CHE«-Aufschrift die ermüdete Weltpresse
mittels Sandwich und Wasserflasche für die zweite Hälfte der Weltrevolution mit Proviant versorgte. Oder war das, was man hier in Cannes zu sehen bekam, am Ende doch nur ein viereinhalbstündiger Rohschnitt, die Vorstufe zu einem Film auf üblicher Spielfilmlänge, der hier allen Bedenken zum Trotz gezeigt wurde, damit Produktion und der einflussreiche Weltvertrieb Wild Bunch nicht ein Jahr warten oder auf die im Vergleich viel unbeliebteren Verkaufsplätze Venedig oder Berlinale
ausweichen müssen?
Letztendlich zählt das Ergebnis. Und das ist, kurz gesagt, ein einziges Desaster. Ein langatmiges, träges Stück Film – ohne Fokus, ohne Idee, ohne Mut, ohne Esprit. Die größte Enttäuschung des bisherigen Festivals, ein Film der nichts Erkennbares sein will, nur erkennbar alles Mögliche nicht ist.
+ + +
Che im Dschungel. Er keucht ziemlich, vor allem am Anfang, damit die Zuschauer schnell kapieren: »Der Mann hat Asthma« und denken: »Was für ein Exempel an Selbstüberwindung!« Trotz Asthma hat Che ziemlich oft einen Zigarrenstumpen zwischen den Zähnen. Mal ist der Dschungel so dicht, dass ein Buschmesser zum Einsatz kommt, dann wieder ist der Blick offen für den Weg, der noch vor ihnen liegt. Inserts im Film informieren: ‘367 km nach Havanna', ‘287 km nach Havanna' und so fort. Von den vier Stunden und achtundzwanzig Minuten, die Steven Soderberghs Film Che dauert, befinden sich Film und Zuschauer etwa dreieinhalb Stunden gemeinsam im Dschungel. Dazwischen ist in Schwarzweiß die Rede bei der UNO geschnitten, nachgestellt natürlich wie der Rest des Films, der fast völlig auf Dokumentaraufnahmen verzichtet, sie dort allerdings, wo er sie verwendet, nicht gerade konsequent und nach keinem durchschaubaren Prinzip einsetzt. Dazwischen auch zweimal Momente eines Abends 1955, an dem Che angeblich für die Revolution gewonnen wurde. Eine einzige Szene mit Weib und Kindern, mehr nicht.
Die interessantesten Teile der Lebensgeschichte des Argentiniers Ernesto »Che« Guevara, spart Soderbergh aus, so konsequent, dass man dahinter ein System vermuten muss: Nichts über den Aufstieg Ches innerhalb der kubanischen Revolution. Nichts über das durchaus gespannte Verhältnis zu Fidel Castro. Nichts über seine Zeit als kubanischer Minister. Nichts über die Monate in Afrika. Nichts über die Hintergründe der Bolivienmission. Nichts über Beweggründe, Motive. Nichts über seine Kindheit. Keine Psychologie. Keine Küsse mit Frau Aleida oder Tamara Bunke (gespielt nebenbei bemerkt von Franka Potente: 6 Szenen, 4 Sätze). Wenn überhaupt, dann erlebt man Che als den Spaßverderber der Revolution, der Askese predigt, der seinen Mitstreitern jedes noch so kleine Vergnügen, auch in der Stunde des Sieges, versagt.
+ + +
Sein Prinzip machte Soderbergh immerhin in der Pressekonferenz klar: Er wollte, dass das Publikum mit Che herumhängen könnte, er habe deswegen ganz absichtlich alle »movie moments« herausgenommen. Stilistisch wirkt alles aber dann doch wie eine schlechte Fernsehdokumentation. Und zugleich ein bisschen wie die Mainstream-Version eines Straub-Films: Grüner Wald, grüne Blätter, das Rauschen des Windes, und unter Bäumen Menschen, die ununterbrochen etwas deklamieren, was
inhaltlich oft belanglos ist. Hier immerhin nicht mit dem Rücken zum Zuschauer. Dieses Neutralisieren und Entleeren immerhin ist interessant, und muss wohl Absicht sein.
Nun fragt man sich, wofür das alles? Warum einen Film, der alle schönen und hässlichen und abgründigen Seiten seines Gegenstandes ignoriert?
+ + +
Mag schon sein, dass Revolution letztendlich langweilig ist. Aber Soderberghs Film ist eigentlich nur das gestammelte Geständnis, dass ihm zu seinem Gegenstand aber auch gar nichts eingefallen ist, dass er zu »Che« aber auch überhaupt nichts zu sagen hat, dass er in ihm keinerlei Gefühle auslöst, nicht Liebe, nicht Hass, keine Gedanken und keine Position.
Als Che im Film von einer Journalistin gefragt wird, welche Eigenschaft es sei, die vor allen anderen einen guten
Revolutionär ausmache, antwortet er »Liebe«. Das ist der Schlüssel auch zu Soderberghs Film: Von Liebe ist hier nämlich nichts zu spüren. Nie wird das Charisma klar, über das Che Guevara doch ganz offenkundig verfügte, nie versteht man die Realität des »Mythos Che«. Aber über die Widersprüchlichkeit der realen Figur erfährt man auch nichts. Was bleibt, ist ein reichlich geschöntes, dabei aber immer total blutleeres Tagebuch Che Guevaras.
+ + +
Die meisten Kollegen reagieren ähnlich. »A gigantic piece of shit«, meint ein Kritiker aus Spanien, eine Münchner Kollegin lästert über »Soberbergh«, und hat eine schöne These, die wir hier mitteilen wollen: Ein Männerfilm sei das nämlich, wo es darum gehe, einen starken Typ zu präsentieren, der den anderen sagt, wo es langgeht, und insofern auch ein verkapptes Selbstportrait von Soderbergh. Man darf vielleicht mal darauf achten, ob es nicht wirklich die Men’s Men der
Filmkritik sein werden, die all dem noch etwas abgewinnen können. Aber bestimmt können auch ein paar Benicio-del-Toro-Fans nicht über ihren Schatten springen.
Gerade kommt das neue »Variety«-Daily heraus: Unter der schönen Headline »The Morning after« werden die kleinen Care-Pakete erwähnt, nur um bissig hinzuzufügen: »But hunger wasn’t the problem.« Diesen Film werde man so nie wieder sehen, schreibt Todd McCarthy: »If anything, Che seems diminished by the way he’s
portrayed here. ... the pic in its current form is a commercial impossibility, except on television or DVD ... CHE is too big a roll of the dice to pass off as an experiment, as it’s got to meet high standards both commercially and artistically.«
+ + +
»If he hadn’t been a footballer, he would be a revolutionary.« – der Satz stammt nicht aus Soderberghs Film sondern aus Emir Kusturicas Portrait eines Landsmanns von Che: Maradona By Kusturica ist das Portrait des größten Fußballers aller Zeiten, und die Suche nach dem Mythos Maradona und nach dem Mensch hinter ihm.
+ + +
Erst einen, dann den zweiten, den dritten, vierten, fünften Verteidiger umspielt er, dann noch den Torwart – das 1:0 durch Diego Armando Maradona im Spiel gegen England 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko wurde nicht später nur zum »Tor des Jahrhunderts« gewählt, es war der Grundstein zum Sieg gegen England, gegen Premierministerin Margret Thatcher und damit eine politische Tat und Genugtuung für die – wohl eher niederen – Instinkte des argentinischen Volkes, nur vier Jahre nach der Niederlage im Falklandkrieg. »Es war, als hätten wir einen Fußballkrieg gewonnen«, resümiert Maradona im Film.
+ + +
Maradona By Kusturica hat alle Schwächen eines typischen Kusturica-Films: Er ist fortwährend mit viel zu lauter, gelegentlich einfach nervtötender Musik unterlegt, ist überdreht, eitel, dick aufgetragen, alles wird ein paar mal zu oft wiederholt, dem Publikum regelrecht eingebläut. Kino für Analphabeten. Aber er hat Maradona. Und wie sich herausstellt, ist das genug für einen guten Film.
+ + +
Kusturicas Maradona ist ein Instinktmensch. Fußballerisch nicht von dieser Welt, glaubt er auch, eine soziale Mission zu erfüllen, und besitzt den Instinkt des guten Populisten, einfache Wahrheiten in noch einfacheren Worten zu verkünden. Und das dann verbunden mit der Begeisterung für die sozialrebellische Tradition Lateinamerikas, politische Paranoia und Parteinahme für die Armen. Heraus kommen dann Sätze wie: »Fidel is great«, »Fidel, I die for you«, »Bush ist ein
Mörder«, »Blair ist ein Teufel«.
Kusturica beschreibt Maradonas Charisma überhaus treffend: »He looked more like a character from a film about Mexican revolution, than the best footballer of all time. It was if he had stepped out of a film from Sergio Leone or Sam Peckinpah. When he stepped into a room, he was bringing the smell of revolutionary gunpowder with him.«
»If he hadn’t been a footballer, he would be a revolutionary.« Kusturica ist sich nicht zu blöd, das allen
Ernstes in seinem Film zu behaupten. »If he hadn’t been a footballer, ...« wäre Maradona vielleicht auch Kokaindealer geworden, oder Priester, oder man hätte ihn einfach mit 17 erschossen in irgendeiner Straßenecke gefunden. Aber egal. Was Kusturica gelingt, ist, den Geist seines Gegenstandes in Bilder zu fassen, eine Haltung zu ihm einzunehmen. Das hebt Maradona By Kusturica meilenweit über Steven Soderbergh hinaus. Kusturica leistet genau das, was CHE
fehlt: Er vermittelt ein Gespür für das Geheimnis seines Gegenstandes, für die Mythologie der Ikone, die er sich zu portraitieren entschlossen hat, und er enthüllt doch immerhin ein paar Aspekte seines Gegenstandes. Man hat nach dem Film verstanden, warum er mehr ist als ein sehr guter Fußballer.
Kusturica liebt Maradona, und das spürt man, und darum gelingt es ihm auch etwas von den Gefühlen begreiflich zu machen, die die Öffentlichkeit Argentiniens und Lateinamerikas Maradona
immer noch entgegenbringen. Er ist ein Mensch mit allen Schwächen und vielen Stärken – aber die Schwächen und Stärken sind ihre.
+ + +
Wenn man, wie das bei so einem Festival vorkommen kann, hintereinander ein paar Filme sieht, die aus dem gleichen Land kommen, oder mit ihm zusammenhängen, fängt man schon mal an, sich Gedanken zu machen. In diesem Fall über den argentinischen Geist. Denn von dem Erzählen außer dem Biopic über den argentinischen Doktor Guevara und dem Film über den argentinischen fleisch(!)gewordenen Gott Maradona auch noch Lucretia Martels neuer Film mit dem schönen Titel La Mujer Sin Cabeza und Liverpool, der in der Quinzaine lief, von dem in Buenos Aires nur LA genannten Lisandro Alonso, für die einen ein Genie, für die anderen eine pain in the ass.
+ + +
Aber der Reihe nach: Der für mich tauglichste Schlüssel zum Verständnis zu den beiden letztgenannten Filmen und womöglich sogar zu den beiden anderen ist ein kurzer Dialog auf der Film-Party der kolumbianischen Filmorganisation. Man muss sich das so vorstellen: In der vollgestopften Location direkt am Strand gibt es außer Wasser alles, tobt der Bär. Da die Kolumbianer hier keinen Film haben, hält sie nichts davon ab, eine der besten Partys des Festivals zu feiern: Erst mal werden alle Gäste schnell abgefüllt, es gibt nur Wein und Drinks vom Gin Tonic aufwärts, ein gar nicht unkluger DJ legt endlich einmal mit Konzept auf, von einem absurden, nie gehörten »A hard days night« im Latino-Sound bis »La camisa nera« das Angebot ständig variierend, allerdings auch mit genug Billigstpop – wie man sich eine kolumbianische Party eben so vorstellt, die Kolumbianer, die sowieso nicht stillsitzen können, sind sämtlich auf der Tanzfläche und der Rest der Latinos amüsiert sich auch prächtig – nein, nicht alle Latinos. Die Argentinier nämlich stehen miteinander ein wenig irritiert herum, schauen zu Boden, unterhalten sich lieber, rauchen. Diego Lerer, mit dem ich schon mal in einer Jury gesessen habe, einer der besten argentinischen Kritiker, schüttelt den Kopf, erzählt erst kurz von seiner kolumbianischen Ex-Freundin, die ihm immer sagte »Have fun!« und sagt dann, ganz ernst gemeint und sichtlich verdrossen: »Oh those happy Columbians. I can’t stand them. I need depression!«
+ + +
Wenn man den Ernst hinter diesen Worten begriffen hat, könnte man sich Liverpool und La Mujer Sin Cabeza mit einigem Gewinn ansehen. Ebenso wie den netten uruguayischen Film ACNE, der von ebensolcher handelt, und ein Pubertätsdrama in einer jüdischen Familie am Rio de la Plata erzählt – der frühe Woody Allen lässt grüßen.
+ + +
Wer La Libertad oder Los Muertos kennt, der weiß schon, dass Lisandro Alonso immer überaus wortkarg erzählt, dass hier das Entscheidende ganz nebenbei, in kleinsten Gesten enthüllt wird, und dass seine der klassischen Kinomoderne verpflichteten Filme Geschichten erzählen, die um einsame Männern kreisen, die weite Reisen unternehmen, in die Provinz, ins argentinische »Heart of Darkness«. Liverpool zeigt einen etwa 45jährigen Mann. Er ist Seemann, am Anfang sieht man ihn bei der Arbeit auf einem Containerschiff. Als der Hafen erreicht ist, geht er an Land, sein offenbar sämtlicher Besitz passt in eine große Reisetasche. Wie ein entlassener Sträfling – die Hauptfigur von Los Muertos – reist er durchs Land, das immer bergiger und
kälter wird, schließlich verschneit: nach Patagonien. Man glaubt zu spüren, dass ihn etwas belastet, dass die Spannung wächst, die Abwesenheit von Glück oder Erleichterung ist offenkundig. Die Reise führt in Kneipen und Hotels. Ein Hauch von Kaurismäki liegt in vielen Szenen, sowohl durch ihre Lakonie, aber noch mehr in ihrer Inszenierung: Licht und Farben erinnern an Sirk und Fassbinder. Im Gegensatz zu Kaurismäki ist Alonso aber ganz unwitzig, sind die Tragödien nicht hinter
etwas versteckt, was man als absurden Humor begreifen und abtun könnte.
Denn was sich enthüllt, als der Mann ankommt, eine Familie – alter Vater, eine demente Mutter, eine psychisch oder geistig behinderte Tochter – besucht, kurz dableibt und dann wieder abreist, ist eine Familientragödie. Es sind nur kleinste Andeutungen, aber für den genauen Blick unübersehbar: Ein Inzest hat sich hier vor Jahren ereignet; der Seemann ist der Vater seiner Schwester.
Alonsos Kamera ist
stabil und ihm gelingen eindrückliche Bilder, beklemmende Atmosphären. Allerdings denkt man am Ende des Films auch, dass es für ihn jetzt Zeit wäre, einen Schritt voran zu tun, das von ihm kartographierte Kinoterritorium zu erweitern.
+ + +
Von einer Tragödie völlig anderer Art erzählt in einem bislang schönen Wettbewerb mit vielen starken Filmen, aber ohne klare Favoriten, Lucrecia Martel, die mit La Ciénaga bekant wurde, und 2004 mit La Ninja Santa 2004 in Cannes im Wettbewerb vertreten war. La Mujer Sin Cabeza (also: »Die Frau ohne Kopf«) wirkt zuerst wie eine absurde Komödie, dann zunehmend wie eine Alptraumgeschichte. Veronica, eine etwa 50jährige Frau aus wohlhabenden Verhältnissen überfährt beim Autofahren einen großen Hund. Weil das Tier offensichtlich tot ist, fährt sie weiter. In den nächsten Tagen ist Veronica immer wieder merkwürdig abwesend und abgelenkt. Sie vergißt alles Mögliche, selbst Dinge wie die Studienfächer ihrer Kinder. Sie lässt sich treiben, verliert die Bindung an Menschen und Dinge. Sie bildet eine handfeste Depression aus. Die Ursache ihrer existentiellen Irritation teilt sie ihrem Mann mit: Halb unbewusst hat sie bei dem Unfall wahrgenommen, dass sie auch einen Mensch überfahren hat. Aber die Gewissheit lässt auf sich warten. Erst nach Wochen wird eine Leiche gefunden. Dann aber setzt erst recht die Verdrängung ein, auch die Gewissheit unschuldiger Schuld ändert nicht die Lage löst nichts aus. An Moravia »Gleichgültige«, noch mehr an Casmus' »Der Fremde« muss man denken. Auch hier war »nur die Sonne schuld« an einer Tat, die im Unklaren bleibt. La Mujer Sin Cabeza ist auch ein Portrait bürgerlicher Dekadenz, der Oberklasse, ihrer Verdrängungsmechanismen und Amoral. Darüber hinaus ein fein inszenierter Film, in dem die Wassermetaphorik eine besondere Rolle spielt – Regen, ein Pool, was beides auch an Reinwaschung und das christliche Taufbecken erinnert. Vielen macht der Film Schwierigkeiten oder bewirkt einfach Ablehnung, weil er zu hermetisch ist. Es ist kaum Martels bestes Werk. Und man muss Spiegel-Kritiker Wolfgang Höbel natürlich unbedingt rechtgeben, wenn er direkt nach der Vorstellung etwas seufzend resümiert: »Das Unverständliche steht natürlich per se erst einmal unter Kunstverdacht.«
+ + +
Aber vielleicht ist der Schlüssel zu diesem Film einfach ganz simpel: Argentinien oder die Liebe zur Depression.
Rüdiger Suchsland