66. Berlinale 2016
Oh Mamma, where are you? |
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Mum’s Favorite – leider geschlossen... |
Es war »der« Treffpunkt bei der Berlinale, nicht nur weil er extrem günstig lag, in einer Ecke des Cinenmaxx-Komplexes am Potsdamer Platz, wo ganz viele Filme laufen, sondern auch weil die Bedienungen nett sind, die Preise nicht unverschämt, weil man da auch mal drei Stunden sitzen durfte und weil es Steckdosen für die Gäste gibt: Das Mum’s Favorite am Potsdamer Patz war auch der
Favorit vieler Berlinale-Besucher.
Jetzt ist das Restaurant geschlossen.
Man baut um, über viele Wochen. Was für eine Schwachsinnsidee, das denke nicht nur ich, das ausgerechnet während der Berlinale zu tun, wo das Restaurant endlich mal voll ist. Wenn keine Berlinale ist, ist das hier nämlich ein wüstes Land.
Was aber daran das eigentlich Interessante ist: Es kümmert die Verantwortlichen nicht. Die Berlinale findet in ihren Köpfen einfach gar nicht statt. Sagt ja auch was
über »das Publikumsfestival«.
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Nil, Filmkritikerin aus der Türkei, hat mir schon gestern gemailt: »Ist Mum’s Favorite geschlossen? Was werden wir machen?«
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Der Potsdamer Platz ist ja eine schreckliche Wüste. In 15 Jahren seit dem Umzug vom Ku-damm und den Kinos zwischen Zoopalast und Intercontinental, seit dem Ende der Westberliner Berlinale also, haben wir uns daran gewöhnt. Das heißt aber nicht, dass ich irgendwen kenne, der es hier schön, oder gar toll findet. Man schickt sich in die Gegebenheit, wie man das bei einem schlechten Filmprogramm ja auch tut. Überstehen ist alles.
Das ist schlecht, denn Menschen wie wir Kritiker
müssen 12 Tage am Potsdamer Platz alles tun außer schlafen – manchmal sogar das, nämlich im Kino, wenn der Film schlecht ist.
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Zur Eröffnung heute Abend gibt es, weil der Festivaldirektor nicht nur bekennender Vegetarier ist, sondern auch Fressprediger, der allen anderen seinen Geschmack aufzwingen möchte, so etwas wie »Chia-Steak mit Kresseragout und Tofu-Gnoccis«. Macht nix, ist gesund, im Krieg ham wir ganz andere Sachen gegessen, Sesam ist schließlich auch Vogelfutter. Und Chia haben wir unserem Hansi auch immer verfüttert – das heißt ja noch nicht, das es ungesund ist. Der Wellensittich ist zwar längst tot, aber der Junge leitet heute ein Filmfestival...
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Wir werden einige der nettesten Gespräche des Eröffnungsempfangs dann wahrscheinlich wieder beim McDonalds gegenüber dem Berlinale-Palast haben, wo sich über Stunden jene Empfangsgäste tummeln, denen Fleischverzicht oder vielleicht auch nur der von Außen auferlegte Zwang dazu zu blöd ist. Einige Autogrammjäger haben das übrigens auch so raus, und bekommen so ihr ganz persönliches Berlinale-Big-Mäc-Menu.