Cinema Moralia – Folge 10
»Alles läuft auf Hochtouren, und Opfer sind dabei unvermeidlich« |
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Artechock präsentiert am Sonntag, 6.4., um 11 Uhr im Kino Neues Arena in München: Buongiorno, notte | ||
(Foto: Kairos-Filmverleih) |
Heute mal hier einfach nur ein paar Fakten und Termine der kommenden Wochen. Der wichtigste Termin ist natürlich am kommenden Sonntag in München der neueste Film der Reihe »artechock präsentiert«. Der Film, der dort läuft, Marco Bellocchios Buongiorno, notte, ist unbedingt sehenswert. Wir erinnern uns daran, er war die angenehme Überraschung im Wettbewerb von Venedig 2003, dem letzten Festival unter Moritz de Hadeln.
Spartanisch und nicht übermäßig originell, aber immer ehrenwert und nicht zuletzt wohltuend kühl inszeniert, wird er vor allem durch seine inhaltliche Brisanz wichtig: Denn Bellocchio erzählt in dem »meinem Vater« gewidmeten Film von Italiens bleierner Zeit: Im April 1978 wurde der Parteichef der Christdemokraten und mehrfacher Ministerpräsident Aldo Moro entführt und nach zwei Monaten ermordet. Als verantwortlich gelten die Roten Brigaden, doch sind die detaillierten
Hintergründe der Vorgänge bis heute nicht geklärt. Viele vermuten eine Mitverantwortung der Parteifreunde Moros, denen dessen Tod nicht immer unlieb war – wenige Wochen vor seiner Entführung hatte er für den »historischen Kompromiss« und damit eine Koalition mit Italiens Eurokommunisten plädiert. Daher gibt es bis heute auch ungeklärte Theorien über Verschwörungen, die von der Democrazia Christiana über den Vatikan, die Mafia und Italiens Rechtsextremisten bis hin zur CIA
reichen sollen – die jedenfalls erwiesenermaßen in den »Brigate Rosse« V-Leute besaß.
Von alldem, das erst vor einigen Jahren wieder im Prozess gegen den DC-Politiker Andreotti (der freigesprochen wurde) in Erinnerung gebracht wurde, erzählt Bellocchio freilich überraschend wenig. Weitaus wichtiger ist die ihm die Tradition der Linken, und die Selbstkritik dieser Tradition. Darum werden wir Zuschauer anhand einer jungen Frau, die Mitglied der Entführer ist, zu Zeugen der
unendlichen Wochen von Moros Gefangenschaft, dem »Volksprozess« und »Todesurteil« gegen ihn und den Gewissenskonflikten der Entführerin. Am Ende scheint Moro schließlich mehr den Partisanen in faschistischer Gefangenschaft zu ähneln, als den Faschisten, als den ihn seine Entführer abstempeln.
Belocchios Film moralisiert und wird von manchen als politisch fragwürdig angesehen, was man verstehen kann, weil der Film sich auf der ästhetischen Ebene einseitig auf die
Linke und ihre Fehler konzentriert, sich den konservativen Vorwurf des »Linksfaschismus« zueigen macht. Die Fehler der anderen Seite, die Möglichkeit der bewußten Opferung Moros durch seine Parteifreunde wird zwar ausgesprochen, aber nicht mit Bildern und Spielszenen untermauert. Als persönliche Geschichte der jungen Frau im Zentrum ist BUONGIORNO NOTTE aber ein bewegender, interessanter Film.
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»UNDERDOX – dokument und experiment« (www.underdox-festival.de), das »internationale Festival für den experimentellen und künstlerischen Film in München«, feiert am 10. April »Halbzeit«. Darum läuft im Münchner Filmmuseum als deutsche Premiere der chinesische Independent-Dokumentarfilm Meng You (Dream Walking) von Huang Wenhai. Ein Film, der sich besonders für jene Tibetfreunde eignet, die systematisch in allen Chinesen nur stalinistische Schläger sehen wollen: Es geht um eine Kommune von »behaviour artists« in der Provinz Henan. Sie betrachten sich wie die alten chinesischen Künstler als Wanderer auf einem »Transcendental Happiness Walk« durch die Menschheit. Der Film ist der zweite Teil einer Trilogie mit dem wunderbaren Titel: »Trilogie der Massen« über das Überleben in einer absurden Welt.
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Davor gibt es als exklusive Weltpremiere das neue Video der Münchner Videokünstlerin Anna McCarthy Glasgow: A True And Love Story (Eine wahre liebeserklärung an die stadt glasgow), in Anwesenheit der Künstlerin. Der Film, heißt es in der Pressemitteilung, »stellt Architektur und Stadtlandschaften einheimischen Musikern gegenüber und analysiert dadurch deren gegenseitige Beeinflussung. Die Kamera führt durch dreckige Clubs, Einkaufszentren, Galerien, dunkle Wohnzimmer und U-Bahn-Schächte und sammelt Bilder, die ineinander übergehen, als wären sie eins.« Da möchte man doch in München sein!
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Eigentlich möchte man aber auch nach Frankfurt am Main: Eine Reise wert ist schon mal die Retrospektive »Zauber des Lebens« zu Jacques Demy im Deutschen Filmmuseum (bis 10. April). Und von heute bis zum 6.April findet in Frankfurt auch noch die immer großartige Nippon Connection statt. Also auf nach Frankfurt!
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In Berlin wiederum zeigen die »Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.« im Kino Arsenal bis zum 29. April Filme des großen Unbekannten des japanischen Kinos: Yasuzo Masumura (1924-1986) wurde im Westen bislang kaum wahrgenommen. Seine ganze Laufbahn über arbeitete er innerhalb des japanischen Studiosystems und sah sich als Handwerker, der in den verschiedensten Genres zuhause war. Dennoch entwickelte er eine ganz eigene Handschrift und wurde ein Vorbild für die Filmemacher der
japanischen Nouvelle Vague, unter ihnen Nagisa Oshima, der sich direkt auf ihn bezog. Masumura schuf ein exzessives und entfesseltes Kino, das in Comic-Ästhetik und mit großem Stilbewusstsein die japanische Gesellschaft attackierte. Sein Angriff auf erdrückenden Konformismus und rigide Normen griff die japanische Kultur in ihrer Wohlstandsgier und der damit einhergehenden Brutalität an. Wie viele seiner Generation, die als junge Erwachsene den Weltkrieg und die
US-Atombombenschläge erlebt hatten, erzählte er auch immer wieder von der schockierenden Grausamkeit von Kriegen.
Sein Handwerk lernte Masumura aber in Italien: Als erster Japaner studierte er 1952-54 am Centro Sperimentale in Rom und traf dort unter anderem auf Luchino Visconti und Michelangelo Antonioni. Vielleicht war es auch dieser Erfahrung seines Auslandsaufenthaltes geschuldet, dass er in bilderstürmender Manier gegen Zwänge und Begrenzungen aller Art antrat. Seine
Hauptwerke schuf er in einem Jahrzehnt, in den späten 50er und 60er Jahren: Filme voller Leben, einer wilden und ungestümen Lust und einer manchmal grausamen Schönheit. Erotisch und gewalttätig aufgeladene Plots waren eines seiner Markenzeichen.
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»Auf den ersten Blick scheint der Alltag des Japaners ruhig und gemütlich zu sein, doch in Wirklichkeit besteht er nur aus Arbeit, seit unser Land von einer Konsumwelle überschwemmt wird. Seit dem Beginn der modernen Konsumkultur herrscht in Japan ein geradezu aberwitziger Boom... Alles läuft auf Hochtouren, und Opfer sind dabei unvermeidlich.« (Yasuzo Masumura)
Leider (aber immerhin) sind nur acht Filmen aus einem Gesamtwerk von 60 Filmen zu sehen: Kuchizuke (Der Kuss, Japan 1957) ist Masumuras Debüt, eine zarte Liebesgeschichte, und ein wichtiger Vorläufer für die Japanische Neue Welle. Masumura erzählt von jungen Menschen, die in ihrem Bedürfnis nach Freiheit ziellos zwischen der japanischen und der westlichen Kultur hin- und herschwanken und auf der Suche nach dem Platz in ihrem Leben
sind. Kinichi und Akiko, die zwei Protagonisten, lernen sich kennen, als sie ihre Väter im Gefängnis besuchen. Fortan ziehen sie zusammen mit dem Motorrad durch die Strassen, und versuchen, bei einem Rennen etwas Geld zu gewinnen, um die Kaution fürs Akikos Vater bezahlen zu können. Ein so ungestümes wie zärtliches Gedicht einer Jugend, die gegen den starren Konformismus der 50er Jahre rebelliert, und ein genau beobachtetes Bild des japanischen Alltagslebens. Masumuras
Inszenierung verströmt den Atem von jugendlichem Lebenshunger und Unbeschwertheit.
Danryu (Warme Meeresströmung, Japan 1957) basiert auf einem Roman von Kunio Kishida, und ist ein Krankenhausmelo um Liebe und Selbstaufopferung unter Ärzten und Schwestern. 1939 gab es schon einmal eine Verfilmung des Stoffes, der Masumura eine radikal neu verortete Modernität und Beschleunigung entgegensetzt.
Kyojin to
gangu (Giganten und spielzeuge, Japan 1958) ist eine bonbonbunte und schrille Komödie über den wahnwitzigen Kapitalismus, seinen Zynismus und die damit verbundenen unvermeidlichen Opfer. In Tokio herrscht ein harter Konkurrenzkampf zwischen drei großen Süßwarenherstellern, die mit wechselseitigen Sonderangeboten um ihre Kundschaft buhlen. Die Werbeabteilungen der drei Konzerne »World«, »Giant« und »Apollo« planen jeweils spektakuläre
Werbemaßnahmen und schrecken vor keinen schmutzigen Tricks zurück, um die Strategien der Gegner herauszufinden und zu vereiteln. Wenn nötig und der Sache dienlich, werden auch Freunde oder Verwandte hintergangen und verraten. 1958 war der Wiederaufbau Japans nach der Kriegsniederlage weitgehend abgeschlossen und die Wirtschaft erlebte einen außerordentlichen Aufschwung. Das Unbehagen an der aufkommenden Konsumgesellschaft veranlasste Masumura zu diesem
selbstironischen Rundumschlag gegen die moderne japanische Gesellschaft.
Tsuma wa kokuhaku sure (Eine ehefrau gesteht, Japan 1961) zeigt eine ungewöhnliche Dreieckskonstellation: Eine Frau findet sich in Bergnot zwischen ihrem älteren Ehemann und ihrem Geliebten hängend wieder. Damit nicht alle drei abstürzen, muss sie einen der beiden losschneiden und somit in den sicheren Tod schicken. Als wahre Japanerin entscheidet sie sich
für den Geliebten. Tsuma wa kokuhaku sure zeigt uns dann, woraus dieser Sekundenbruchteil beschaffen ist, in dem die Frau instinktiv ihre Entscheidung trifft: Erinnerungskurzschlüsse und -splitterstürme, Ellipsenabgründe: Ein modernistisches Puzzle zwischen Resnais und Antonioni, voll im Zeitgeist und erzählerisch mit wenig anderem im Schaffen Masumuras vergleichbar.
Kuro No Test Car (Der Schwarze
Testwagen, Japan 1962) ist ein kühl und elegant inszenierter Thriller um Industriespionage zwischen zwei konkurrierenden Autoherstellern. Um Yamamoto Motors Marktanteile abzutrotzen, beschließen die Entwickler von Tiger Motors statt Familienautos einen schnittigen Sportwagen anzubieten. Als dieser bei einer Testfahrt in Flammen aufgeht, ist die Vorstandsetage alarmiert: Die Konkurrenz wusste offensichtlich von den Plänen. Ein Gegenspion muss auf Yamamato Motors
angesetzt werden. Dieser findet sich bald in einem Netz aus Machtgier und Korruption gefangen. Masumura zeigt den Kampf um die Vorherrschaft im Automarkt als überhitzten Raubtier-Kapitalismus in einer völlig entfesselten Form, der seine Vollstrecker zu skrupellosen Charaktere macht, und offenbart damit seine höchst desillusionierenden Sicht auf die Menschen und die Gesellschaft.
Seisaku No Tsuma (Seisakus ehefrau, Japan 1965)
ist ein wildes Melodram um Liebe, Leidenschaft und Krieg. Die Protagonisten der Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelten Handlung sind Okane und Seisaku, zwei höchst gegensätzliche Menschen. Seisaku kommt gerade aus dem Militär zurück und ist in seinem Dorf ein Held und Vorzeigepatriot. Okane hingegen ist eine Außenseiterin. Aus einer armen Familie stammend, wurde sie an einen alten Mann verkauft. Als dieser stirbt, kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück. Gegen den Widerstand des
ganzen Dorfes entbrennen die beiden in leidenschaftlicher Liebe zueinander, und Okane schreckt auch vor dem Ungeheuerlichen nicht zurück, um ihr Glück gegen den Ansturm des Krieges zu verteidigen.
Akai tenshi (Der rote engel, Japan 1966) ist ein düsterer, schonungsloser Kriegsfilm: Nishi ist Krankenschwester in einem Armeelazarett in China. Nachts wird sie von den Soldaten vergewaltigt, tagsüber muss sie bei Amputationen
assistieren, die die ärztliche Antwort auf alle Arten von Verletzungen sind. Wer halbwegs genesen ist, muss sofort zurück an die Front, während die Schwerverletzten nicht nach Hause dürfen, um die Moral der Bevölkerung nicht zu zersetzen. Trotz dieser Umstände bleibt Nishi der Inbegriff der Barmherzigkeit: für eine Bluttransfusion geht sie mit einem Arzt ins Bett, aus Mitleid mit einem Armlosen, der sich danach umbringt.
Hanaoka seishu no tsuma (Die frau des seishu hanaoka, Japan 1967) erzählt die konkurrierende Liebe zweier Frauen – Mutter und Ehefrau – um einen Mann. Die Geschichte ist zum Ende der Edo-Epoche angesiedelt und der titelgebende Seishu Hanaoka ist ein ambitionierter Mediziner, der 1805 die erste Brustkrebsoperation weltweit durchführen wird. Seine Mutter sucht ihm während des Studiums eine Frau aus: Kae, die fortan mit der Schwiegermutter in Harmonie zusammenlebt. Als
der Sohn vom Studium nach Hause zurückkehrt, ändert sich dies: Beide Frauen buhlen immer unverhohlener um seine Liebe und er, ganz in seiner Forschung versunken, merkt davon nichts. Als er ein Betäubungsmittel gefunden hat, bieten sich ihm beide in bedingungsloser Liebe als Testpersonen an. Wunderschön und hysterisch.
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Außerdem wird in Berlin Geld verteilt. Staatsminister Neumann hat Produktionsförderungen für Kurzfilme vergeben. 18 Kurzfilmprojekte werden mit einem Gesamtbetrag von 254.053 Euro gefördert.
Wir lesen mal rein in die Projektbeschreibungen: Vorher – Nachher (Spielfilm, 15.000 Euro) von Sonja Marie Krajewski: »Maren, eine sportliche junge Frau, lernt Tobias kennen. Er ist weniger fit, aber um so charmanter und lädt sie zum Eis ein. Doch was als
Flirt begann, endet in einer Vergewaltigung. Übrig bleibt eine völlig zerstörte junge Frau, die kämpfen muss – mit ihrem Trauma, ihren Schuldgefühlen, für ihre Würde.«
Fiasko (Fotoessayfilm, 15.000 Euro) von Janet Riedel nach Imre Kertész: »Steinig hatte seinen eigenen Tod überlebt. Angekommen auf einem unbekannten, namenlosen Flughafen einer großen, ihm merkwürdig vertrauten Stadt, begibt er sich auf die Suche nach einer Aufgabe, die das Überleben
möglich macht – in einem System, das allen den Prozess macht, die ihren Glauben an Individualität u. Freiheit noch nicht verloren haben.«
Die Nachtigall Und Die Rose (Animation, 15.000 Euro) von Larisa Lauber: »Ein Student sucht verzweifelt eine Rose, mit der er hofft, die Liebe eines Mädchens zu gewinnen. Eine Nachtigall will ihm dabei helfen und tauscht ihr Leben für eine rote Rose. Doch ihr Opfer war umsonst. Das Mädchen findet die Rose zu
wertlos.«
Seidene Stille (Spielfilm, 4.000 Euro) von Christian Brüggemann: »Eine Liebesgeschichte zwischen zwei gehörlosen Menschen. Diese beiden sind gebrochene und einsame Charaktere in tiefer Krise. Aber durch die gemeinsame Begegnung und die aufkeimende Liebe beginnt für beide gemeinsam und als einzelnes Wesen Heilung.«
Glasfasern (Spielfilm, 14.600 Euro, wie ist denn diese krumme Summe entstanden?) von Alexandra Schröder:
»Ein Job als Messehostess verschlägt Anja nach Köln, wo ihr Dominik (13) begegnet, der aggressiv, aber beharrlich Kontakt zu ihr sucht. Aus der Wohnung, in der Dominik mit seinem Vater lebt, hört Anja wiederholt Geräusche, die von häuslicher Gewalt zeugen. Sie erlangt Gewissheit: Dominik wird von seinem Vater misshandelt und Anja ist gezwungen zu reagieren. Aber wie?«
Bühne: wolfsburg (13.253 Euro) von Arne Bunk: »Dokumentarischer und experimenteller
Fotofilm über die Produktion von urbanem Raum am Beispiel Wolfsburgs.«
Employee of the day (Animationsfilm, 15.000 Euro) von Alexander Isert, Christoph J. Kellner: »Willkommen in der total vernetzten, multimedialen und interaktiven Zukunft. Wo Medien realer und bunter sind als das wirkliche Leben! Willkommen zu ›Employee of the Day‹ – der Show, die Ihnen den Atem rauben wird.«
Paddy, der kleine pirat
(Animationsfilm, 15.000 Euro) von Michael Schwertel: »Der kleine Pirat muss innerhalb kurzer Zeit der Piratengang einen Schatz präsentieren, sonst verliert er seine Insel. Mit seinem Matrosen Kröte begibt er sich auf Freibeuterei bei den Wikingern, kämpft mit einem Drachen ...zu guter Letzt hilft ihm kein Gold der Welt, sondern nur Freundschaft.«
Berlin Ist Sexy (Spielfilm, 15.000 Euro) von Maria – Anna Rimpfl: »Der Film erzählt die Geschichte eines
jungen Mannes, der sich vor Stillstand und Tod fürchtet und sich in das Leben als einzige Party flüchtet. An dieser Stelle wird er mit einem Dorf voll alter Menschen konfrontiert, die dem gemeinsamen Tod bewusst ins Auge blicken und als rauschendes Fest inszenieren.«
Stiff (Spielfilm, 15.000 Euro) von Gabrielle Pfeiffer: »Ein alternder Journalist trifft auf eine Gruppe junger Bergmänner. Eine emotionale Irrfahrt durch einen finsteren Wald im Polen der 70er
Jahre beginnt. Erst durch eine wundersame Begegnung finden die Männer wieder zurück ins Leben.«
Luis (Spielfilm, 15.000 Euro) von Michael Koch: »In einem abgelegenen Haus in den Schweizer Bergen besucht Luis (18) erstmals seit Jahren seinen Vater Henryk (45) und trifft unvermutet auf die neue Familie seines Vaters, von der er bisher nichts gewusst hat. Im Spannungsverhältnis zwischen Wut, Unverständnis und dem Wunsch nach emotionaler Nähe versucht Luis
seinen Vater aus der Reserve zu locken und provoziert den Konflikt.«
Urbanes Domino (experimenteller Dokumentarfilm, 12.500 Euro) von Ulf Staeger: »Die Kontraste zwischen prosperierenden und ärmeren Stadtvierteln in Deutschland werden durch räumliches Zusammenrücken erfahrbar.«
Wie Alles Endet (Spielfilm, 15.000 Euro) von Kai Seekings: »Ein zielloser junger Mann sucht die Antwort nach einem Sinn im egoistischen
Nachtleben. Doch als er eine Frau schwängert, wird er von einer Welle fortgespült, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellt und ihn nach neun ereignisreichen und bewegenden Monaten am Strand der Erkenntnis wieder ausspuckt.«
Alfonsos Traum (Dokumentarfilm, 15.000 Euro) von André Hörmann: »Alfonso Richards bereitet seinen Sohn Oscar auf den Boxwettkampf Golden Gloves 2009 in Chicago vor. Sie gehören zu den Ärmsten. Den Boxkampf sehen sie als ihre Chance,
um aus der Armut zu entkommen.«
Prinz Ratte (Animationsfilm, 15.000 Euro) von Albert Radl: »Prinz Ratte ist ein Märchenfilm mit allem, was dazu gehört: Burg, Prinzessin, Prinz, Drachen, einem heimlichen Verehrer und großer Gefühle, aber auch einem unerwarteten Ende und einer ungewöhnlichen Wahrheit über Helden und große Wünsche.«
Legenden (Experimentalfilm, 14.700 Euro) von Angélique Dubois: »Der Film ist ein moderner
Experimentalwestern, dessen Schauplatz die Stadt Leverkusen ist. Alle Spielsequenzen sind von legendären Westernklassikern großer Hollywoodproduktionen inspiriert u. werden mit (Laien-)Darstellern inszeniert.«
Der Achte Tag Der Woche (Spielfilm, 15.000 Euro) von Joanna Maxellon: »Nach einem Streit mit ihrer Mutter kommt die 7-jährige Suzie aus Trotz spontan auf die Idee, eine neue, bessere Familie für sich und ihre 3-jährige Schwester Melli zu
suchen. Ihre Suche fängt auf dem Kinderspielplatz an und führt sie durch das Labyrinth der Plattenbausiedlung bis in die Vorstadt. Als sie von einer türkischen Familie angenommen wird, stellt man plötzlich fest, dass es für sie doch keinen Platz in der mehrköpfigen Familie gibt....«
Immerfort (Animationsfilm, 15.000 Euro) von Maja Nagel: »Eine üppig farbige Bildgeschichte über die immergleiche Fortsetzung von Begegnungen durch Interaktion und
Konstellation in anfangs wenigen u. immer vielfältiger werdenden Beziehungen bis hin zur Masse in Ordnung oder Chaos.«
Die Auswahl der Kurzfilmprojekte erfolgte auf Vorschlag der Jury Produktionsförderung B (Kurzfilm). Die Jury tagte in folgender Besetzung: Thomas Blieninger, Leberskirchen (Produzent, Journalist), Michael Dreher, Ostfildern/München (Regisseur, Autor), Alexander Kunja, Berlin (Autor, Regisseur), Susann Schimk, Berlin (Produzentin) und Elfriede Schmitt, Köln
(Vorsitzende, Journalistin, Agentur für Film- u. Medienprojekte).
(To be continued)
Rüdiger Suchsland